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Shania Twain über Feminismus: "Dann ist es meine eigene Schuld"


Weltstar Shania Twain
"Dann ist es meine eigene Schuld"

InterviewVon Sebastian Berning

16.03.2023Lesedauer: 4 Min.
Interview
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Shania Twain: Der Popstar ist passionierter Reiter.Vergrößern des Bildes
Shania Twain: Der Popstar hat mit "Queen of Me" das erste Album seit 2017 veröffentlicht. (Quelle: Louie Banks)

Sie prägte Generationen von Sängerinnen mit ihrem Selbstbewusstsein. Woher sie dieses nahm und welch mahnendes Beispiel ihre Mutter war, verrät Shania Twain im t-online-Interview.

Shania Twains LP "Come On Over" von 1997 zählt mit über 40 Millionen verkauften Tonträgern zu einem der erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte.

Darüber hinaus schuf die Kanadierin Welthits wie "Man! I Feel Like a Woman", "That Don't Impress Me Much" oder "Any Man of Mine" mit weiblich-selbstbewussten Texten und führte so einen neuen Typ Frau in die Popmusik der Neunzigerjahre ein. Auch wenn sie das selbst gar nicht so wahrnimmt.

t-online: Frau Twain, glauben Sie, dass Sie eine Vorreiterin für feministische Künstlerinnen wie Billie Eilish oder Beyoncé sind?

Shania Twain: Ich denke, es waren noch einige andere Vorreiterinnen. Denken Sie mal an Madonna oder Dolly Parton. Gerade im Country gab es schon früher viele Frauen, die sehr selbstbewusst auftraten. Das hat wiederum mich sehr geprägt.

Inwiefern?

Meine Mutter zum Beispiel war keine unabhängige Frau. Aber dann waren da diese Sängerinnen, die von einem selbstbestimmten Leben sangen. Ich habe für mich selbst entschlossen, dass ich nie eine Frau sein möchte, die nicht für ihre eigene Freiheit einsteht. Ich glaube, ich habe von beiden Seiten der Weiblichkeit gelernt: von Frauen, die mich inspiriert haben. Aber auch von denen, die so waren, wie ich nie sein wollte.


Quotation Mark

"Ich versuche immer, die Frau in mir zu bestärken."


Shania Twain


Mit Songs wie "Man! I Feel Like a Woman" haben Sie in den Neunzigern die Figur der starken Frau im Pop geprägt. War das beabsichtigt?

Man darf meine Musik nicht als Contra-Mann und Pro-Frau verstehen. Mir geht es um Selbstbewusstsein. Aber klar, "Man! I Feel Like a Woman" ist ein Statement. Ich schreibe gerne diese plakativen Lyrics (lacht). Ich versuche immer, die Frau in mir zu bestärken. Es geht um Freiheit und Unabhängigkeit. Das können Männer genauso auf sich beziehen.

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Im Titelsong Ihres aktuellen Albums "Queen of Me" singen Sie darüber, dass Männer und Frauen nicht immer gleichgestellt sind. Das war schon der Tenor von "Man! I Feel Like a Woman" von 1997. Hat sich in den zurückliegenden 25 Jahren nichts getan?

Es hat sich einiges verbessert. Aber ja, in einigen Bereichen des Lebens gibt es leider noch immer Ungleichheiten.

Wo sehen Sie diese?

In der Arbeitswelt, in der Kunst, im Leben an sich. Überall auf der Welt. Ich denke, jede Frau sollte die "Queen of Me", also die Königin ihrer selbst sein.

Wie schaffen Sie persönlich das?

Ich bin niemand, der anderen für irgendetwas die Schuld gibt. Ich treffe lieber meine eigenen Entscheidungen und mache Dinge, so wie ich es will. Wenn mir dann ein Fehler unterläuft, dann ist es meine eigene Schuld und ich kann niemanden dafür verantwortlich machen. Das bedeutet Unabhängigkeit nämlich auch.

(Quelle: Al Bello/Getty Images)

Shania Twain

Die 57-Jährige hat vor wenigen Wochen ihr neues Album "Queen of Me" veröffentlicht. "Ich habe zwei Jahre darauf gewartet, mit den Musikern wieder in einem Raum sein zu können", sagte sie t-online. "Ich musste mich wirklich in Geduld üben, aber ich wollte die Erfahrung machen, mit allen zusammen zu sein."

Mit der neuen LP konnte sie in den USA auf Platz 10 der Charts einsteigen, in Deutschland reichte es für Position 13.

Was hat sich in den vergangenen Dekaden für Frauen verbessert?

Als ich meine Karriere begann, gab es kaum Frauen im Musikgeschäft. Da hat sich vieles geändert – aber das gilt auch für unsere gesamte Gesellschaft. Frauen bekleiden heute bessere Positionen als früher. Aber ich würde nicht sagen, dass uns das heute per se zu einer besseren Gesellschaft macht als vor 20 oder 30 Jahren.

Nicht?

Nein, was uns heute besser macht, ist der Wille, Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen anzustreben. Heute sind wir inklusiv und offen. Frauen genießen eine bessere Bildung als beispielsweise meine Mutter oder Großmutter.

Sie gelten als selbstbewusste Frau. Waren Sie das schon in Ihrer Kindheit?

Hm, ich glaube, dass dieses Denken eher von der Überzeugung rührt, dass man nicht unabhängig ist, bis man sich diese Unabhängigkeit nimmt.

Das müssen Sie mir erklären.

Unabhängigkeit fängt im Kopf an. Als Kind war ich, wie alle anderen auch, von meinen Eltern abhängig. Ich habe früh gemerkt, dass ich meine Unabhängigkeit brauche. Ich wollte aber nicht warten, bis ich erwachsen bin, weil das für mich Zeitverschwendung war. Ich wollte ausbrechen, Musikerin werden. Daher habe ich schon früh Songs geschrieben und in diesen war ich eine freie Person, anders als im echten Leben als Teenager.

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Sie starteten Ihre Karriere, als Menschen noch CDs kauften. "Come On Over" wurde 40 Millionen Mal verkauft. "Queen of Me" verkaufte sich in der ersten Woche nur 35.000 Mal in den USA. Wie gehen Sie damit um?

Nun, ich veröffentliche nicht so oft Alben, dass ich den Einbruch der physischen Tonträger so nah miterlebt hätte. Mein Sohn ist 21 und streamt viel, also war ich zumindest nicht überrascht, wie Leute heute Musik konsumieren. Für mich bedeutet das, dass ich für die Menschen, die ein Album kaufen, ein noch schöneres Produkt erstelle und viel Arbeit in Design und Verpackung investiere. Wer heute eine CD oder LP kauft, ist ein Sammler. Ich selbst spiele auch jedes Vinyl ab, wenn ich mir ein neues Album kaufe. Ich mag das sehr.

Zu jedem neuen Werk gehören auch Konzerte. Gehen Sie noch gerne auf Tour?

Jetzt, wo mein Sohn erwachsen und ausgezogen ist, kann ich es wieder mehr genießen. Es warten nur noch meine Pferde auf mich. (lacht) Mein Hund kann mit mir reisen. Mein Mann übrigens auch. Das macht das Touren einfacher, denn jede Konzertreise nimmt viel Zeit in Anspruch. Aber wenn ich sehe, wie die Fans in der Musik aufgehen, dann ist es mir das wert. Ich sehe jede Tour als meine letzte Chance an.

Denken Sie etwa ans Karriereende?

Nein, aber ich sehe das realistisch. Man weiß nie, was die Zukunft bringt. Ich habe nach meiner Kehlkopfoperation eine neue Stimme. Ich wusste lange nicht, ob ich überhaupt noch einmal singen werde. Daraus habe ich gelernt, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Ich habe auch Lust, wieder um die ganze Welt zu reisen und aufzutreten. Auch bei Ihnen in Europa. Das wird alles noch kommen und steht auf jeden Fall auf meiner Bucketlist, gehört also zu den Dingen, die ich in meinem Leben noch machen möchte. (lacht)

Verwendete Quellen
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