t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeMobilitätAutos

Pflicht ab 31. März: eCall im Auto – was es kann, was es kostet


Neue Pflicht
Notrufdienst im Auto – was es kann, was es kostet


Aktualisiert am 25.03.2018Lesedauer: 4 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
Qualitativ geprüfter Inhalt

Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
eCall-Notruftaste in einem Peugeot: Bis das System flächendeckend verbreitet ist, wird es noch viele Jahre dauern.Vergrößern des Bildes
eCall-Notruftaste in einem Peugeot: Bis das System flächendeckend verbreitet ist, wird es noch viele Jahre dauern. (Quelle: Hersteller-bilder)

eCall wird Pflicht: Ab 31. März 2018 gehört der Notrufdienst ins Auto. Das System erkennt einen Unfall und holt Hilfe. So kann es Tausende Leben im Jahr retten. Allerdings wird das noch ziemlich lange dauern.

Verschiedene Sensoren im Auto geben ihre Informationen an eCall weiter, sodass der Notrufdienst weiß, wann die Passagiere einen Helfer benötigen. Hier erfahren Sie alles über das System.

Für welche Autos wird eCall jetzt verpflichtend?

Das System ist für Autos vorgeschrieben, die künftig ganz neu auf den Markt kommen. Also für Modelle, die ihre Typzulassung ab dem 31. März erhalten. Diese Zulassung ist eine Bedingung dafür, dass ein Modell überhaupt verkauft werden darf. Neuwagen eines Modells, dessen Typzulassung vor dem 31. März erfolgte, benötigen eCall deshalb nicht zwingend. Die Pflicht gilt für alle Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, wie sie bei Handwerksbetrieben im Einsatz sind.

Werden Autos nun teurer?

Da künftig eCall den Regeln gemäß in jedem Neuwagen eingebaut wird, muss auch jeder Kunde das System bezahlen. Experten schätzen, die notwendige Technik koste rund 100 Euro. Vieles davon, etwa eine SIM-Karte, eine Antenne und ein Navigationsmodul, haben die meisten Neuwagen ohnehin an Bord. Dass sich Autos spürbar verteuern, muss man also nicht befürchten. Der Service selbst soll nichts kosten, sagt die EU.

Wie wirksam ist eCall?

Gerade bei schweren Unfällen, wenn jede Sekunde zählt, kann eCall wichtige Zeit sparen, sagt die EU-Kommission. Sie schätzt, dass Rettungskräfte durch eCall um bis zur Hälfte schneller am Unfallort sein werden als bislang. Dadurch könnten sie pro Jahr in ganz Europa 2.500 zusätzliche Menschenleben retten. Außerdem kommt es an ungesicherten Unfallstellen oft zu Folgeunfällen und langen Staus. Diese Folgen sollen durch eCall ebenfalls verringert werden, da die Leitstelle schneller den Unfallort absichern lassen könne.

Wie funktioniert das System?

Der Notrufdienst funktioniert europaweit gleich: Wenn das Auto einen schweren Unfall hatte, löst es sofort einen Notruf an die Nummer 112 aus und stellt eine Sprachverbindung her. Auch die Notrufnummer ist in ganz Europa einheitlich. Außerdem können Fahrer, Passagiere oder auch Helfer diesen Notruf per Druck auf einen SOS-Knopf auslösen – und zwar nicht nur nach einem Verkehrsunfall, sondern beispielsweise auch bei einem Herzanfall.

Aber was, wenn Fahrer und Passagiere bewusstlos sind? Auch in diesem Fall hilft das System: Neben dem Anruf werden auch Daten an die Rettungsleitstelle übertragen. Dort erfahren die Helfer unter anderem ganz genau, wann und wo der Unfall stattfand. Das System informiert sie auch darüber, wie viele Personen mindestens in dem Auto sitzen, denn es erkennt, wie viele Sicherheitsgurte angelegt sind. Die Leitstelle weiß dadurch, wie viele Rettungswagen mindestens benötigt werden. Außerdem teilt eCall die Fahrtrichtung des Unfallautos mit. Das ist besonders wichtig auf einer Autobahn oder in einem Tunnel, wo Rettungskräfte nicht wenden können.

Wie arbeitet die Technik?

Moderne Autos sind mit einer Vielzahl an Sensoren ausgestattet, die bestimmte Veränderungen registrieren und diese Informationen weiterleiten. eCall ist mit einer Auswahl dieser Sensoren vernetzt. Werden zum Beispiel die Airbags ausgelöst, dann erfährt das System davon. Es schlussfolgert daraus, dass ein Unfall geschehen ist. Über eine fest im Auto verbaute SIM-Karte informiert es daraufhin die nächste Notrufzentrale.

Ist mein Auto schon mit eCall ausgerüstet?

Neu ist zwar die eCall-Pflicht, Technik und Infrastruktur sind aber längst fertig. Einige Autohersteller haben auch eigene, sehr ähnliche Dienste entwickelt. Ob Ihr Auto bereits eCall oder einen verwandten Service bietet, erfragen Sie in Ihrer Werkstatt oder direkt beim Hersteller.

Kann ich eCall nachrüsten?

Ja. Unter anderem haben Werkstattketten, Automobilclubs, aber auch Versicherungen entsprechende Stecker im Angebot. Sie werden mit dem Zigarettenanzünder oder der OBD-Schnittstelle, dem Fahrzeugdiagnosesystem, verbunden. Sie überwachen verschiedene Systeme des Autos, zeigen per Kontrolllämpchen auftretende Fehler und speichern diese Information. Die Schnittstelle ist je nach Auto an verschiedenen Orten verbaut – aber immer im Fahrgastraum. Sie finden sie meist im Handschuhfach, im Bereich der Mittelkonsole oder unter dem Armaturenbrett.

Allerdings gibt es laut ADAC noch keine Nachrüstsysteme, die alle Anforderungen an eCall erfüllen. Und die Angebote der Versicherungen sammeln teilweise weitere Daten, etwa zur Fahrweise und zur gefahrenen Route. Diese Daten können in einem Schadensfall von Bedeutung sein – nicht immer zum Vorteil des Versicherungsnehmers.

Eine Verpflichtung, eCall nachzurüsten, gibt es nicht. Deshalb wird das System in Deutschland erst im Jahr 2035 flächendeckend vorhanden sein, sagt der Verband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Was sagen Datenschützer?

Schon 2014 hat die EU-Kommission die Einführung von eCall beschlossen, aber erst nachträglich wichtige Anforderungen zum Datenschutz gestellt. Dadurch kam es zu einer langen Verzögerung bei der Einführung des Service. Unter anderem wurde festgelegt, dass Rettungsleitstellen die Positionsdaten der Autos kontinuierlich löschen müssen. Datenschützer kritisieren dennoch, dass durch eCall künftig in jedem neuen Auto ein Ortungssystem steckt.

Damit die eCall-Daten nicht missbraucht werden können, schreibt die EU den Einsatz des europäischen Galileo/Egnos-Satellitennavigationssystems vor. Der Kritik wird außerdem entgegengehalten, dass eCall nicht personalisiert sei und die gesendeten Daten nur schwierig mit einem bestimmten Fahrer in Verbindung gebracht werden könnten. Wenn das Auto den Besitzer wechselt, wird deshalb keine Aktualisierung nötig.

Lässt sich eCall abschalten?

Das ist nicht vorgesehen und deshalb für Laien auch nicht möglich. Im Gegenteil – das funktionstüchtige System muss in künftigen Autogenerationen sogar an Bord sein, weil es ein Bestandteil der Typzulassungsprüfung ist. Wenn so ein Bestandteil aus dem Auto entfernt wird, dann erlischt die Betriebserlaubnis.

Aus welchen Bausteinen besteht das System?

  • Ein Crashsensor registriert, wenn das Auto in einen Unfall verwickelt wurde und kann einschätzen, ob es sich um einen leichten Unfall handelt oder um einen schweren, sodass er einen Alarm auslösen muss.
  • Der GPS-Empfänger ermittelt exakt den Standort des Autos.
  • Über die GSM-Antenne wird der Notruf an die Leitstelle gesendet.
  • Per Steuergerät werden die Daten und weitere wichtige Informationen des Standorts gemeldet.
  • Mit einem SOS-Knopf kann der Notruf auch per Hand ausgelöst und eine Telefonverbindung hergestellt werden.
  • Dazu sind auch Lautsprecher und Mikrofon nötig.
  • Falls der Unfall zu einem Kurzschluss führt oder die Batterie beschädigt, muss eine Notstromversorgung sicherstellen, dass eCall dennoch funktioniert.
  • Diese Funktionstüchtigkeit wird von einer Kontrollleuchte angezeigt.
Verwendete Quellen
  • ADAC
  • dpa
  • Spot Press Services
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website