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Kühlschrank verschickte Spam-Mails - Schutz kaum möglich


Internet der Dinge
Kühlschrank verschickte Spam-Mails

Matthias Kremp

Aktualisiert am 17.01.2014Lesedauer: 3 Min.
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Frau blickt erstaunt in einen KühlschrankVergrößern des Bildes
Intelligenter Kühlschrank wird zur Spam-Schleuder. (Quelle: T-Online-bilder)

Cyberkriminelle haben ein neues Werkzeug. Statt wie bisher Computer zu kapern, nutzen sie vernetzte Haushaltsgeräte für ihre Angriffe. Sicherheitsexperten haben erstmals eine Spam-Welle dokumentiert, an der auch ein Kühlschrank und TV-Geräte beteiligt waren.

Die Bösewichter sind ihrer Zeit mal wieder voraus. Während der Großteil der Menschheit noch nichts vom Internet der Dinge weiß, nutzen Cyberkriminelle die neue Technik bereits für ihre Zwecke.

Experten der auf Sicherheitslösungen spezialisierten Firma Proofpoint haben jetzt dokumentiert, was wohl als erste großangelegte Cyberattacke mit Hilfe vernetzter Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik gelten darf.

Haushaltsgeräte im Botnetz

Dem Unternehmen zufolge waren die Geräte Teil eines Botnets, das zwischen dem 23. Dezember 2013 und dem 6. Januar 2014 mehr als 750.000 Spam-E-Mails verschickt hat.

Insgesamt seien mehr als 100.000 Heimnetz-Router, Multimedia-Player, Smart-TVs und sogar ein smarter Kühlschrank an der Spam-Welle beteiligt gewesen. Damit stellten Haushaltsgeräte ein Viertel aller für die Aktion missbrauchten Geräte, den Rest erledigten herkömmliche Computer und Router.

Thermostate mit Internetanschluss

Immer mehr Haushaltsgeräte und Unterhaltungsgeräte werden heutzutage mit integrierten Rechnern ausgestattet, die beispielsweise eine Steuerung per App oder den Zugang zum Internet ermöglichen.

TV-Geräte nutzen das, um ähnliche Apps wie Smartphones verfügbar zu machen, Kühlschränke und Waschmaschinen liefern auf diese Weise Statusinformationen oder lassen sich über das Netz fernsteuern.

Internet der Dinge

Weil alle diese Geräte mit dem Internet verbunden sind, spricht man vom Internet der Dinge. Dazu werden Monitore in Tierställen, medizinische Geräte, Bordcomputer in Autos oder beispielsweise Bojen gezählt - oder intelligente Thermostate wie Nest oder Tado, die diese Woche wegen einer Milliardeninvestition Googles in den Fokus rückten.

Bis 2015 werde die Zahl solcher vernetzten Geräte auf 25 Milliarden steigen, bis 2020 auf 50 Milliarden anwachsen, prognostiziert das Sicherheitsunternehmen Bitdefender. Das Marktforschungsunternehmen IDC geht sogar davon aus, dass 2020 schon 200 Milliarden Geräte als Teil des Internets der Dinge vernetzt sein werden.

Eingang durch die Vordertür

Diese Zahlen lassen erahnen, weshalb Kriminelle in diesem Bereich ein lohnendes Ziel sehen. Hinzu kommt, dass sich Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik meist kaum gegen Angriffe zur Wehr setzen können.

"Viele dieser Geräte sind bestenfalls schlecht geschützt, und die Anwender haben keine Möglichkeit, Infektionen zu entdecken oder zu beseitigen", sagt Proofpoint-Manager David Knight.

Haushaltsgeräte sind nur schwer zu schützen

Umso leichter ist es für Angreifer, sich Zugang zu diesen Geräten zu verschaffen. Während sie bei Computern und Laptops in der Regel Anti-Viren-Programme und Firewalls austricksen müssen, um ihre Schadsoftware auf dem Rechner zu platzieren, können sie im Internet der Dinge quasi durch die Vordertür eintreten.

Sogenannte Exploits, mit denen sich Sicherheitslücken in Betriebssystemen wie Windows ausnutzen lassen, sind nicht nötig. Tatsächlich ließen sich viele der missbrauchten Geräte offenbar schlicht mit Hilfe eines Standard-Passworts kapern.

Hunderttausend Thingbots

Haben Angreifer die Kontrolle über ein vernetztes Gerät übernommen, kann auch ein Router, ein Smart-TV oder eben ein Kühlschrank derart manipuliert werden, dass er Spam verschickt oder sich an einem Überlastungsangriff auf einen Server beteiligt.

Der Besitzer eines derart zum sogenannten Thingbot umfunktionierten Geräts bekommt davon nichts mit. Beim Fernseher wird das Bild nicht schlechter, im Kühlschrank wird nichts auftauen, wenn er im Hintergrund ein paar E-Mails verschickt.

Geschickte Nutzung gekaperter Geräte

Denn mehr ist es oft nicht, was die Internet-Gangster den gekaperten Geräten abverlangen. Im konkreten Fall etwa sind laut Proofpoint pro Gerät nur zehn Spam-Nachrichten verschickt worden. Die geringe Zahl war offenbar gewählt worden, um Gegenmaßnahmen zu erschweren.

Schickt ein einzelnes Gerät Tausende solcher Nachrichten, ließe sich das mit Schutzsoftware blockieren, schicken aber 100.000 Thingbots nur je zehn Nachrichten, ist eine Gegenwehr weit schwieriger.

Eine Goldgrube für Kriminelle

Angesichts der rasant zunehmenden Zahl in irgendeiner Weise vernetzter Geräte wächst dieses Problem. Wer sich jetzt darauf spezialisiert, Haushaltsgeräte als Thingbots auszunutzen, wird daraus viel leichter als bisher Botnetze weben können, in denen weit mehr Geräte als zuvor zusammengefasst sind - mit einer ungeheuren Schlagkraft.

Schutz ist Sache der Hersteller

Das zu verhindern, ist Sache der Hersteller. Sie müssen dafür sorgen, dass ihre Geräte nicht mehr mit Standard-Passworten geöffnet oder falsch konfiguriert werden können.

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