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Rentenpläne der CDU: Länger arbeiten? Endlich sagt's mal einer!


CDU-Rentenpläne
Endlich sagt's mal einer!

  • Florian Schmidt
MeinungVon Florian Schmidt

Aktualisiert am 23.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Friedrich Merz: Geht es nach der CDU, arbeiten die Deutschen künftig länger.Vergrößern des Bildes
Friedrich Merz: Geht es nach der CDU, arbeiten die Deutschen künftig länger. (Quelle: IMAGO/Chris Emil Janssen)

Die CDU will das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung koppeln. Das ist gut so, weil bitter nötig. Und für die Konservativen durchaus bemerkenswert.

Liebe Deutsche: Die Rente ist sicher. Nein, wir müssen nichts ändern. Keine Sorge. Das wird schon! Länger arbeiten? Nicht mit uns.

So oder so ähnlich klingt es oft, wenn Politiker fast aller Parteien in Bierzelten, bei Sonntagsreden und auf Parteitagen über die Rente sprechen. Auch die CDU hielt lange an dieser Erzählung fest.

Bis jetzt. In einem Ideenpapier für das neue Grundsatzprogramm der Partei plädiert die Fachkommission Soziale Sicherung dafür, das Renteneintrittsalter schrittweise zu erhöhen und an die Lebenserwartung zu koppeln. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Damit übernimmt erstmals eine große Volkspartei das, was Ökonomen und Experten regelmäßig fordern, was die Politik aber genauso regelmäßig und reflexhaft ablehnt. Endlich!

Die gesetzliche Rente steht vor dem Kollaps

Denn eine Anhebung des Renteneintrittsalters ist bitter nötig. Der Grund: Das Umlagesystem der gesetzlichen Rente steht über kurz oder lang vor dem Kollaps. Wahrscheinlicher ist übrigens eher "kurz", schließlich geht schon in den kommenden fünf Jahren ein Großteil der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge um 1960 in Rente.

Wo heute noch durchschnittlich 1,8 Beitragszahler für die staatlichen Leistungen eines Rentners aufkommen, sind es 2030 wohl nur noch 1,5. 2050 dürfte die Zahl nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gar auf 1,3 schrumpfen, wenn die Politik nicht gegensteuert.

Übersetzt heißt das: Sollen Rentner auch künftig um die 50 Prozent des Durchschnittseinkommens von Arbeitnehmern bekommen, das Rentenniveau also stabil bleiben, müssten die Jungen deutlich mehr an die Alten überweisen. Entweder in Form höherer Rentenbeiträge oder auf Umwegen über noch größere Zuschüsse aus Steuermitteln, die dann an anderer Stelle fehlen würden, zum Beispiel für den Bau von Kindergärten.

Eine Idee gegen die Gerontokratie

Fast unausweichlich wirkt da die Erhöhung des Renteneintrittsalters, nicht zuletzt, weil die politische Macht älterer Menschen mit ihrer Zahl wächst. Demokratisch wird es damit künftig immer schwerer, unpopuläre Entscheidungen – wie etwa eine Kürzung des Rentenniveaus – gegen jene Wählergruppe durchzusetzen. Auch für die nun vorgeschlagene Anhebung des Renteneintrittsalters gilt: Je länger wir damit warten, desto schwieriger wird es, sie gegen die vielen älteren Arbeitnehmer zu beschließen.

Die CDU beweist somit, anders als die regierenden Ampelparteien SPD, Grüne und FDP, dass sie der Realität ins Auge blickt. Das ist bemerkenswert, wenn auch aus anderen Gründen als mancher zunächst glauben mag.

So stimmt es zwar, dass sich die CDU, die bis heute viele als "Rentnerpartei" belächeln, lange Jahre schwertat mit einer umfassenden, ja radikalen Reform der gesetzlichen Rente. Fakt ist aber auch, dass es 2007 CDU und SPD waren, die die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 beschlossen haben, weshalb der Gedanke vielen in der Partei nicht allzu fremd sein dürfte.

Die Anhebung des Rentenalters ist gerecht

Kontraintuitiv jedoch und deshalb tatsächlich interessant ist vielmehr, dass die CDU zuletzt beim Thema Rente eher auf kurzfristige Wahlgeschenke (Stichwort: Mütterrente) setzte als auf langfristige, vernunftgetriebene und generationengerechte Lösungen, wie es die Verbindung von Lebenserwartung mit Lebensarbeitszeit wäre.

Setzte sich dieser Plan wirklich durch, wüsste jeder ganz verbindlich und klar durch eine entsprechende Tabelle, wie lange er arbeiten müsste. Und: Niemand käme zu kurz, jeder hätte – im Schnitt – gleich viel Zeit nach dem Ende des Arbeitslebens und würde bis zu seinem Ableben ähnlich lange Geld aus der Rentenkasse beziehen.

Zu hoffen bleibt deshalb, dass der Vorschlag aus dem Papier die finalen Abstimmungen in der Partei übersteht – und dass die Idee eines Renteneintrittsalters, das an die Lebenserwartung gekoppelt ist, damit auch in anderen Parteien salonfähig wird. Dann hätte der Weg der Union in die Opposition schon viel gebracht.

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