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Sparbuch als Geldanlage? Deutsche kostet Unwissenheit Tausende Euro


Geld in Gefahr
So wird das Sparbuch zur Falle

Von Frederike Holewik

Aktualisiert am 02.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Eine Seniorin hält ein Sparbuch der Sparkasse (Symbolbild): Die Inflation macht Sparen schwieriger, aber viele Deutsche wollen weiter Geld zur Seite legen. (Quelle: via www.imago-images.de)

Geldanlage gilt als trockenes und komplexes Thema. Kein Wunder, dass sich viele Deutsche kaum damit beschäftigen. Doch das kann sie Tausende Euro im Jahr kosten.

Deutschland ist eine Sparnation: Großeltern besorgen für ihre Enkel das erste Sparbuch, fast die Hälfte der Deutschen hat ein Konto bei einer Sparkasse und auch die Sparquote liegt in Deutschland seit Jahren deutlich über dem europäischen Durchschnitt.

Der Wille zum Sparen ist also groß – das Wissen der Deutschen beim Thema Geldanlage dagegen ausbaufähig. Das zeigt eine Studie des Versicherungskonzerns Allianz, für die insgesamt 1.000 Personen aus sieben Ländern befragt wurden. Dabei ist das Wissen an dieser Stelle bares Geld wert.

Ausgehend vom durchschnittlichen Finanzvermögen und möglichen Renditen bei verschiedenen Anlagestrategien kommt die Allianz zu dem Schluss, dass ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr durch geringe Finanzkompetenz rund 2.300 Euro weniger zur Verfügung hat als Haushalte mit hohem Wissen in diesem Bereich. "Geringe Finanzkompetenz tut richtig weh", sagt Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. "Über lange Anlagezeiträume, z. B. beim Sparen für den Ruhestand, kann es Sie buchstäblich ein Vermögen kosten."

Ein Sparbuch ist dabei zwar eine sichere Option, bringt aber wenig Rendite. Lesen Sie hier, wie Sie ihr Sparbuch kündigen können und welche Alternativen es gibt.

Sicherheit als wichtigstes Sparziel

Doch wie und wofür wird überhaupt gespart? Exklusiv für t-online hat die Allianz die Studienergebnisse für Deutschland gesondert ausgewertet. Dabei wird deutlich, dass die Inflation es vielen Menschen derzeit schwerer macht, ihre Sparziele zu erreichen.

An der Motivation hat es hingegen nichts geändert. Im Gegenteil gaben sogar 32 Prozent der Befragten an, künftig mehr Geld zur Seite legen zu wollen. Vor allem bei den unter 30-Jährigen ist die Sparmotivation groß. 57 Prozent von ihnen gaben an, in Zukunft mehr Geld sparen zu wollen.

Sicherlich will der eine oder andere sich mit dem zurückgelegten Geld auch ein schickes Auto, ein teures Schmuckstück oder einen Traumurlaub gönnen. Den meisten geht es laut Studie allerdings um Absicherung.

Gerade Jüngere (rund 50 Prozent) erhoffen sich finanzielle Stabilität und eine zusätzliche Einnahmequelle. Die älteren Befragten wollen vor allem ihr Alterseinkommen sichern und verbessern. Das gaben 56 Prozent der Personen über 45 Jahren an. Bei der Gruppe unter 45 Jahren stimmten 45 Prozent diesem Ziel zu.

Eine weitere Hürde, gerade für jüngere Menschen, ist dabei mangelndes Wissen über Finanzthemen. Bei den unter 30-Jährigen gaben 37 Prozent an, dass sie sich dabei unsicher fühlen. Unter allen Befragten war es rund ein Viertel.

Diese Unsicherheit führt mitunter auch dazu, dass die Deutschen an alten Sparmethoden festhalten. Eine Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Banken (BdB) fand im vergangenen Jahr heraus, dass immer noch rund 45 Prozent der Deutschen ein Sparbuch als Form der Geldanlage nutzen. 38 Prozent setzen auf Tages- und Festgeldkonten. Dabei bieten diese Sparmethoden oft nur niedrige Zinsen.

Frauen blicken zuversichtlich auf eigene Finanzen

Interessant ist, dass 44 Prozent der Frauen in Deutschland angeben, zuversichtlich auf ihre finanzielle Situation zu blicken. Das ist der höchste Wert in der internationalen Befragung der Allianz. Zum Vergleich: In Frankreich gaben 33 Prozent der Frauen an, zuversichtlich zu sein, in den USA waren es 31 Prozent, in Großbritannien 26 Prozent und in Australien gerade einmal 24 Prozent.

Dabei stehen Frauen finanziell im Schnitt deutlich schlechter da als Männer. 2022 lag der Vermögensunterschied zwischen Männern und Frauen in Deutschland bei 32 Prozent. Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer und selbst wenn Faktoren wie unterschiedliche Ausbildungen und Berufserfahrung herausgerechnet werden, liegt der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap derzeit noch bei sechs Prozent. Zudem sind Frauen deutlich häufiger von Altersarmut betroffen.

Vielleicht hängt das höhere Maß an Zuversicht auch mit dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zusammen. Bei einem kurzen Wissenstest als Teil der Studie schnitten die deutschen Frauen besser ab als die Männer. So wiesen 37 Prozent der Männer ein geringes Wissen auf, aber nur 20 Prozent der Frauen.

"Finanzwissen mehr als Mathematik"

Doch Wissen allein reicht nicht, es muss auch angewandt werden. "Typischerweise konzentrieren sich Programme zur Vermittlung von Finanzwissen auf die Förderung von Rechenfertigkeiten. Dabei ist Finanzwissen mehr als Mathematik", sagt Patricia Pelayo Romero, Senior Economist bei der Allianz und Mitautorin der Studie. "Jede erfolgreiche Maßnahme zur Vermittlung von Finanzwissen, insbesondere solche, die sich an Frauen und junge Menschen richten, sollte mit der Stärkung des Selbstvertrauens beginnen."

Alter spielt beim Finanzwissen zudem eine entscheidende Rolle. Mit den Jahren eignen sich die Menschen mehr Wissen an. In der Studie hatten 21 Prozent der über 50-Jährigen, häufig auch als Babyboomer-Generation bezeichnet, ein hohes Wissen bei Geldanlagefrage. Unter den unter 25-Jährigen waren es hingegen nur sechs Prozent.

Verwendete Quellen
  • Auswertung der Allianz
  • Pressemitteilung Allianz: "Fehlendes Finanzwissen kostet Menschen nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch viel Geld" (27. Juli 2023)
  • br.de: "Gender Wealth Gap: Warum Frauen im Schnitt 'ärmer' sind"
  • destatis.de: "Gender Pay Gap 2022: Frauen verdienten pro Stunde 18 % weniger als Männer"
  • tagesschau.de: "Sparer bleiben dem Sparbuch treu"
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