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Wirtschaft: Die Gewinner und Verlierer des Valentinstags


Wirtschaftsfaktor Valentinstag
Das schmutzige Geschäft mit den Rosen


Aktualisiert am 14.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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Rosen aus Kenia: Die Blumenindustrie bringt dem afrikanischen Land wichtige Devisen.Vergrößern des Bildes
Rosen aus Kenia: Die Blumenindustrie bringt dem afrikanischen Land wichtige Devisen. (Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa)

Der 14. Februar macht auch die Wirtschaft glücklich. Doch nicht jede Branche profitiert gleichermaßen. Einige kämpfen sogar mit Imageproblemen. Und das teilweise zu Recht.

Eigentlich ist es der Tag der Liebenden – für die Wirtschaft ist er ein Milliardengeschäft: der Valentinstag. Und das, obwohl der 14. Februar nach einer Umfrage des Verbraucherforums mydealz nur für weniger als 40 Prozent der Deutschen ein besonderer Tag ist. Für den deutschen Einzelhandel ist er nichtsdestotrotz einer der Umsatzbringer des Jahres.

Kein Geheimnis ist, dass vom Valentinstag gerade die Süßwarenbranche profitiert. Obwohl für den Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e. V. (BDSI) die wichtigsten Feste des Jahres traditionell Weihnachten und Ostern sind, gehen insbesondere Pralinenpackungen in Herzform am Tag der Liebenden oft und gern über den Ladentisch. Davon profitieren auch Lebensmittelhändler. Zudem frohlockt die Schmuck-, Parfüm- und Dessousbranche.

Umsatz mit Valentinskarten sinkt stetig

Doch es gibt nicht nur Gewinner: Die Hersteller und Verleger von Glückwunschkarten ziehen eine eher gemischte Bilanz. Entfielen im Jahr 2000 noch zwei Prozent aller gekauften Grußkarten auf den Valentinstag, so betrug der Anteil 2017 nur noch ein Prozent. "Das ist zwar eine Halbierung, aber nur in der Menge. Denn der Käufer gibt pro Karte mehr Geld aus", sagt Helmut C. Steffens, Berater des AVG Grußkartenverbands.

Zudem werden mehr Karten mit allgemeinen Herzmotiven und Herzsprüchen verkauft, die nicht zu den klassischen Valentinskarten zählen, rechnet Steffens vor. Dennoch: Der Umsatz mit Grußkarten zum Tag der Liebenden sank seit dem Jahr 2000 mit damals noch 14,6 auf nunmehr 8,2 Millionen Euro im Jahr 2017. Entwickelt sich die klassische Grußkarte zum Valentinstag demnach zum Auslaufmodell, so reiben sich die Blumenhändler in der Woche um den 14. Februar die Hände.

134 Millionen Rosen im Februar 2017 importiert

Die beliebteste Valentinsüberraschung hat einen Stiel, grüne Blätter, eine Blüte und duftet: Von den knapp 1,4 Milliarden Rosen, die Deutschland von Januar bis November 2017 importiert hat, entfielen etwa 134 Millionen auf den Valentinsmonat Februar. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes – 23 Millionen Rosen mehr als im Februar 2016. Dabei ist das Nachbarland Niederlande der mit Abstand wichtigste Rosenlieferant für Deutschland.

Gertrud Falk von FIAN Deutschland e. V. (Food First Informations- und Aktionsnetzwerk) sieht diese Entwicklung allerdings skeptisch. Die Referentin für Sozialstandards vermutet, dass die meisten importierten Rosen eigentlich aus Billiglohnländern wie Äthiopien, Ecuador, Kenia, Sambia oder Simbabwe kommen, und die Niederlande Blumen aus diesen Ländern nur einführen und später gewinnbringend weiterverkaufen.

Der Boom der Blumenindustrie, der den afrikanischen und südamerikanischen Ländern wichtige Devisen bringt, kennt aber noch weitere Verlierer: Die Rosenzüchter setzen zumeist Pestizide ein, denen die Arbeiterinnen auf den Plantagen – ein Großteil der Beschäftigten sind Frauen – ohne Schutzbekleidung ausgeliefert sind. Zudem gelangen die Gifte in die Umwelt, wo sie Böden und damit auch das Grund- und Trinkwasser verseuchen können.

Falk sieht hier die Europäische Union (EU) in der Pflicht: "Die EU sollte auch für Blumenimporte die Angabe des Herkunftslandes – so wie bei Obst – verpflichtend vorschreiben." Nur so wären Verbraucher in der Lage, eine für sie richtige Kaufentscheidung zu treffen. Darüber hinaus fordert die Aktivistin, strengere EU-Richtlinien für den Pestizidgehalt von Blumen zu erlassen und zu überprüfen, ob die Vorschriften auch eingehalten werden.

Rosen mit Nachhaltigkeitssiegel

Bis es auf EU-Ebene so weit ist, können deutsche Verbraucher auf sogenannte Nachhaltigkeitssiegel wie zum Beispiel Fairtrade vertrauen – wenn sie Rosen kaufen möchten, die afrikanische Pflückerinnen nicht mit ihrer Gesundheit bezahlt haben. Fairtrade (deutsch: Fairer Handel) setzt sich nach eigenen Angaben für höhere Löhne sowie bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in Ländern des globalen Südens ein, zum Beispiel auf Blumenfarmen.

"Dazu gehören feste Arbeitsverträge, Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit, Mutterschutz, klare Arbeitszeitregelungen sowie Schutzkleidung und Trainings zum sicheren Umgang mit Chemikalien", sagt Edith Gmeiner von TransFair e. V. Außerdem gelten für die Farmen strenge Umweltkriterien, wie zum Beispiel wassersparende Bewässerung. Unabhängige Kontrolleure prüfen letztlich, ob die geforderten Standards eingehalten werden, so Gmeiner.

Nichtsdestotrotz zählt auch Fairtrade, das in den 1990er-Jahren als Alternative zum konventionellen Welthandel startete, heutzutage zum globalen Wirtschaftssystem. Es schafft, wie andere faire Gütesiegel auch, keine vollkommen neuen Regeln innerhalb der Weltwirtschaft, sondern hilft den Rosenpflückerinnen, finanziell besser über die Runden zu kommen. Nicht mehr und nicht weniger.

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