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Warum Geld sparen so mühsam sein kann


Warum Geld sparen so mühsam sein kann

dpa-tmn, Falk Zielke

Aktualisiert am 27.11.2017Lesedauer: 3 Min.
Mal wieder kein Geld im Sparschwein? Das liegt oft an mangelnder Selbstkontrolle. Ein Sparplan kann helfen.Vergrößern des BildesMal wieder kein Geld im Sparschwein? Das liegt oft an mangelnder Selbstkontrolle. Ein Sparplan kann helfen. (Quelle: Monique Wüstenhagen/dpa-tmn-bilder)
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Einmal im Jahr erinnert der Weltspartag an die Bedeutung des Sparens. Dabei ist es in der Praxis oft gar nicht so einfach, regelmäßig Geld beiseite zu legen. Doch man kann sich selber überlisten. Der Trick ist simpel, aber effektiv.

Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Wahl: Entweder Sie bekommen heute einen Apfel oder Sie bekommen ihn morgen. Die Entscheidung wäre vermutlich einfach: Warum warten, wenn ich den Apfel schon heute haben kann? Sie würden wahrscheinlich schon heute kraftvoll zubeißen. Aber was wenn die Frage lautet: Heute einen Apfel oder morgen zwei? Das Ergebnis wäre wohl differenzierter: Während einige den Apfel sofort essen wollen, entscheiden andere sich lieber für zwei Äpfel. Eine Frage von Geduld und Ungeduld.

Sparen ist ein Entscheidungsproblem

Wer in einem solchen Fall wie entscheidet, wird unter anderem von den Zeitpräferenzen beeinflusst, erklärt Prof. Martin Weber von der Universität Mannheim. "Unsere Zeitpräferenzen bestimmen, wie wir heutige und zukünftige Ereignisse miteinander vergleichen und gegeneinander abwägen", schreibt Weber gemeinsam mit David Becker in einem Band der Reihe "Forschung für die Praxis".

Allgemein verstehen Finanzwissenschaftler unter dem ökonomischen Begriff der Zeitpräferenz, dass Menschen eine Präferenz dafür haben, positive Dinge lieber früher als später zu erhalten. Ein Phänomen, das sich bei Finanzentscheidungen sehr gut beobachten lässt: "Ob und wie viel wir sparen, ist ein Entscheidungsproblem", erklärt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. "Wir müssen zwischen jetzigem und zukünftigem Konsum abwägen. Das Geld, das wir heute ausgeben, steht uns morgen nicht mehr zur Verfügung."

Trotz zunehmender Kredite bleibt die Sparquote solide

Um heute gut zu leben, sind oft Kredite nötig. "Das fängt bei kleinen Dingen an", sagt Marianne Gatzweiler von der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf. "Selbst Urlaub kann man finanzieren." Kosten für Telefon und Internet könnten für eine vierköpfige Familie bei mehr als 100 Euro im Monat liegen. "So kommt vieles zusammen, und man hat nur einen kleinen Spielraum zum Sparen."

Dabei bleibt die Sparquote in Deutschland stabil, hat der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) aus Anlass des bevorstehenden Weltspartages (30. Oktober) ermittelt. So legten die Bundesbürger im Frühjahrsquartal 2017 im Schnitt 9,7 Prozent ihres verfügbaren Einkommens beiseite. Die Sparquote war damit ähnlich hoch wie in den Jahren 2015 und 2016.

Doch auch wenn die Zahlen gut aussehen: Im Alltag werden Sparanstrengungen oft wieder eingestellt oder verschoben. "Wir leben im Hier und Jetzt", erklärt die Finanzpsychologin Monika Müller. "Wenn wir Geld übrig haben und es vielleicht für etwas Schönes ausgeben, löst das ein gutes Gefühl aus." Das Geld beiseite zu legen, sei hingegen sehr abstrakt und daher auch nicht mit positiven Emotionen verbunden.

"Obwohl man sparen möchte, tut man das nicht"

Auch wissenschaftliche Untersuchungen, auf die Prof. Weber und Becker in ihrem Forschungsband verweisen, zeigen dieses Phänomen auf. So wurden in einem Experiment Angestellte einer Firma gefragt, welchen Snack sie in einer Woche lieber haben wollten, einen gesunden aus Obst oder einen ungesunden aus Schokolade. 74 Prozent der Teilnehmer gaben demnach an, das gesunde Obst zu bevorzugen. Am Tag, an dem der Snack verteilt wurde, fragten die Forscher erneut: Gesund oder ungesund? Das Ergebnis: Nur noch 30 Prozent der Teilnehmer griffen zu dem Obst, 70 Prozent hingegen entschieden sich für die Schokolade. Die Teilnehmer hatten also ihre Entscheidung geändert.

Auf das Sparen lässt sich ein solches Verhalten übertragen. Weber und Becker sprechen von mangelnder Selbstkontrolle: "Obwohl man sparen möchte, tut man es nicht. Man verfügt folglich nicht über genügend Selbstkontrolle, sich heute zu einem Verhalten zu zwingen, das langfristig optimal wäre."

Niedrige Zinsen sind einer der Gründe für weniges Sparen

Begünstigt wird diese Tendenz aus Sicht von Oelmann durch die niedrigen Zinsen. "In der aktuellen Niedrigzinsphase werden sicherheitsorientierte Sparer nicht belohnt." Berücksichtigt man die Teuerungsrate, verlieren sie sogar Geld. Doch es gibt einen Ausweg: "Wichtig ist für Verbraucher, einen Überblick über die regelmäßigen Ein- und Ausgaben zu haben", rät Oelmann. "Wem es möglich ist, einen Teil seiner monatlichen Einnahmen für bestimmte Sparzwecke wie zum Beispiel die Altersvorsorge beiseite zu legen, sollte das tun."

Wer den Überblick hat, der sollte am besten einen Sparplan anlegen – Prof. Weber und Becker sprechen hier von einer Selbstverpflichtung. "Das kann leichter fallen, wenn Sie sich vorstellen, was genau Sie mit dem Geld später alles machen können", rät Müller.

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