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"37 Grad": Corinne lebt mit HIV - und verheimlicht es


Belastendes Geheimnis
Corinne lebt mit HIV - und niemand durfte es wissen

t-online, aro

Aktualisiert am 02.12.2015Lesedauer: 3 Min.
Nach Jahren des Schweigens möchte Corinne endlich über ihre HIV-Infektion sprechen und ein Leben ohne Geheimnis führen.Vergrößern des BildesNach Jahren des Schweigens möchte Corinne endlich über ihre HIV-Infektion sprechen und ein Leben ohne Geheimnis führen. (Quelle: ZDF/Kiliam Blees)
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Corinne wurde während der Geburt von ihrer Mutter mit HIV infiziert. Das Mädchen lebte seit dem dritten Lebensjahr in Pflegefamilien, kam mit neun Jahren dann endgültig zu Andrea und Klaus. Für die Dokumentation "37 Grad - Corinnes Geheimnis" (Dienstag, 1.12., 22.15 Uhr) begleitete ein Filmteam das Mädchen vom neunten bis zum neunzehnten Lebensjahr.

In Deutschland leben nur wenige Kinder mit einer HIV-Infektion. Das Robert-Koch-Institut (RKI) geht von rund 400 infizierten Kindern und Jugendlichen aus, von denen sich einige, wie Corinne, bei der Mutter angesteckt haben.

Niemand durfte etwas erfahren

Die junge Frau ist mittlerweile 20 Jahre alt und spricht offen über ihre Krankheit. Das war nicht immer so. Ihre ganze Kindheit über durfte niemand etwas davon erfahren. Zu groß war die Angst der Pflegeeltern vor Ausgrenzung. Corinne selbst weiß erst seit ihrem zwölften Lebensjahr von ihrer HIV-Infektion.

"Die Angst allein zu sein"

In der Reportage sagt sie: "Das Schlimme an meiner Krankheit ist nicht die Angst davor, dass der Virus in mir ausbrechen könnte und ich sterben würde. Sondern vielmehr die Angst davor, alleine zu sein."

Denn würde jemand erfahren, dass Corinne HIV-positiv ist, wäre "eine große Hysterie" die Folge, da ist sich Pflegemutter Andrea völlig sicher. Auch Andreas Freundin Vroni pflichtet bei: "Dann wäre es für Corinne vorbei. Sie könnte hier nie wieder Fuß fassen."

Die Pflegeeltern erlauben daher nicht, dass Corinne vor dem Schulabschluss jemanden ins Vertrauen zieht. Nur eine Freundin, die in einem anderen Ort wohnt und eine andere Schule besucht, darf von Corinnes Infektion erfahren. Auch der Schulleiter ist eingeweiht, sowie Andreas beste Freundin Vroni.

Ein fast ganz normales Leben

Corinne wirkt in den Filmaufnahmen wie ein ganz normales, fröhliches Mädchen. Sie spielt, lacht, tobt herum, wie alle anderen auch. Nur wenn sie von ihrer "Krankheit" spricht, wird sie ernst. Sie weiß, dass ihre leibliche Mutter sich die Entscheidung, das Mädchen in eine Pflegefamilie zu geben, sehr schwer gemacht hat und dass sie darunter gelitten hat, ihr Kind angesteckt zu haben. Sie starb an Aids, als Corinne elf Jahre alt war. Das junge Mädchen sagt sachlich: "Wenn ich die Tabletten nicht nehmen würde, hätte ich auch Aids. Aber meine Krankheit heißt nicht Aids, die heißt HIV positiv."

Viele Vorurteile zum Thema Aids

Die Angst vor Aids ist viel größer als die tatsächliche Gefahr. Die Krankheit gilt als schmutzig, viele haben Angst, sich durch bloßen Kontakt anzustecken und zu sterben. Doch in Corinnes Blut liegt die Anzahl der HI-Viren unterhalb der Nachweisgrenze, die starken Medikamente halten die Infektion in Schach. "Es ist weltweit kein Fall bekannt, in dem im sozialen Umfeld oder in der Familie jemals das Virus übertragen wurde", sagt Corinnes Arzt. Sie muss alle drei Monate zur Kontrolluntersuchung.

Auch wenn es dem Mädchen schwer fällt: Sie hält sich an die von den Pflegeeltern verordnete Schweigepflicht, erzählt niemandem von ihrer schweren Bürde. Erst nach einer Jugendfreizeit fasst sie den Mut, sich dem Fahrtenleiter Paul anzuvertrauen. Corinne hat sich mit ihm sehr gut verstanden.

Bei einer Klettertour offenbart Corinne ihm ihr Geheimnis. Paul schweigt erst mal. Dann sagt er: "Eigentlich ist die Frage, ob es überhaupt eine Rolle spielt. Wenn's dir gut geht und du damit leben kannst, dann ist es doch völlig Banane für den Rest. Vorurteile hab ich keine, und von daher ist es völlig egal."

Jetzt darf Corinne reden

Corinne ist sehr erleichtert. "Es ist für mich ein gutes Gefühl, dass ich weiß, ich kann es jedem sagen nach dem Abitur. Vor dem Abi musste ich schweigen. Auch wenn ich es jemandem erzählen wollte, ich musste schweigen. Jetzt kann ich es erzählen, ich kann es selbst entscheiden. Das ist schon ein schönes Gefühl." Die Gefahr, von der Schule gemobbt zu werden, besteht nicht mehr.

In der Stimme von Pflegemutter Andrea schwingt Bewunderung mit: "Vielleicht ist Corinne so ein Pionier, der was bewegen kann, was sich sonst niemand traut." Denn nur wenn viele HIV-Infizierte zu ihrer Krankheit stehen, können Vorurteile überwunden werden.

Die 19-Jährige macht sich nach dem Schulabschluss auf ins Leben. Zunächst geht sie für ein Jahr nach Fuerteventura, als Kinderbetreuerin. Später möchte sie auf jeden Fall eigene Kinder. Mit den heutigen medizinischen Möglichkeiten sind die Chancen sehr gut, dass sie völlig gesunde Kinder bekommt.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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