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Autismus, Autismus-Spektrum-Störung: Symptome, Ursachen und Tests


Welche Symptome auf Autismus hinweisen

Von Wiebke Posmyk

Aktualisiert am 19.08.2022Lesedauer: 11 Min.
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Ein einsam wirkender Junge schaut aus dem Fenster: Menschen mit Autismus wirken auf Außenstehende oft zurückgezogen und abweisend.Vergrößern des Bildes
Ein einsam wirkender Junge schaut aus dem Fenster: Menschen mit Autismus wirken auf Außenstehende oft zurückgezogen und abweisend. (Quelle: Juanmonino/getty-images-bilder)

Wenn von Autismus die Rede ist, ist meist der frühkindliche Autismus gemeint. Doch es gibt viele Ausprägungen von Autismus. Lesen Sie, welche Symptome für Autismus charakteristisch sind.

Ein Kind, das auf Ansprache nicht reagiert, keine Nähe möchte und sich immer wieder mit dem Oberkörper hin- und herbewegt – so stellen sich wohl viele Menschen Autismus vor.

Autismus kann sich jedoch ganz unterschiedlich äußern. Während manche Menschen mit Autismus ihr Leben lang auf Hilfe angewiesen und nicht arbeitsfähig sind, schaffen es andere, einen geregelten Alltag zu führen. Trotz der verschiedenen Verläufe von Autismus gibt es Merkmale, die alle autistischen Menschen gemeinsam haben.

Menschen mit Autismus suchen scheinbar kaum Kontakt oder gar Nähe zu anderen. Dies macht auch die Übersetzung des aus dem Griechischen stammenden Begriffs "Autismus" deutlich: "autos" bedeutet so viel wie "selbst", "ismos" kann mit "Zustand" übersetzt werden. Typisch ist auch, dass sie in ihren sprachlichen Fähigkeiten beeinträchtigt sind und kaum oder nur schwer mit anderen Menschen kommunizieren können.

Auch wenn Menschen mit Autismus abweisend und unemotional wirken: In der Regel leiden sie unter ihrer sozialen Isolation.

Definition: Was ist eine Autismus-Spektrum-Störung?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die verschiedenen Ausprägungen von Autismus unter einem Oberbegriff zusammengefasst: der Autismus-Spektrum-Störung, kurz ASS.

Autismus-Spektrum-Störungen zählen zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Charakteristisch für Autismus-Spektrum-Störungen ist, dass die Personen

  • kein oder kaum Interesse an sozialen Kontakten haben und soziale Situationen oft nicht richtig einschätzen.
  • in ihrer sprachlichen Entwicklung und in der Kommunikation beeinträchtigt sind.
  • sehr spezielle Interessen haben und immer gleiche Verhaltensmuster zeigen (Fachleute sprechen von Stereotypien).

Zur Häufigkeit von Autismus-Spektrum-Störungen gibt es nur Schätzungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen an, dass von 100 Personen etwa 1 Autist oder Autistin ist – darunter deutlich mehr Jungen als Mädchen. Am häufigsten kommt der sogenannte atypische Autismus vor. Die zweithäufigste Ausprägung ist der frühkindliche Autismus, gefolgt vom Asperger-Syndrom.

Wichtiger Hinweis
Einzelne Ausprägungen von Autismus lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen. Daher wird künftig bei der Diagnosestellung nicht mehr zwischen verschiedenen Formen unterschieden, sondern nur von einer Autismus-Spektrum-Störung gesprochen.

Diese Symptome weisen auf Autismus hin

Wie ausgeprägt die Symptome einer Autismus-Spektrum-Störung sind, ist sehr unterschiedlich. Bei Menschen mit frühkindlichem Autismus handelt es sich in der Regel um eine Entwicklungsstörung mit massiven Auswirkungen. Personen mit Asperger-Syndrom zeigen hingegen meist milder ausgeprägte Symptome. Grundsätzlich geht eine Autismus-Spektrum-Störung aber immer mit ähnlichen Beschwerden einher.

Soziale Einschränkungen: Kontakt zu anderen kaum möglich

Typisch für eine Autismus-Spektrum-Störung ist, dass die jeweiligen Personen scheinbar keinen oder nur wenig Kontakt zu anderen Menschen suchen. Das wird in der Regel bereits in der Kindheit deutlich. So spielen autistische Kinder nicht mit ihren Altersgenossinnen und -genossen, sondern bleiben für sich.

Je nach Ausprägung der Störung sind sie gar nicht oder nur begrenzt in der Lage, eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen. Sie suchen keinen Blickkontakt beziehungsweise weichen den Blicken anderer aus. Auch körperlichen Kontakt meiden sie weitgehend.

Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung können die Gefühle anderer nur schwer einschätzen und ihre eigenen Gefühle kaum anderen gegenüber äußern. Die eingeschränkten sozialen Fähigkeiten werden zum Beispiel daran deutlich, dass die Kinder das Verhalten ihrer Mitmenschen weniger nachahmen – im Gegensatz zu nicht-autistischen Kindern, die etwa ein Winken erwidern.

Probleme mit Sprache und Kommunikation

Je nachdem, welche Ausprägung der Autismus-Spektrum-Störung vorliegt, ist die sprachliche Entwicklung der Kinder stark beeinträchtigt. Insbesondere beim frühkindlichen Autismus ist das der Fall. Ein Teil lernt das Sprechen gar nicht richtig. Andere können zwar Sprechen. Sie sind aber nicht in der Lage, einen richtigen Dialog zu führen oder Emotionen sprachlich zum Ausdruck zu bringen.

Bei anderen Ausprägungen wie dem Asperger-Autismus ist die Sprachentwicklung zwar normal. Den jeweiligen Personen fällt es aber häufig schwer, im Gespräch auf den anderen einzugehen. Statt eines Dialogs reden sie eher mit sich selbst als mit anderen. Wortwitz oder Ironie nehmen sie oft wörtlich.

Starre Verhaltensmuster und sehr spezielle Interessen

Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung brauchen feste Strukturen und Rituale, von denen sie möglichst nicht abweichen. Zum Beispiel müssen Gegenstände in der Wohnung einen festen Platz haben. Weicht die Anordnung ab, löst das starken Stress aus.

Meist führen autistische Menschen eine Tätigkeit immer auf die gleiche Art aus. Fachleute sprechen von Stereotypien. Zum Beispiel wollen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung immer vom selben Teller essen. Oder sie nehmen das Essen immer exakt zu einer bestimmten Zeit ein. Wird ihr gewohnter Tagesablauf verändert, können sie damit nur schwer umgehen und sind schnell überfordert.

Beim frühkindlichen Autismus ist häufig zu beobachten, dass die Kinder immer wieder ihren Körper oder einzelne Körperteile auf die gleiche Weise hin- und herbewegen.

Auffällig ist, dass sich Personen mit Autismus oft in sehr spezielle Themenbereiche oder Details vertiefen. Die Intelligenzleistung ist bei Autismus-Spektrum-Störungen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während Personen mit frühkindlichem Autismus meist eine verminderte Intelligenz zeigen, sind Asperger-Autisten meist durchschnittlich oder sogar überdurchschnittlich intelligent.

Weitere mögliche Symptome von Autismus

Neben den charakteristischen Symptomen weisen viele Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung weitere Beschwerden auf. Dazu zählen unter anderem

  • Angsterkrankungen
  • ein gestörter Schlaf
  • Essstörungen
  • Aufmerksamkeitsprobleme
  • Bewegungsunruhe
  • Tics

Ausprägungen von Autismus

Fachleute unterschieden bei Autismus-Spektrum-Störungen bislang vor allem zwischen:

  • dem frühkindlichen Autismus,
  • dem atypischen Autismus und
  • dem Asperger-Syndrom.

Eine weitere Entwicklungsstörung ist das Rett-Syndrom, das ebenfalls mit autistischen Zügen einhergeht und an dem fast ausschließlich Mädchen erkranken. Jungen sind weniger betroffen, wurden aber 1988 auch in diese Krankheitsgruppe aufgenommen.

Diese Ausprägungen lassen sich nicht klar voneinander abgrenzen und werden daher bei der Diagnose künftig unter dem Oberbegriff "Autismus-Spektrum-Störungen" zusammengefasst.

Frühkindlicher Autismus

Die wohl bekannteste Form ist der frühkindliche Autismus (auch: Kanner-Syndrom). Jungen sind drei- bis viermal häufiger betroffen als Mädchen.

Erste Symptome zeigen sich meist in den ersten Lebensmonaten, spätestens aber bis zum dritten Lebensjahr. Die Kinder suchen scheinbar weder den Kontakt zu Eltern oder anderen Personen, noch reagieren sie auf Ansprache. Körperkontakt lehnen sie ab. Es wirkt, als würden sie ihre Mitmenschen ignorieren. Stattdessen können sie sich stundenlang mit Details befassen, zum Beispiel mit der sich drehenden Waschtrommel.

Bei Kindern mit frühkindlichem Autismus ist die sprachliche Entwicklung stark verzögert beziehungsweise eingeschränkt. Entweder können sie gar nicht richtig sprechen oder die Sprache ist deutlich gestört. Wenn sie sprechen, dann eher mit sich selbst als mit anderen. Dabei wirken sie gefühlskalt und verwenden kaum Mimik oder Gestik.

Charakteristisch sind auch eine tiefe und betonte Stimmmelodie, häufige Wortwiederholungen oder "Neuerfindungen" von Wörtern. Die Wortwiederholungen bezeichnen Fachleute als Echolalie. Für die Kinder sind sie insofern von Bedeutung, als dass sie ihnen helfen, Sprache zu lernen. Häufiger ist zu beobachten, dass sie "Du" sagen, obwohl sie eigentlich "Ich" meinen (pronominale Umkehr)

Auffällig ist zudem, dass viele Kinder ihren Oberkörper oder einzelne Körperteile (etwa die Hand) immer wieder auf gleiche Weise hin- und herbewegen (sog. Stereotypien). Auf Veränderungen ihrer gewohnten Strukturen reagieren sie häufig sehr emotional, etwa mit Angst oder Wut. Dabei reichen schon kleine Abweichungen vom Gewohnten aus – etwa ein kleiner Umweg beim täglichen Spaziergang mit den Eltern.

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Die Intelligenzleistung ist bei Menschen mit frühkindlichen Autismus meist vermindert, jedoch nicht immer. Liegt der IQ über einem Wert von 70, sprechen manche Fachleute von einem hochfunktionalen Autismus.

Atypischer Autismus

Der atypische Autismus geht mit ähnlichen Symptomen einher wie die frühkindliche Form. Atypisch wird er genannt, weil

  • die Beschwerden im Vergleich zum frühkindlichen Autismus später einsetzen und/oder
  • die Personen nur einen Teil der Symptome aufweisen, die für frühkindlichen Autismus charakteristisch sind.

Asperger-Syndrom

Verglichen mit dem frühkindlichen Autismus verläuft der Asperger-Autismus milder: Viele Personen sind in der Lage, ein selbstständiges Leben zu führen. Dabei helfen ihnen Rituale und feste Strukturen, etwa strikte Essenszeiten. Es fällt ihnen schwer, von gewohnten Mustern abzuweichen. Auf Veränderungen reagieren sie nicht selten mit Wut.

Menschen mit Asperger-Syndrom fallen meist erst im Kindergarten oder in der Grundschule auf. Sie bleiben für sich und nehmen kaum Kontakt zu anderen Kindern auf. Wie andere Formen von Autismus zeichnet sich auch das Asperger-Syndrom durch eine mangelnde Fähigkeit aus, zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen.

Im Gegensatz zum frühkindlichen Autismus sind Menschen mit Asperger-Syndrom meist in der Lage, mit anderen sprachlich zu kommunizieren. Grundsätzlich neigen sie jedoch eher zu Selbstgesprächen. Auf andere wirken sie zumeist ernst und bisweilen überheblich.

Sie können sich nicht oder nur schwer in andere hineinversetzen. Sie bemerken zum Beispiel nicht intuitiv, wenn jemand traurig ist. Im Laufe des Lebens lernen sie jedoch häufig, Gestik und Mimik von Personen zu deuten und so Rückschlüsse auf den Gemütszustand zu ziehen. Ihre eigene Körpersprache ist eingeschränkt und ihre Bewegungen wirken ungeschickt.

Gesprochenes fassen sie oft wörtlich auf. Der Sinn von Redewendungen wie "sich die Butter vom Brot nehmen lassen" erschließt sich ihnen nicht; vielmehr gehen sie davon aus, dass sie wörtlich gemeint sind. Auch Sprichwörter oder ironische Aussagen können sie nicht richtig deuten.

Viele Menschen mit Asperger-Autismus fallen in sehr speziellen Bereichen durch überdurchschnittliche Intelligenzleistungen und außergewöhnliche, sehr enge Interessengebiete auf. Zum Beispiel beschäftigen sie sich exzessiv mit Schachspielen oder lernen stundenlang bestimmte Dinge auswendig. Das Asperger-Syndrom betrifft vorwiegend männliche Personen.

Ursachen: Ist Autismus vererbbar?

Welche Ursachen eine Autismus-Spektrum-Störung hat, ist von Form zu Form etwas unterschiedlich. Erbliche und neurobiologische Einflüsse scheinen jedoch bei allen Verläufen eine Rolle zu spielen.

An der Entstehung des frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) ist wahrscheinlich eine erbliche Komponente beteiligt. Beim Kanner-Syndrom lassen sich zahlreiche Veränderungen der Hirnfunktion und -strukturen nachweisen. Vermutlich begünstigen verschiedene Einflüsse die Entstehung des frühkindlichen Autismus. Welche das sind, ist noch nicht abschließend erforscht. Möglicherweise zählen bestimmte Einflüsse während der Schwangerschaft dazu – etwa die Röteln oder bestimmte Medikamente (zum Beispiel Antiepileptika).

Bei der Entstehung des Asperger-Syndroms spielen sehr wahrscheinlich genetische und hirnorganische Faktoren eine Rolle. Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Großhirnaktivität der Personen auffällig verändert ist, wenn sie bestimmte Aufgaben lösen müssen (etwa solche mit sozialem Bezug). Auch nehmen Fachleute an, dass die Nervenzellen im Gehirn weniger stark untereinander vernetzt sind als bei anderen Personen.

Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung

Je früher eine Autismus-Spektrum-Störung erkannt wird, desto besser können die Personen in ihrer Entwicklung gefördert werden. Bis zur Diagnose vergeht allerdings oft viel Zeit: Auch viele nicht-autistische Kinder spielen lieber für sich und verhalten sich introvertiert. Daher dauert es unter Umständen, bis feststeht, dass es sich um Autismus handelt.

Zeigt das Kind Auffälligkeiten wie etwa eine gestörte Sprachentwicklung oder fehlendes soziales Interesse, ist eine Ärztin oder ein Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie die richtige Anlaufstelle.

Ihr oder ihm gelingt es in der Regel, eine Autismus-Spektrum-Störung von ähnlichen Erkrankungen oder einem nicht-autistischen Verhalten zu unterscheiden. Zu Erkrankungen, die mit ähnlichen Symptomen einhergehen können, zählen unter anderem Angststörungen, Zwangserkrankungen, ADHS, Verhaltensstörungen, Hör- oder Sehprobleme oder eine geistige Behinderung (ohne autistische Anteile).

ICD-10: Ein Kriterienkatalog hilft bei der Autismus-Diagnose

Bei der Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung orientieren sich Fachleute an international geltenden Klassifikationssystemen. In Deutschland findet meist die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte ICD-10 Anwendung. ICD bedeutet International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme).

In der ICD sind zu jedem Gesundheitsproblem Kriterien aufgeführt, die erfüllt sein müssen, um eine Diagnose stellen zu können. Zum Beispiel sollte die Diagnose frühkindlicher Autismus nur gestellt werden, wenn bestimmte Symptome schon vor dem dritten Lebensjahr aufgetreten sind. Die nächste Auflage, ICD-11, erscheint im Jahr 2022. Dort wird nicht mehr zwischen einzelnen Autismusformen unterschieden.

Was macht der Arzt?

Für eine Diagnose sind Gespräche, Beobachtungen, Tests und verschiedene medizinische Untersuchungen nötig. Die Schilderungen der Eltern oder anderer Bezugspersonen geben der Ärztin oder dem Arzt bereits erste Hinweise. Aber auch eigene gründliche Beobachtungen sind aufschlussreich. Um Verhaltensweisen des Kindes im Vergleich zu anderen Kindern einschätzen zu können, helfen standardisierte Diagnostikverfahren. Darüber hinaus sind verschiedene Intelligenz- und Entwicklungstests geeignet, um die Diagnose zu sichern.

Um auszuschließen, dass eine körperliche Erkrankung hinter den Beschwerden steckt – etwa eine Hörstörung –, sind zudem verschiedene Untersuchungen nötig.

Nicht selten haben Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen zugleich eine psychische Erkrankung, etwa eine Depression. Diese muss ebenfalls diagnostiziert und gegebenenfalls behandelt werden.

Autismus: Welche Tests Aufschluss geben

Um die Diagnose zu sichern, kann die Ärztin oder der Arzt verschiedene Tests nutzen. Zu standardisierten Tests, die zur Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung eingesetzt werden, zählen das ADI-R und der ADOS.

ADI-R steht für "Diagnostisches Interview für Autismus – Revidiert). Der Test richtet sich an Eltern oder andere Erziehungsberechtigte. Die Ärztin oder der Arzt stellt ihnen dabei vorgegebene Fragen. Zum Beispiel fragt sie oder er nach bestimmten, für Autismus typischen Verhaltensweisen des Kindes. Auch Angaben zur kindlichen Entwicklung, der Sprache und der Familie des Kindes sind von Interesse. Der Test dauert zwischen 1,5 und 4 Stunden.

Der ADOS (Autism Diagnostic Observation Schedule) ist ein Autismus-Test, der aus vier verschiedenen Teilbereichen besteht. Die Ärztin oder der Arzt beobachtet das Kind in verschiedenen Situationen. In einer standardisierte Beobachtungsskala hält sie oder er das Verhalten des Kindes fest.

Darüber hinaus können verschiedene weitere Tests weiterhelfen. Zum Beispiel kann ein standardisierter Sprachentwicklungstest Aufschluss über die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes geben. Auch ein Intelligenztest kommt häufig zum Einsatz. Die Ergebnisse helfen der Ärztin oder dem Arzt nicht nur, die richtige Diagnose zu stellen, sondern auch, die anschließende Therapie zu planen.

Autismus fällt manchmal erst bei Erwachsenen auf

Manchmal wird eine Autismus-Spektrum-Störung erst im Erwachsenenalter diagnostiziert. Dies ist vor allem beim Asperger-Syndrom der Fall.

Viele Erwachsene mit Asperger-Syndrom fallen lediglich in bestimmten Bereichen auf. Sie leben zwar zurückgezogen und haben möglicherweise Probleme im zwischenmenschlichen Bereich. Jedoch sind sie in der Lage, ein weitgehend selbstständiges Leben zu führen. So kann es sein, dass die Autismus-Spektrum-Störung lange unentdeckt bleibt und erst beim Erwachsenen diagnostiziert wird.

Zur Diagnose eines Asperger-Syndroms bei Erwachsenen können ebenfalls verschiedene Tests/Fragebögen hilfreich sein, zum Beispiel das "Adult Asperger Assessment" (AAA).

Wichtige Information
Manche versuchen, durch einen Selbsttest herauszufinden, ob sie einerAutismus-Spektrum-Störung haben. Autismus-Selbsttests im Internet können für eine erste Einschätzung hilfreich sein, sofern sie wissenschaftlich fundiert sind. Eine gründliche ärztliche Untersuchung und Diagnose können sie jedoch nicht ersetzen.

Therapie: So lässt sich Autismus behandeln

Eine Autismus-Spektrum-Störung ist nicht heilbar – aber behandelbar. Die Therapie ist immer individuell. Sie richtet sich unter anderem danach,

  • wie alt die Person ist,
  • wie gut ihre kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten sind,
  • um welche Form von Autismus es sich handelt und wie schwer sie ausgeprägt ist,
  • in welchen Bereichen die Person besonders eingeschränkt ist,
  • inwieweit die Person von Familienmitgliedern und nahestehenden Person Unterstützung findet und/oder
  • ob die Person zusätzlich psychische Erkrankungen oder Einschränkungen hat, die behandelt werden müssen.

Anlaufstellen
Es gibt Einrichtungen, die auf die Behandlung von Autismus-Spektrum-Störungen spezialisiert sind. In einem Autismus-Therapiezentrum oder einer Autismus-Ambulanz gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt auf die Bedürfnisse der erkrankten Kinder ein. Umfangreiche Materialien, Adressen zu Autismus-Therapiezentren und vieles mehr bietet der Bundesverband Autismus Deutschlang unter www.autismus.de.

Bei der Therapie einer Autismus-Spektrum-Störung arbeiten Fachleute aus unterschiedlichen Richtungen (Pädagogik, Psychiatrie, Psychologie) Hand in Hand. Ziel der Behandlung ist unter anderem, die autistischen Personen in ihrer Entwicklung zu fördern – zum Beispiel, indem die sprachlichen Fähigkeiten oder der soziale Austausch mit anderen Menschen verbessert wird. Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung sollen so gut wie möglich in ihr soziales Umfeld eingebunden werden. Dabei spielen vor allem verhaltenstherapeutische Ansätze eine Rolle.

Nicht zuletzt ist es wichtig, Familienmitgliedern – etwa den Eltern – Hilfestellung zu geben und ihnen zu vermitteln, wie sie ihr Kind optimal unterstützen können.

Zur Therapie von Autismus können ganz unterschiedliche Ansätze sinnvoll sein, zum Beispiel

  • heilpädagogische Elemente
  • Ergotherapie: Unterstützung bei Tätigkeiten, die im Alltag wichtig sind
  • Sprechtraining (Logopädie)
  • Verhaltenstherapie
  • Training sozialer Kompetenzen

Psychoedukation: Autismus verstehen

Je mehr autistische Personen und ihre Angehörige über die Störung Bescheid wissen, desto besser gelingt es in der Regel, mit einer Autismus-Spektrum-Störung umzugehen. Vor allem zu Beginn ist es daher wichtig, dass Eltern und Betroffene – soweit möglich – gut über die Störung und ihre Therapie informiert werden. Fachleute sprechen von Psychoedukation.

Therapeutische Begleitung so früh wie möglich

Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Forderung sollten so früh wie möglich therapeutisch begleitet werden. Meist beginnt diese Frühforderung im Alter von etwa zwei bis drei Jahren und dauert bis zur Einschulung. Dabei kommen insbesondere verhaltenstherapeutische Elemente zum Einsatz. Als effektiv hat sich eine Frühforderung in Form einer intensiven Verhaltenstherapie erwiesen. In der Therapie geht es unter anderem darum, sprachliche Fähigkeiten, das soziale Miteinander und die Kommunikation mit anderen zu fördern.

Im Idealfall tragen auch Eltern und Erzieher zur Therapie bei, indem sie die Übungen zu Hause oder im Kindergarten/in der Schule fortführen. Auch nach Ende der Frühforderung gilt es, weiterhin zu üben.

Soziale Fähigkeiten erlernen

Vor allem Kinder und Erwachsene mit (über-)durchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten können von Gruppentrainings profitieren. In der Gruppe lernen sie, mit anderen zu kommunizieren und mit Gefühlen wie etwa Wut besser umzugehen.

Helfen Medikamente gegen Autismus?

Es gibt keine Medikamente, mit denen sich die Symptome einer Autismus-Spektrum-Störung gezielt behandeln lassen.

Jedoch verschreiben Ärztinnen und Ärzte manchmal Medikamente, um Begleiterscheinungen zu behandeln. Dies kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn ein Kind starke Spannungszustände hat oder selbstschädigendes Verhalten zeigt. Auch epileptische Anfälle, die bei Autismus-Spektrum-Störungen häufiger vorkommen, können medikamentös behandelt werden.

Verlauf von Autismus-Spektrum-Störungen

Der Verlauf von Autismus-Spektrum-Störungen ist sehr unterschiedlich. Er hängt unter anderem von den kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten der jeweiligen Person ab. Wichtig für die Prognose ist auch, wie sehr autistische Kinder therapeutisch und durch Angehörige unterstützt und in ihr soziales Umfeld integriert werden.

Bei einem Teil der autistischen Personen bessern sich die Symptome im fünften bis sechsten Lebensjahr. Einige Kinder können keine Schule besuchen und sind lebenslang auf Hilfe angewiesen. Sie leben dann in ihrer Familie oder in einer entsprechenden Einrichtung. Anderen – insbesondere Asperger-Autisten – gelingt es, einen Schulabschluss zu machen und/oder einer Arbeit nachzugehen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Autismus-Spektrum-Störungen. Online-Informationen der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abrufdatum: 15.10.2021)
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie: Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, Teil 2: Therapie. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 028/047 (Stand: 24.3.2021)
  • Gortner, L., Meyer, S.: Duale Reihe Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2018
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2017
  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie: Autismus-Spektrum-Störungen im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter, Teil 1: Diagnostik. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 028/018 (Stand: 5.4.2016)
  • Möller, H., et al.: Duale Reihe Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Kerbl, R., et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2015
  • Roy, M., et al.: Das Asperger-Syndrom im Erwachsenenalter. Deutsches Ärzteblatt, Nr. 105, Ausg. 6 (2009)
  • Pädiatrie, Rett-Syndrom: Springer Medizin.de, Bernd Wilken und Folker Hanefeld (Abrufdatum: 07.05.2019)
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