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Neue Corona-Variante: Was ist bislang über Centaurus bekannt?


Noch ansteckender
Neue Corona-Variante: Was über Centaurus bekannt ist


Aktualisiert am 20.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Das Coronavirus unter dem Elektronenmikroskop: Eine neue Variante besorgt die Virologen.Vergrößern des Bildes
Das Coronavirus unter dem Elektronenmikroskop: Eine neue Variante besorgt die Virologen. (Quelle: lucadp, Panthermedia/imago-images-bilder)

Eine neue, zuerst in Indien entdeckte Mutante des Coronavirus hat nun auch Deutschland erreicht. Wie gefährlich kann sie werden?

Im Juni wurde in Indien eine neue Virusvariante entdeckt: BA.2.75, seit Kurzem wird sie auch Centaurus genannt. Inzwischen wurde der Subtyp in mehr als zehn Ländern nachgewiesen, unter ihnen Australien, Großbritannien, die USA – und auch Deutschland.

Centaurus soll noch ansteckender sein als die Omikron-Untervariante BA.5., die in Deutschland aktuell die Mehrzahl der Infektionen verursacht. Was wissen wir über die neue Mutante?

Was ist neu an Centaurus?

Der wissenschaftliche Name (BA.2.75) macht deutlich, dass es sich um eine Subvariante der BA.2-Omikron-Linie handelt, genauer um die 75ste. Was die Virologen beunruhigt: Sie weist eine Reihe von neuen Mutationen auf, vor allem am sogenannten Spike-Protein, mit dem das Virus in die menschliche Zelle gelangt. Damit könnte das Virus diesen Prozess beschleunigen.

Solche Mutationen führen außerdem häufig zu neuen Infektionswellen. Der Grund: Der Immunschutz durch Impfung oder eine vorherige Infektion mit einer anderen Variante kann unterlaufen werden. In der ARD erklärte der Wiener Molekularbiologe Ulrich Elling: "Die elf Mutationen, in denen sich BA.5 und BA.2.75 unterscheiden, könnten eine weitere Welle ermöglichen, da die Immunität von BA.2 und BA.5 möglicherweise nicht schützt."

Die Omikron-Linie BA.5 ist derzeit in Deutschland dominant. Laut Robert Koch-Institut macht sie einen Anteil von 83 Prozent am Infektionsgeschehen aus. Auch bei dieser Variante zeigt sich: Sie unterläuft den durch Impfung oder Infektion mit einer Vorgängervariante aufgebauten Immunschutz weitgehend.

Diese Sorge treibt die Experten auch bei BA.2.75 um. Elling twitterte: "Bevor wir mit der BA.5-Welle fertig sind, müssen wir uns möglicherweise schon auf die nächste vorbereiten."

Woher kommt der Name?

Offiziell heißt die neue Variante BA.2.75, "Centaurus" ist gewissermaßen ihr Spitzname. Erfunden hat ihn ein amerikanischer Twitter-Nutzer, der auf seinem Account häufiger zu Corona-Themen schrieb. Schnell griff die Bezeichnung in dem sozialen Netzwerk um sich und wurde auch von anderen Medien aufgegriffen.

Wichtig zu wissen: Es handelt sich nicht um den offiziellen Namen der WHO. Sie kennzeichnet besorgniserregende Varianten mit Buchstaben des griechischen Alphabets, "um bei öffentlichen Diskussionen zu helfen". Damit sollten Stigmatisierungen einzelner Länder, in denen die neuen Varianten zuerst auftraten, vermieden werden.

Angesichts des Erfolgs der Centaurus-Benennung werden auch neue Begriffe für die Subtypen diskutiert. In der "Washington Post" erklärte die international bekannte Schweizer Epidemiologin Emma Hodcroft: "Mit diesen Varianten sind wir jetzt in eine neue Phase der Pandemie eingetreten. … Sie sind alle irgendwie Teil derselben Familie." Es könnte an der Zeit sein, das Benennungssystem für Untervarianten zu überdenken.

Wie verbreitet ist Centaurus?

Die aktuelle Zahl der Fälle ist schwer einzuschätzen. Vor zwei Wochen lag sie etwa bei 70 weltweit, so Elling. Doch nun melden immer mehr Länder Infektionen mit dieser Variante.

In seinem jüngsten Wochenbericht führt das RKI drei Fälle in Deutschland auf, die Dunkelziffer dürfte hierzulande wie anderswo viel höher sein. In Deutschland werden nur etwa fünf bis zehn Prozent der positiven PCR-Testproben auf ihr Genom untersucht, um herauszufinden, um welche Variante es sich handelt.

Wie ansteckend ist die Variante?

Die Tatsache, dass BA.2.75 bereits in vielen Teilen der Welt selbst bei geringerer Virusüberwachung entdeckt wurde, sei ein früher Hinweis auf die schnelle Ausbreitung, sagte Shishi Luo der Nachrichtenagentur AP. Sie ist Leiterin der Abteilung für Infektionskrankheiten bei Helix, einer US-Firma für Virussequenzierung.

"Es ist durchaus möglich, dass BA.2.75 eine global erfolgreiche Variante wird, es ist aber zu früh, dies mit Sicherheit zu sagen", erläuterte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa vor einigen Tagen.

Nach neueren Erkenntnissen wächst die Variante nicht ganz so schnell wie anfangs vermutet. Zwar nehme BA.2.75 in Indien nach wie vor zu und scheine dort einen klaren Übertragungsvorteil zu haben, sagte Neher am Dienstag der dpa. Außerhalb Indiens sei das Bild nicht so klar.

Wie gefährlich ist BA.2.75?

Die Datenlage dazu ist dünn. Über Krankheitsverläufe und Hospitalisierungsraten ist bislang nichts bekannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC stufen BA.2.75 als "Variante unter Beobachtung" ein.

Schützen die Impfungen?

Wie schon seit dem Start der Omikron-Welle zu beobachten ist, unterläuft diese Variante den durch die Impfung aufgebauten Schutz vor einer Infektion weitgehend. Aber: Die Vakzine schützen weiterhin zuverlässig vor schweren Krankheitsverläufen.

Die Erkenntnis ist dennoch: Das Virus mutiert schneller als die Vakzine angepasst werden können. Das könnte auch für den im Herbst erwarteten speziellen Omikron-Impfstoff der beiden großen Hersteller Moderna und Biontech gelten.

Molekularbiologe Ulrich Elling meint dazu: "Wie es aussieht, bleibt die Evolution des Coronavirus derzeit noch schneller, als wir die Impfstoffe anpassen können. Sehr gut möglich, dass der BA.5-Impfstoff unzureichend vor BA.2.75 schützt, die Varianten unterscheiden sich in elf Positionen."

Doch keine Hoffnung mehr auf eine Endemie?

Angesichts der neuen Erkenntnisse zu Centaurus twitterte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): "Es sieht in den Daten bisher nicht danach aus, als ob die Variante BA.2.75. sich durchsetzen könnte." Dies sei eine gute Nachricht, wenn auch vorläufig.

Baldige Hoffnung auf ein Ende der Pandemie hat Molekularbiologe Elling allerdings nicht. Sein Fazit: "Ob BA.2.75 oder eine andere Variante, nach BA.5 kommt wieder eine Welle." Und die Infektion in der einen Welle schütze nicht vor der Infektion in der nächsten oder übernächsten Welle. Infektion "auf Vorrat" funktioniere somit nicht, zumindest nicht als Ansteckungsschutz.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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