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Radon: Wie gefährlich ist das radioaktive Gas? | Vorsorge und Tipps


Gefahr aus dem Boden
Radon im Keller: Wie gefährlich ist das radioaktive Gas?

dpa, t-online, Susanne Kupke

Aktualisiert am 09.12.2022Lesedauer: 5 Min.
Wohnräume im Keller: Sie sollten täglich gelüftet werden.Vergrößern des BildesWohnräume im Keller: Diese sollten nicht nur wegen Schimmel täglich gelüftet werden. (Quelle: Christin Klose/dpa-tmn)
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Radon ist ein krebserregendes Edelgas, das sich unbemerkt in Haus und Keller konzentrieren kann. Aber wo kommt es her und was kann man dagegen tun?

Es riecht nicht, schmeckt nicht und ist unsichtbar: Radon. Doch weil das radioaktive Edelgas Lungenkrebs verursachen kann, müssen die Bundesländer laut Strahlenschutzgesetz alle Gebiete ausweisen, in denen eine erhöhte Radon-Konzentration messbar ist.

In diesen sogenannten Radon-Vorsorgegebieten gelten seit dem 1. Januar 2021 besondere Anforderungen an den Schutz vor Radon für Neubauten und am Arbeitsplatz. Wichtige Fragen und Antworten.

Was ist Radon?

Radon ist ein sehr bewegliches, radioaktives Edelgas, das ständig aus dem Boden nach oben steigt. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wird es aus allen Materialien freigesetzt, in denen Uran vorhanden ist. Und: Es kommt überall auf der Welt vor.

Wie entsteht Radon?

Es entsteht durch den Zerfall von Uran tief unten im Erdreich. Gelangt das Zerfallsprodukt im Freien ungehindert weiter in die Luft, richtet es keinen Schaden an.

Wie kommt Radon ins Haus?

Problematisch kann es werden, wenn das Gas vom Erdreich über Risse und Spalten in Fundament und Mauerwerk, undichte Fugen zwischen Bauwerkteilen sowie Kabel- und Rohrdurchlässe ins Haus dringt. "Ein Unterdruck kann den Radon-Eintritt noch verstärken", sagt Ingo Fesenbeck, der Leiter des Radonlabors am Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Laut Stiftung Warentest kann sich Radon dann vom Keller über Treppenaufgänge, Kabel-, Kamin- und Versorgungsschächte sowie Geschossdecken in höher gelegene Räume ausbreiten.

Zudem enthält jedes Baumaterial aus natürlichem Gestein einen Anteil an Uran und Radium. Wenn beides zerfällt, entsteht Radon und wird über das Baumaterial an Innenräume abgegeben. Ob Radon dann wirklich eindringen kann, hängt vom baulichen Zustand des Hauses und zum Beispiel davon ab, ob es eine durchgehende Bodenplatte gibt. Daher stellt laut BfS eine erhöhte Konzentration von Radon nur für etwa zehn Prozent aller Häuser ein Problem dar.

Info
Messungen des BfS belegen allerdings, dass Baustoffe wenig zur Radon-Konzentration in Innenräumen beitragen.

Wie gefährlich ist Radon?

Radon als Strahlenquelle ist nach einer Studie des BfS den meisten Deutschen nicht bekannt. Dabei ist es demnach die größte Quelle für die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung – und nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.

Wo ist die Belastung am höchsten?

Radon ist allerdings nicht überall in Deutschland ein Problem, denn die Konzentration im Boden ist regional sehr unterschiedlich. Sein Vorkommen ist abhängig von Geologie und Bodenbeschaffenheit. Die Konzentration ist laut BfS tendenziell in Mittel- und Süddeutschland sowie ganz im Norden höher, und zwar in den meisten Mittelgebirgen mit Granit- und Schiefergesteinen, im Alpenvorland und in Gegenden mit Gesteinsmoränen der letzten Eiszeit. Mithilfe der interaktiven Karte des BfS können Sie genau überprüfen, ob Ihre Region betroffen ist.

Diese Bundesländer haben Radon-Vorsorgegebiete ausgewiesen:

  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Niedersachsen
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Thüringen

Eine gute Nachricht: In Hessen, Schleswig-Holstein und dem Saarland sind unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlagen in keiner Gemeinde die Grenzwerte der gemessenen Radon-Konzentrationen überschritten. Deshalb werden von diesen Bundesländern keine Vorsorgegebiete benannt.

Laut dem Bundesministerium für Umwelt (BMU) müssen die restlichen Bundesländer über etwaige Radon-Vorsorgegebiete auf den Internetseiten der zuständigen Landesbehörden informieren.

Was versteht man unter Radon-Potenzial?

Neben der Radon-Konzentration im Boden misst das BfS auch das sogenannte Radon-Potenzial: Dieser Wert zeigt an, wie stark Radon aus dem Boden entweichen und potenziell in Innenräume von Häusern gelangen kann. Dafür wird seit 1995 an rund 5.000 Messpunkten in Deutschland die Radon-Konzentration im Boden und seine Gasdurchlässigkeit ermittelt.

Die folgende Karte zeigt die regional zu erwartende Situation in einem groben Raster (Stand: 2021). Regionen, die weiß oder grau hinterlegt sind, haben ein geringes Radon-Potenzial. Hell- und dunkelblau gefärbte Regionen weisen dagegen ein hohes Radon-Potenzial auf.

Wo lauert Gefahr?

Das BfS informiert auf Karten über regional durchschnittliche Konzentrationen. Doch, so betont die Behörde: Wie hoch der Radongehalt in Häusern tatsächlich ist, können nur einzelne Messungen klären. "In einem gut abgedichteten Gebäude im Schwarzwald kann eine geringere Radonbelastung sein als in einem älteren Haus mit mehr Eintrittsstellen über einem an sich weniger radonhaltigen Boden", sagt KIT-Experte Fesenbeck. Vor allem Keller sind potenzielle Radonspeicher.

Ab wann muss gehandelt werden?

Nach dem Strahlenschutzgesetz müssen ab einem Wert von 300 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft in Innenräumen Maßnahmen ergriffen werden, um die Exposition zu verringern. Doch dieser "Referenzwert" ist keine Versicherung dafür, dass Werte darunter ungefährlich sind. "Es gibt keinen Schwellenwert, ab dem Radon schädlich ist", sagt Radonexperte Fesenbeck. "Je höher die Konzentration und je länger man dem ausgesetzt ist, desto höher ist aber das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken." Laut dem BfS ist das Edelgas aktuell für fünf Prozent der Todesfälle durch Lungenkrebs verantwortlich.

Eindeutig zu hoch waren die 2.000 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft, die in Räumen eines Kindergartens im südbadischen Lörrach gemessen wurden. Er wurde im Februar 2018 geschlossen. In anderen Kitas und Schulen der Stadt reichte der Einbau von Lüftungsanlagen aus. Hohe Radonkonzentrationen kann es generell in Bergwerken und Wasseraufarbeitungsanlagen geben.

Wie kann man Radon messen lassen?

Viele Hausbesitzer fragen sich, an wen man sich wendet, wenn man eine Radon-Belastung messen will? Mit welchem Messgerät funktioniert das? Und wie teuer ist eine Radon-Messung? Die gute Nachricht: Radon können Sie zu Hause einfach und unproblematisch messen. Infrage kommen insbesondere der Keller, aber auch die wichtigsten Aufenthaltsräume im Haus, zum Beispiel Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer. Für das Messen gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Messgeräte ohne Strom für Langzeitmessung
    Passive Detektoren ("Kernspurdosimeter" oder "Exposimeter") sind kleine runde Plastikbehälter, die keinen Strom benötigen. Sie werden lediglich für drei bis zwölf Monate im Zimmer ausgelegt, zum Beispiel auf einem Regal oder Schrank. Ein Messgerät pro Raum reicht. Wenn sich Radon in der Zimmerluft befindet, hinterlässt das Gas Spuren auf einer Folie im Inneren des Behälters. Damit kann ein Messlabor die Radon-Konzentration bestimmen. Je nach Messlabor kostet eine Messung (Messgerät und Auswertung) zwischen 30 und 50 Euro. Einzelne passive Detektoren werden im Fachhandel ab 25 Euro angeboten.
  • Messgeräte mit Strom für Kurzzeitmessung
    Aktive elektrische Geräte zeigen den Messwert direkt auf einem Display an. Sie werden nur für wenige Minuten bis Tage eingesetzt. Der Nachteil: Wegen der kurzen Messdauer lassen sich keine verlässlichen Aussagen zur langfristigen Radonbelastung treffen. Dennoch eignen sie sich für eine Momentaufnahme. Die Preise für aktive elektrische Messgeräte beginnen ab 150 Euro.

Tipp: Leihen statt kaufen
Einige Firmen bieten Radon-Messgeräte zum kurz- oder langfristigen Mieten an. Dabei verschicken Anbieter Detektoren per Post, die an mehreren Stellen des Kellers oder in anderen Wohnräumen angebracht werden und nach drei bis zwölf Monaten zur Auswertung zurückgeschickt werden. Das BfS führt online eine Liste anerkannter Anbieter.

Hohe Radonwerte zu Hause: Was kann man dagegen tun?

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"Radon ist ein Gesundheitsrisiko, gegen das man selbst vorgehen kann", betont BfS-Präsidentin Inge Paulini. Als Erstes hilft regelmäßig Lüften. Das sei die "erste und einfachste Maßnahme", rät auch der Verband Privater Bauherren (VPB), eine Organisation von Bausachverständigen. Und zwar so, dass bereits nach wenigen Minuten die gesamte Innenraumluft ausgetauscht ist. Das gelingt mit Querlüften, indem man möglichst einander gegenüberliegende Fenster gleichzeitig öffnet.

Risse und Öffnungen in Keller und Erdgeschoss oder Rohrdurchführungen in Innenräumen sollte man abdichten lassen. Diese Sanierungsmaßnahmen können einen möglichen Unterdruck beseitigen. Auch ein Radonbrunnen, der radonhaltige Raumluft unter dem Gebäude absaugt, oder Drainagesysteme können Radonschutz bieten.

Kann man noch im Keller schlafen?

"Natürlich, aber je nach Gebäude empfehle ich eine Messung", sagt KIT-Experte Fesenbeck. Besonders in einem energetisch sanierten Haus. "Denn wenn der Luftwechsel etwa durch neue Fenster minimiert wurde und aus dem Boden weiter Radon in das Haus strömt, kann das einen ähnlichen Effekt haben wie bei einer Käseglocke."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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