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Dramatisches Insektensterben in Deutschland – mit verheerenden Folgen


Forscher schlagen Alarm
Dramatisches Insektensterben in Deutschland

dpa, t-online, Anja Garms, Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 21.10.2017Lesedauer: 3 Min.
Die Zahl der Fluginsekten ist in Teilen Deutschlands erheblich zurückgegangen.Vergrößern des BildesDie Zahl der Fluginsekten ist in Teilen Deutschlands erheblich zurückgegangen. (Quelle: Frank Rumpenhorst/dpa-bilder)
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Kiloweise sammelten Forscher in den vergangenen 27 Jahren Insekten aus aufgestellten Fallen. Die Auswertung der Daten bestätigt: Die Insektenzahl schwindet vielerorts erheblich. Mit verheerenden Folgen.

Die Zahl der Fluginsekten ist in Teilen Deutschlands erheblich zurückgegangen. In den vergangenen 27 Jahren nahm die Gesamtmasse um mehr als 75 Prozent ab, berichten Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden im Fachmagazin "PLOS ONE". Der 2016 seitens der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) veröffentlichte Negativtrend setzt sich somit fort.

Studie wird hinterfragt

Nicht an der Studie beteiligte Experten sprechen von einer überzeugenden Arbeit, durch die bisherige Hinweise auf ein massives Insektensterben auf eine solide Basis gestellt worden seien.

Die Publikation liefere den Beleg, dass der Schwund "wirklich ein größerflächiges Problem" ist, sagt Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle, der nicht an der Untersuchung beteiligt war. Fachleute vermuten schon lange, dass die Zahl der Insekten zurückgegangen war. Verlässliche Daten sind allerdings rar.

Caspar Hallmann von der Radboud University in Nijmegen (Niederlande) und sein Team werteten nun Daten aus, die seit 1989 von Insektenkundlern gesammelt worden waren. Diese hatten in insgesamt 63 Gebieten mit unterschiedlichem Schutzstatus in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und in Brandenburg sogenannte Malaise-Fallen aufgestellt, in denen Fluginsekten in einen Sammelbehälter geleitet und getötet werden.

53,54 Kilogramm Insekten

Insgesamt landeten 53,54 Kilogramm wirbellose Tiere in den Fallen. Das entspricht Millionen von Insekten. Die Untersuchung zeigt, dass innerhalb der vergangenen 27 Jahre die jährliche Masse um 76 Prozent abgenommen hat. Am stärksten war der Verlust im Sommer, wenn am meisten Insekten herumfliegen. Er beträgt knapp 82 Prozent.

Ursache des Rückgangs noch unklar

Auf der Suche nach möglichen Gründen für den Insektenschwund untersuchten die Wissenschaftler u. a. den Einfluss von Klimafaktoren, der landwirtschaftlichen Nutzung und Lebensraumfaktoren. Die Analyse brachte jedoch keine eindeutige Erklärung. Insgesamt gab es einen positiven Zusammenhang zwischen Insektenbiomasse und Temperatur – der Anstieg der Durchschnittstemperatur sollte sich eher positiv auf den Bestand an Insekten ausgewirkt haben.

Vermutlich spiele die intensivierte Landwirtschaft sowie der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln eine Rolle, erklären die Forscher. Untersucht haben sie dies aber nicht.

Schutzgebiete teilweise wirkungslos

Es sei denkbar, dass Insekten in den Schutzgebieten zwar zunächst gediehen, die Insekten dann aber auf den angrenzenden Ackerflächen verschwänden, heißt es.

Der deutsche Bauernverband pocht auf weitere Untersuchungen. Laut Settele vom UFZ könnten nämlich auch Klimaveränderungen nicht ganz als Ursache ausgeschlossen werden.

Verheerende Folgen für die Natur

Was immer die Gründe für den Insektenschwund sind – sie haben einen weit verheerenderen Effekt als bisher erkannt, fassen die Autoren der aktuellen Studie zusammen.

Dieser Ansicht ist auch Alexandra-Maria Klein, Landschaftsökologin von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Weitere Langzeitdaten seien nötig – aber wir sollten "nicht auf diese Ergebnisse warten, bis wir unsere Landnutzung ändern", sagt sie. "Dies könnte für einige Insekten zu spät sein."

Insekten sind sehr wichtig, da sie Schädlinge sowie Aas, Totholz oder Kot beseitigen. Zudem bestäuben Insekten wie Hummeln und Bienen viele Pflanzen – auch Nutzpflanzen. Bleibt dies aus, könnten enorme Ernteeinbußen die Folge sein.

Das können Sie tun

Dem NABU ist das Insektensterben bereits seit mehren Jahren bekannt. Mögliche Ursachen sind nicht nur der Einsatz von Pestiziden und die Klimaveränderungen. Auch der Bau von Straßen, Siedlungen, Industrie- und Gewerbegebiete sowie die Nährstoffanreicherung der Pflanzenwelt durch diffuse Stickstoff- und Phosphateinträge sind für den massiven Rückgang verantwortlich, erklärte der Verein gegenüber t-online.de.

Der NABU empfiehlt

Ob das dramatische Insektensterben auch Auswirkungen auf das Vogelsterben hat bzw. eine Verschlimmerung der Situation nach sich zieht, ist bislang noch nicht erforscht. Der NABU geht jedoch stark davon aus.

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