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Zwei neue Schmetterlingsarten entdeckt


Zwei neue Schmetterlingsarten entdeckt

dpa, Martin Kloth

Aktualisiert am 05.11.2017Lesedauer: 3 Min.
Der Biologe Sven Erlacher zeigt seine neu endeckten, präparierten Falter.Vergrößern des BildesDer Biologe Sven Erlacher zeigt seine neu endeckten, präparierten Falter. (Quelle: Sebastian Willnow/Archiv/dpa-bilder)
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Der Biologe Sven Erlacher aus Chemnitz hat zwei neue Schmetterlingsarten entdeckt. Insgesamt hat er damit schon fünf neue Schmetterlinge gefunden. Doch wie entdeckt er die unbekannten Arten?

Erlacher hat mit Beljajews Steinspanner (Charissa beljaevi) und dem Peloponnesischen Steinspanner (Charissa peloponnesiaria) zwei bislang unbekannte Arten gefunden. "Wenn man etwas entdeckt, ist es eine Sternstunde. Es ist ein Hauch von Ewigkeit, den man miterleben darf", beschreibt der Wissenschaftler den großen Moment.

Der Kurator des Chemnitzer Naturkundemuseums benannte den in der Mongolei beheimateten Falter nach dem russischen Wissenschaftler Jewgeni Beljajew. Der andere Schmetterling lebt in Griechenland und wurde deswegen nach der Region Peloponnes benannt. Beide Arten sind nur wenige Zentimeter groß und bräunlich beziehungsweise weißlich gefärbt.

Für Erlacher sind es bereits die Neuentdeckungen Nummer vier und fünf. Den nach seiner Schwiegermutter benannten Sabines Steinspanner (Gnophopsodos sabine), den Gefleckten Steinspanner (Gnophopsodos ravistriolaria pantherinus) sowie Hilmars Steinspanner (Gnophopsodos hilmari) hatte er im vergangenen Jahr der Fachwelt vorgestellt. "Neue Arten sind eine Begleiterscheinung. Man sucht nicht gezielt nach neuen Arten, die ergeben sich", sagte der Schmetterlingsforscher.

Wie entdeckt er die neuen Arten?

Asphalt, Beton, Glasfassaden: Wenn Sven Erlacher aus dem Fenster seines Arbeitszimmers schaut, ist selbst im Sommer weit und breit kein Schmetterling zu sehen. Doch inmitten der Chemnitzer Innenstadt entdeckt der Biologe immer neue Falterarten – auf seinem Schreibtisch. Die Exemplare kommen im übertragenen Sinne angeflogen aus Museen oder Privatsammlungen. "Es gibt sehr viele Kollegen, die viel reisen. Dadurch fällt viel Material an", erzählt er.

Dann sind manchmal eben auch Schmetterlinge dabei, die es noch nicht gibt – jedenfalls in der wissenschaftlichen Literatur. Sein Spezialgebiet sind: Spanner. Davon gibt es weltweit geschätzt 23.000 Arten. Und einen davon hat ein anderer Forscher auch nach dem Kurator des Chemnitzer Naturkundemuseums benannt – Erlachers Kleinspanner (Idaea erlacheri) aus Tunesien.

Wenn Sven Erlacher die Falter in die Hände bekommt, wird es brutal. Nachdem er die Schmetterlinge fotografiert hat, entfernt er die Hinterleiber von den Körpern und kocht sie – in Kalilauge. So trennt er Fette und Muskeln von Hartteilen und legt die Genitalien frei. "Wer das nicht macht, kann nicht wirklich was entdecken", stellt der Biologe klar.

Denn um zweifelsfrei bekannte von unbekannten Arten zu unterscheiden, müssen die Geschlechtsorgane bis ins kleinste Detail untersucht und verglichen werden. Schließlich können sich Männchen der einen Art nicht mit den Weibchen einer anderen Art paaren. Erlacher nennt es das Schlüssel-Schloss-Prinzip. "Das Ganze muss auch mechanisch passen."

Bei seinem zerstörerischen Tun im Namen der Wissenschaft muss der 47-Jährige keine Rücksicht nehmen auf die Befindlichkeiten der Sammler. "Sie wissen, dass ich die Schmetterlinge anatomisch untersuchen muss, um etwas zu finden." Hat er die Tiere so bearbeitet, gibt er sie sauber beschriftet wieder zurück.

"Beruf Spanner Forscher"

Sven Erlacher ist seit November 2006 Kurator am Naturkundemuseum in Chemnitz. Schon immer habe er ans Museum gewollt und habe daher seit gut zehn Jahren seinen Traumjob. "Das ist wie ein Sechser im Lotto", gibt er zu. In seinem Haus betreut er die Biowissenschaft, betreibt das Sammlungsmanagement, organisiert Ausstellungen und Führungen und pflegt den Bestand von rund 300 000 Tieren.

Die Schmetterlingsforschung ist eher ein Nebenzweig seiner Gesamtarbeit. An der Tür zu seinem Zimmer fällt statt eines Namensschildes ein Aufkleber mit einer spaßigen Bezeichnung auf: "Beruf Spanner Forscher" steht darauf untereinander. Sein Refugium wirkt wie eine moderne, hellere Ausgabe von Fausts Studierzimmer: etwa acht Quadratmeter groß, Regale mit Büchern an den Wänden, auf dem Schreibtisch ein Computerbildschirm, dazu kommen ein Mikroskop samt Fotoapparat und auf dem Fensterbrett ein Elektrokocher für die Schmetterlingshinterleiber. "Das reicht. Mehr brauche ich nicht zum Forschen", sagt er.

Seine Forschungsobjekte stehen in Holzkästen auf einem Schrank. In Systemschachteln sind die Falter aufgespießt - wissenschaftlich: genadelt. Auch wenn es angesichts von fünf neuen Arten binnen neun Monaten nicht so wirkt: Dass er unbekannte Spezies entdeckt, ist eine Ausnahme. 95 Prozent der Arbeit seien Routine wie Recherche, Präparation und Fotografieren. "Neue Arten sind eine Begleiterscheinung. Man sucht nicht gezielt nach ihnen, sie ergeben sich."

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