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Soziale Phobie: Definition, Symptome, Folgen, Therapie


Schulkind & Jugendliche
Soziale Phobie: die krankhafte Angst vor der Blamage

Von dapd, dpa
12.10.2012Lesedauer: 3 Min.
Soziale Phobie ist eine der häufigsten psychischen Störungen bei Jugendlichen.Vergrößern des BildesSoziale Phobie ist eine der häufigsten psychischen Störungen bei Jugendlichen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die ersten Partys, Discobesuche und Flirts sind für Heranwachsende aufregend und meistens ein großer Spaß - doch nicht für alle. Es gibt Jugendliche, die all das als wahre Qual empfinden. Wenn sie denn mal eine Party besuchen, sitzen sie meist allein in der Ecke und suchen einen Grund möglichst schnell wieder verschwinden zu können. Sie leiden an sozialer Phobie: der krankhaften Angst, auf andere Menschen zuzugehen und sich vor ihnen zu blamieren.

Soziale Phobie: Mehr als jeder zehnte Teenager ist betroffen

Wie viele Menschen in Deutschland an dieser Angststörung erkrankt sind, können Experten nur schätzen. Annette Stefini vom Universitätsklinikum Heidelberg verweist auf Studien, wonach fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung die Kriterien für eine Soziale Phobie erfüllen. Neue Studien, die Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren untersuchten, zeigten, dass mehr als jeder zehnte Jugendliche unter einer sozialen Phobie leide. Damit ist sie eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Junge Frauen und Mädchen seien dabei doppelt so häufig betroffen wie Jungs.

Gemeinsam ist allen Betroffenen, dass sie "überzeugt davon sind, dass ihr Auftreten oder sichtbare körperliche Symptome wie Erröten, Schwitzen oder Zittern von anderen Menschen als Versagen oder Blamage bewertet werden", erklärt Stefini. Die Angstreaktionen seien häufig begleitet von körperlichen Symptomen wie intensivem Herzklopfen, Übelkeit, Durchfall oder Muskelanspannung.

Die soziale Phobie hat viele Gesichter

Für Psychologin Stefini hat die soziale Phobie viele Gesichter. "Ein Teil ist Veranlagung wie Schüchternheit, ein anderer Aspekt ist sicher das Lernen am Modell, denn sozial ängstliche Eltern geben das entsprechende Rollenbeispiel weiter", so Stefini.

Neben der angeborenen Verhaltenshemmung sieht Lena Krebs, Sprecherin des Forschungsverband "Sopho-net", einen weiteren Auslöser in traumatisierenden sozialen Erfahrungen - beispielsweise wenn man gehänselt, gedemütigt oder ausgeschlossen wird. "Wir sprechen von einem 'biopsychosozialen Modell', das heißt, Veranlagung, Psyche und persönliche Erfahrungen spielen zusammen", so Krebs.

Schüchtern ist nicht gleich krank

Doch man müsse genau unterscheiden, denn nicht jeder Teenager, der scheu ist, habe gleich eine Sozialphobie. "Entscheidend sind Dauer und Schwere", erläutert Krebs. "Eine Störung liegt vor, wenn die Angst so stark ist, dass sie einen Leidensdruck hervorruft und die Lebensqualität beeinträchtigt - und zwar mindestens sechs Monate lang." In vielen Fällen werde eine soziale Phobie nicht erkannt, weil schüchterne Kinder und Jugendliche von der Gesellschaft eher als angenehm empfunden werden - "im Gegensatz zu Kindern mit ADHS stören sie zum Beispiel nicht im Unterricht", ergänzt Krebs.

Der soziale Rückzug kann gravierende Folgen haben

Um nicht in einen Strudel aus Selbstzweifeln und Verunsicherung zu geraten, vermeiden Sozialphobiker Angst auslösende Situationen. Dieser soziale Rückzug könne laut Krebs jedoch schlimme Folgen haben: Den Betroffenen fehlen dadurch soziale Kompetenzen, sie gehen Anforderungssituationen aus dem Weg, wodurch womöglich die Schule oder später die Berufsausbildung abgebrochen wird und sie gehen keine intimen Beziehungen ein.

Oft habe die Angststörung weitere gesundheitliche Probleme zur Folge. Eine Sozialphobie kann schlimmstenfalls zu Depressionen oder auch Alkohol- oder anderen Suchtabhängigkeiten führen.

So kann den Phobikern geholfen werden

Annette Stefini zufolge ist professionelle dann nötig, "wenn der Betroffene unter deutlichen Einschränkungen in seinem Leben leidet" - wenn ein Erwachsener aufgrund seiner Ängste bestimmte Anforderungen in seinem Beruf nicht erfüllen könne oder wenn ein Jugendlicher dadurch, dass er es nicht schaffe, Referate in der Schule zu halten, schlechte Noten bekomme und unter seinen Möglichkeiten bleibe. Die Psychologin rät in solchen Fällen zu einer kognitiven Verhaltenstherapie oder einer psychodynamischen Psychotherapie. Häufig reiche schon eine 25-stündige Kurzzeittherapie aus, in manchen Fällen sei jedoch eine längere Behandlung notwendig.

Eltern und Pädagogen rät Stefini, den Betroffenen zu helfen, sich der Angst auslösenden Situation zu stellen. "Ein Schüler sollte sein Referat durchaus halten müssen, aber er sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass er ein Problem hat und wo er Hilfe bekommt."

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