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Ist Lasertag ein jugendgefährdendes Kriegsspiel?


Ego-Shooter mit Körpereinsatz: Ist Lasertag ein jugendgefährdendes Kriegsspiel?

t-online, Nicola Wilbrand-Donzelli

25.08.2014Lesedauer: 4 Min.
Ursprünglich wurde Lasertag zu Trainingszwecken im US-Militär eingesetzt.Vergrößern des BildesUrsprünglich wurde Lasertag zu Trainingszwecken im US-Militär eingesetzt. (Quelle: dpa-bilder)
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Lasertag heißt die Trendsportart, die gerade immer mehr Anhänger auch unter Kindern und Jugendlichen findet. Fast monatlich eröffnet in Deutschland eine Halle, wo Jung und Alt in einer futuristischen, halbdunklen Szenerie mit "Lichtstrahlen-Pistolen" auf ihre Gegner feuern und sich bei dem modernen Räuber-und-Gendarm-Spiel austoben können. Für die Fans und Organisatoren ist es nur ein harmloser Sport mit hohem Spaßfaktor. Für viele Eltern ist Lasertag dagegen ein kriegerisches Angriffsspiel.

Der dreizehnjährige Till war kürzlich auf einem Geburtstag eines Freundes eingeladen, wo sich die ganze Feiertruppe samt den Gastgebereltern ins Lasertag-Getümmel stürzte. Das einhellige Urteil über das Lichtstrahlen-Geballer war danach positiv: "Das ist mega abgefahren gewesen, mit den Lichtstrahlen auf die anderen zu zielen und so Punkte zu sammeln. Die vielen Hindernisse haben alles noch spannender gemacht. Deshalb finde ich Lasertag viel besser als am Computer zu spielen. Hier kann man sich richtig austoben", erzählt Till euphorisch.

Seine Wurzeln hat Lasertag in den USA, wo es ursprünglich vom US-Militär zu Trainingszwecken entwickelt wurde. Das Ziel von Lasertag folgt bei allen Varianten demselben Prinzip: Jeder Spieler, versucht innerhalb eines halbdunklen, oft auch vernebelten Labyrinths seine Gegner mithilfe eines Zielgerätes, das mit harmlosen Infrarotlicht ausgestattet ist, am Oberkörper zu treffen. Jeder trägt eine spezielle Weste mit Sensoren, die Treffer signalisieren.

Kritische Eltern sehen in Lasertag ein Kriegsspiel

Obwohl die meisten Aktiven das Spiel als spannenden und konditionsintensiven Spaß erleben, gibt es nicht wenige Eltern, die Lasertag als martialisches Treiben sehen, das nicht für Kind und Jugendliche geeignet ist.

"Grundsätzlich ist das nichts anderes als die digitalen Ego-Shooter-Spiele, die ja auch schon seit langem als problematisch eingestuft werden", kritisiert ein Vater in einem Elternforum. Eine besorgte Mutter schreibt: "Dieser neue Trendsport hat eindeutig militärische Wurzeln und irgendwie wird hier doch Nahkampf-Krieg imitiert. Für mich gilt nach wie vor, was ich von meinen Eltern gelernt habe: Auf Menschen schießt man nicht - nicht im Ernst und nicht im Spiel. Das bagatellisiert nämlich Gewalt."

Jugendschützer bewerten das Spiel unterschiedlich

Von den zuständigen Behörden gibt es keine einheitliche Haltung zu Lasertag: In Hanau oder Wiesbaden etwa dürfen Kinder bereits ab zwölf Jahren in Begleitung von Erwachsenen mitmachen, während in Mainz die Altersgrenze aus Jugendschutzgründen vom Landesjugendamt Rheinland-Pfalz auf 16 Jahre festgelegt wurde, dann aber auch nur gemeinsam mit einer erziehungsberechtigten Person.

Es handele sich eben nicht um ein lustiges Räuber-und-Gendarm-Spiel, so die Beurteilung des Amtes. Aufgrund seiner militärischen Vorgeschichte sei es eindeutig Ziel dieses Spieles, menschliche Gegner mit Hilfe einer Schusswaffe zu treffen. So könnten Assoziationen zu realen Kampf- und Kriegshandlungen geweckt werden.

"Gerade durch die körperliche Anstrengung, die mit dem Spiel verbunden ist", heißt es in der weiteren Argumentation der Behörde, "wird im Gegensatz zu Computerspielen eine intensivere Wahrnehmung und ein intensiveres Spielerleben erzeugt."

Organisatoren betonen die Friedfertigkeit des Sports

Die Betreiber der Lasertag-Hallen bemühen sich, kritische Stimmen zu entkräften, indem sie das Spiel bewusst als fröhliche Sci-Fi-Actionwelt anpreisen und großen Wert darauf legen, nicht mit Gelände-Angriffsspielen wie "Paintball" beziehungsweise "Gotcha" auf eine Stufe gestellt zu werden. Auch das spezifische Lasertag-Vokabular wird betont pazifistisch gehalten, so dass das Zielgerät keine Pistole, sondern ein "Phaser" ist und "abschießen" in der Spielsprache "markieren" bedeutet.

"Es ist uns besonders wichtig", wird auf der Internetseite von "Lasertag Deutschland" betont, "dass bei Lasertag nicht auf Menschen gezielt wird, um diese 'abzuschießen', sondern der Spieler auf eine herausfordernde Punktejagd im spaßigen Wettkampf mit seinen Mitspielern geht. Soziale Aspekte wie Gruppenzusammengehörigkeit und Teamwork sowie der Spaßfaktor stehen bei uns an erster Stelle. Beim Spiel selbst sind körperliche Auseinandersetzungen komplett fehl am Platz, da es auf Schnelligkeit, Geschick und Taktik ankommt."

Pädagogen entkräften die Kritik an Lasertag

Damit diese Philosophie gerade auch von heranwachsenden Spielern verinnerlicht wird, bietet "Lasertag Deutschland" für alle Jugendgruppen vor dem Spiel sogar ein spezielles Coaching an, das in einer Kooperation mit Erlebnispädagogen der FH Frankfurt entwickelt wurde. Federführend bei dieser Zusammenarbeit war die Diplompädagogin Christine Huth-Hildebrandt, die nach vielen Besuchen in der Lasertag-Arena in Frankfurt ein Gutachten anfertigte und zu der Einschätzung kam, dass es bei dem umstrittenen Spiel vor allem um sportliches Fair Play gehe, bei dem man sich auch körperlich auspowern könnte.

In den USA ist Lasertag längst zu einem generationsübergreifenden Familiensport geworden, bei dem sogar Sechsjährige mitspielen dürfen. Auch hierzulande gibt es nicht nur alarmierte Skeptiker, sondern auch Eltern, die dem neuen Funsport eher gelassen gegenüberstehen.

"Ich kann ganz und gar nicht nachvollziehen, warum sich viele darüber aufregen", mischt sich ein Vater in eine Foren-Diskussion ein. "Dann muss man ja auch eine handfeste Schneeballschlacht oder Völkerball, das ja auch in der Schule oft gespielt wird, erst recht als brutal und kriegerisch einschätzen. Denn da kann man tatsächlich mit harten Gegenständen abgeschossen werden. Das sind dann wirklich Waffen, die ernsthaft wehtun können. Hier ist aber noch nie jemand auf die Idee gekommen, von Jugendschutz und Altersbeschränkung zu sprechen."

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