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Nelson Müller testet Discounter und ist "extrem positiv überrascht"


Lidl, Aldi & Co. im Check
Das hat Sternekoch Nelson Müller "extrem positiv überrascht"

t-online, Von Martina Borusewitsch

20.01.2015Lesedauer: 4 Min.
Discounter im Check: Sternekoch Nelson Müller testet Lidl und CoVergrößern des BildesNelson Müller ermittelt: Welche Qualität liefern die vier großen Discounter in Deutschland? (Quelle: ZDF / Willi Weber)
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Aldi

Mit Freunden und Experten nahm Müller die Billig-Lebensmittel in sechs Kategorien unter die Lupe. Neben der Frische untersuchten sie Preise, Qualität, Geschmack und die Angebote der sogenannten Länderwochen. Aber auch der Faktor Fairness spielte eine Rolle. Das Gesamt-Fazit der Sendung: Lob für Frische und die kleinen Preise. Abzüge für Fairness und gestreckte Fertigprodukte.

In der 45-minütigen Sendung am Dienstagabend deckte Müller auf kurzweilige Art Schmu und Schnäppchen auf. Vieles hätte man sich denken können - zum Beispiel, dass richtig gutes Fleisch oder "die besondere Zutat" im Discounter nicht zu finden ist. Oder dass Tiefkühl-Fisch immer am frischsten ist, einfach weil er direkt nach dem Fang auf dem Schiff eingefroren wird. Oder dass man Fairness für Lieferanten bei Discountern lange suchen kann. Aber einige interessante Fakten hatte der Check zu bieten.

Fertigprodukte schneiden schlecht ab

So kaufen 65 Prozent der Haushalte regelmäßig bei Discountern ein. Dort sparen sie im Vergleich zum Supermarkt 30 Prozent (!). Und das, obwohl auch Discounter immer mehr Markenprodukte im Sortiment haben. Wo liegt der Haken? Es gilt das Prinzip "strecken, dehnen, aufpumpen - und die Originalzutat gegen Null reduzieren". So schneiden zwar Grundnahrungsmittel aus dem Discounter in der Qualität gut ab. Fertigprodukte aber - na, da will man gar nicht so genau wissen, was drin ist. An den Zutaten wird gespart, wie das Beispiel der Tortellini der Firma Steinhaus zeigt.

Der Hersteller aus Remscheid produziert sowohl billige als auch teure Teigwaren. Der Unterschied liegt in den Zutaten: Eier aus Bodenhaltung für die billigen Nudeln, Freilandhaltung für die teuren. Die Füllung für die günstigen Tortellini ist vorgefertigt und wärmebehandelt, die Edelversion dagegen wird von Hand, frisch und fein zubereitet. Keine künstlichen Aromen oder Zusatzstoffe sollen drin sein. Allgemein gilt: Je länger die Zutatenliste, desto mehr Schmu. Oder andersherum gesagt: Je weniger Zutaten drin sind, desto hochwertiger ist das Produkt.

Legale Tricks

Ein bisschen eklig, aber auch lustig demonstrierte Lebensmitteltechniker Sebastian Lege, wie Schmelzkäse hergestellt wird: Man nehme Möhrensaft (für die Farbe), eine Menge Pflanzenfett, Schmelzsalz, Emulgator und Speisestärke. Ach ja, und einen Hauch Käse (20 Prozent). Alles in den Mixer, es entsteht eine quietschgelbe Käsesoße, die im Kühlschrank fest wird. Tonnenweise industriell hergestellt findet dieser "Käse" Verwendung auf Pizza und Toast Hawaii oder in der Tiefkühl-Lasagne - eine "legale Illusion", heißt es im Bericht. Andere Beispiele: Vanillepudding ohne jegliche Vanille, Kalbsleberwurst mit 15 Prozent Kalbsleber (der Rest stammt vom Schwein).

Kaffee, der nach Faulgasen riecht

Ein Highlight, wenngleich kaum überraschend: der Kaffee-Vergleich durch einen Sommelier für Edel-Bohnen in dessen Rösterei. Während Nelson Müller zumindest beim Geruch der sechs Pulver (vier Discounter- und zwei Markenkaffees) keinen Unterschied feststellen konnte, rümpfte Experte Michael Gliss die Nase: "Das ist für mich der Grottigste von allen", schimpfte er. "Muffig, riecht nach Keller, irgendwie nach Faulgasen...", beschrieb er das Pulver von Nettos "Cafét - Der Beste".

Auch beim Schlürf-Test fiel die Netto-Marke gnadenlos durch. Ebenfalls mies: "Contal - Edle Auslese" von Penny. Davon abgesehen konnten zwei Discounter-Kaffee mit den getesteten Markensorten "Jacobs Krönung" und "Dallmayr prodomo" locker mithalten: Aldis "Markus Kaffee - Gold" und Lidls "Bellarom - Gold" waren in Ordnung.

Preisbrecher und Lockmittel

Dabei kostet das schwarze Gold beim Discounter nur knapp die Hälfte - nämlich das Pfund 2,79 Euro im Vergleich zu den Marken, die über fünf Euro kosten. Oft werden Lebensmittel wie Kaffee, die zu den beliebtesten Lebensmitteln der Deutschen gehören, so als regelrechte Preisbrecher und Lockangebote von den Discountern eingesetzt.

Im Obst- und Gemüsecheck machten Nelson Müller und seine Freunde dann die Entdeckung, dass die Discounter beim Thema Frische die Nase vorn haben. Müllers Erklärung leuchtete ein: "Die Discounter sind im Vorteil. Sie haben eine perfekte Logistik" und durch den hohen Umschlag sind einfach selten alte Waren in der Auslage.

Discounter diktieren Landwirten Niedrigpreise

Düster sah es dagegen beim Thema Fairness aus. "Eine absolute Schweinerei", ärgerte sich Landwirt Georg Heitlinger im Bericht. Vor ein paar Jahren hatte er seinen Hühnerhof auf die Eier-Produktion für Aldi getrimmt: Große Anlagen, denn der Discounter nimmt Mengen in Millionenhöhe ab. Doch der Traum vom Profit schwand schnell und wurde zum Alptraum. Aldi drehte an der Preisschraube und diktierte dem Landwirt einen 30 Prozent niedrigeren Preis. Oder eben drei Jahre gar nicht mehr liefern. Der Landwirt schaffte den Absprung wieder und produziert heute für viele kleine Abnehmer.

Das gleiche gilt bei Milch: Ein Liter Milch kostet in der Herstellung etwa 50 Cent. Die Discounter kaufen die Milch aber für unter 30 Cent ein. Die Differenz zahlt der Steuerzahler - in Form von EU-Subventionen. Nelson Müllers Fazit war eindeutig: "Ich kann mich nicht freuen, wenn Eier, Milch, Butter und Fleisch billiger wird. Da leiden die Tiere, die Umwelt, die Zulieferer!"

Asia-Woche rasselt bei Thai-Köchinnen durch

Amüsant fiel der Test der "Länderwochen" aus. Ins Rennen gingen die Asia-Wochen bei Aldi Nord, Leckereien aus den Alpen von Aldi Süd und Griechisches bei Lidl. Gut, lecker, authentisch? Die thailändischen Köchinnen, die die Aldi-Produkte bewerten sollten, mussten sich wundern: So handelte es sich bei den Artikeln meist um frei erfundene Gerichte. Zumindest von thailändischer "Curry Creme Suppe" hatten die beiden noch nichts gehört. Und bei Sojasprossen im Glas waren sie fassungslos: Die müssten doch frisch und knackig sein!

Am besten schnitten die griechischen Produkte ab, die auch wirklich in Griechenland hergestellt worden waren. Auch die Alpen-Spezialitäten, getestet von einem Schweizer, erhielten gute Noten - auch, wenn sie aus Deutschland kamen.

In der Kategorie Geschmack zauberten Müller und seine Gäste ein Drei-Gänge-Menü in zweifacher Ausfertigung, jeweils mit Produkten aus dem Supermarkt und noch einmal mit Discounter-Artikeln. Bei Vor- und Hauptspeise errieten die Tester treffsicher den Discounter-Lachs und -Rinderrücken. Beides schmeckte trockener, sah weniger frisch aus. Beim Nachtisch punktete dagegen das Tiramisu aus Discounter-Zutaten.

Die Ergebnisse im Überblick

Kriterien Bewertung Begründung
Qualität 2 von 5 Sternen Grundnahrungsmittel sind in Ordnung. Bei Fertigprodukten sinkt die Qualität.
Frische 4 / 5 Discounter wegen perfekter Logistik und hohem Umschlag klar im Vorteil.
Länderwochen 3 / 5 Oft nicht authentisch. Manchmal ein Schnäppchen dabei.
Fairness 1 / 5 Je niedriger die Preise, desto schlechter für Zulieferer, Tiere, Umwelt. Masse statt Klasse.
Geschmack 3 / 5 Der Nachtisch gewinnt - bei Fisch und Fleisch können Aldi, Lidl und Co. nicht mithalten.
Preis 5 / 5 Im Discounter spart man bis zu 30 Prozent. Zwischen den Discountern kaum Preisunterschiede.

Selbst recherchieren

Wer etwas über die Hersteller von Discounter-Lebensmitteln und Fertigprodukten erfahren möchte, kann auf eine Datenbank des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zugreifen. Auf www.bvl.bund.de/bltu sind Lebensmittelhersteller mit Zulassungsnummer und Adresse gelistet.

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