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Putin: Geheimgruppe "Osero" plant Putsch gegen Russlands Präsidenten


Russischer Hardliner sieht Machtkampf
Ex-Militär: Geheimgruppe "Osero" plant Putsch gegen Putin

Von t-online, wan

Aktualisiert am 14.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Wladimir Putin in einem Interview (Archivbild): Angeblich drängen Prigoschin-Verbündete den Kremlchef zum Kriegsende.Vergrößern des BildesWladimir Putin in einem Interview (Archivbild): Angeblich drängen Prigoschin-Verbündete den Kremlchef zum Kriegsende. (Quelle: IMAGO/Alexander Kazakov)
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Eine Gruppe in Putins engstem Zirkel soll den Kremlchef zum Kriegsende drängen. Das behauptet einer seiner schärfsten Gegner: der russische Rechtsnationalist Igor Girkin.

In Putins innerstem Kreis soll es brodeln – das zumindest sagt einer seiner Kritiker, der ehemalige Geheimdienst-Offizier und russische Rechtsnationalist Igor Girkin. Er sieht eine Machtverschiebung innerhalb der wichtigsten Personen, die dem Kremlchef nahestehen. Mehr noch: Er glaubt, dass Jewgeni Prigoschins Revolte Erfolg hatte, zumindest was die Machtverhältnisse in Kremlkreisen betrifft.

Im Mittelpunkt sieht er eine ominöse "Osero-Kopperative", die unter anderem aus Sergei Kirijenko, stellvertretender Stabschef von Präsident Putin, Juri Kowalchuk, Putins Mann für dessen persönliche Finanzen, und dem Oligarchen Boris Rotenberg bestehen soll. Rotenberg ist Mitbesitzer von SGM, einer der größten Baufirmen in Russland. Gegen ihn wurden 2014 von den USA Sanktionen verhängt, er soll gute Kontakte zu Putin haben. Sein Bruder Arkady war Judo-Sparringspartner des Präsidenten.

Girkin: Putin-Kritiker und an MH-17-Abschuss verantwortlich

Girkin, dem unter anderem eine Beteiligung am Abschuss der MH17 über der Ukraine nachgewiesen wurde und der dafür in den Niederlanden verurteilt wurde, gilt schon länger als Kritiker Putins. Immer wieder kritisiert der mutmaßliche Kriegsverbrecher Präsident Putin und die Militärführung. Er vertritt Positionen rechter Nationalisten, bereits 2014 hatte er den russischen Präsidenten dafür kritisiert, dass dieser nach der Annexion nicht noch weitere ukrainische Gebiete einnahm. Seit Jahren hatte Girkin einen umfassenden Krieg gegen die Ukraine gefordert. Er selbst führte 2014 Soldaten in der damals unter russischen Einfluss stehenden Region Donezk an.

Jetzt schrieb Girkin auf Telegram, dass die Fraktion um Verteidigungsminister Schoigu an Einfluss verloren habe und nun die "Osero"-Gruppe versuche, die Weichen für eine Übernahme zu stellen. Diese würde auch nicht davor zurückschrecken, Militäroperationen zu sabotieren – mit dem Ziel, Druck auf Putin aufzubauen, damit dieser den Krieg beende. Niederlagen an der Front würden als Argumente der "Unterstützer einer Kapitulation" dienen. Die Gruppe wolle zusammen mit anderen Verbündeten unter anderem aus St. Petersburg Putin stürzen und mit einer Person aus den eigenen Reihen ersetzen.

Schon im Mai hatte Girkin die "Osero-Kooperative" als russische Mafia bezeichnet und behauptet, Prigoschin stehe unter dem Schutz der Gruppe.

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Das amerikanische Institut for the Studies of War (ISW) sieht hinter Girkins Warnungen eine klare Strategie. "Girkins Behauptungen sind wahrscheinlich Teil seiner anhaltenden Bemühungen, die politische und innenpolitische Unterstützung Russlands für einen möglichen Waffenstillstand im Krieg in der Ukraine zu verringern. Bemerkenswert ist jedoch, dass er bestimmte Mitglieder von Putins engstem Kreis ins Visier nimmt", schrieb das Institut in seiner Lageeinschätzung zum Krieg in der Ukraine.

Ist Sergei Kirijenko eine Gefahr für Putin?

Eine besondere Rolle nimmt dabei Sergei Kirijenko ein. Er gilt als politischer Karrierist, der seinen Einfluss in den vergangenen Jahren vergrößert hat. Er war unter Boris Jelzin bereits Premierminister und kümmert sich unter anderem um den Bereich Bildung in Russland – auch wenn das technisch nicht zu den Aufgaben des Präsidialstabs gehört.

Andrei Pertsew, der für die unabhängige russische Nachrichtenseite "Meduza" schreibt, sieht Kirijenko als Teil eines "Wissenschafts-Kommunismus", der in Russland etabliert werden soll. Er soll sich außerdem der Propaganda widmen und dabei auch der Einflussnahme des Kreml im Internet. "Kirijenko tut alles, um sich zu einem unersetzlichen Rädchen im Getriebe der Macht zu machen", schrieb Pertsew im März.

Die oppositionelle Nachrichtenseite "Meduza" ging vor kurzem sogar noch weiter: Sie schrieb Kirijenko Ambitionen auf das höchste Amt zu. Er versuche, das hätten Kremlkreise den Journalisten zugetragen, sich als Nachfolger Putins zu positionieren. Zwar habe er eine gute Beziehung mit Putin, aber wenig Unterstützung von Oligarchen und wichtigen Regierungsmitgliedern, sagten Insider zu "Meduza". Unklar ist aber, ob er wirklich zu den Personen gehört, die Putin zum Kriegsende drängen sollen, wie Girkin behauptet.

Nach Einschätzung des ISW versucht Girkin, den Wagner-Chef Prigoschin als Gefahr für Putin darzustellen, und damit auch dessen vermeintliche Unterstützer. "Girkin versucht möglicherweise, Kirijenko und andere angebliche Prigoschin-Gönner zu diskreditieren, um jegliche Unterstützung zu untergraben, die Prigoschin unter den möglichen verbliebenen prominenten Gönnern haben könnte", heißt es im Lagebericht.

Verwendete Quellen
  • telegram.com: Kanal vom Igor Girkin
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, July 12, 2023" (englisch)
  • carnegieendownment.org: "How Kiriyenko Is Winning Putin’s Ear" (englisch)
  • meduza.io: "How Sergey Kiriyenko became Putin’s point man in the Donbas and plans to shape Russia’s ‘post-war image’" (englisch)
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