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Russische Militärs sollen weniger Abzeichen tragen – Sergeij Schoigu auch


Früher war mehr Lametta
Darum sollen russische Militärs nicht so viele Abzeichen tragen

Von t-online, mk

Aktualisiert am 24.08.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0300569978Vergrößern des BildesRusslands Verteidigungsminister Sergeij Schiogu (r.) neben Marinechef Nikolaij Jewmenow: Kein Vergleich mit General Schukow. (Quelle: IMAGO/Alexei Danichev)
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Sergeij Schoigu ist ein großer Fan militärischer Abzeichen, der russische Verteidigungsminister hat selbst Hunderte erfunden. Zeigen darf er nur wenige.

Russische Militärs waren schon immer berühmt für ihren Hang zu glitzerndem Metall. Besonders bunt an der Brust liebte es General Georgi Schukow, der im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen gekämpft hatte und der größte Kriegsheld der Sowjetunion war. Auch deren Chef Leonid Breschnew zeigte sich in den 70er-Jahren gerne in einer Paradeform mit über 100 Ehrenabzeichen und Medaillen am Revers.

Wie zuvor das Zarenreich und die Sowjetunion hat auch die Russische Föderation Hunderte von Orden, Bändern und Auszeichnungen zu vergeben. Der höchste Titel ist seit 1992 der "Held der Russischen Föderation". Der goldene Stern an einem weiß-blau-roten Band wurde bisher nur 750 Mal verliehen, in vielen Fällen postum. Er ging meisten an Kosmonauten und gefallene Soldaten, aber auch an Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Gesellschaft.

Orden für Beteiligte des Butscha-Massakers

Häufiger vergibt der russische Staat den Tapferkeitsorden, ein silberfarbenes Kreuz an einem roten Band und mit dem doppelköpfigen Adler der Russischen Föderation in der Mitte. Dieser wird für "Hingabe, Mut und Tapferkeit bei der Verteidigung der öffentlichen Ordnung" verliehen.

Was das im heutigen Russland bedeutet, zeigt die Verleihung des Ordens an russische Soldaten, die im Frühjahr 2022 an den Gräueltaten im ukrainischen Butscha beteiligt waren. Auch die voriges Jahr bei einem Bombenanschlag getötete Tochter des russischen Propagandisten Alexander Dugin, Daria Dugin, erhielt postum den Tapferkeitsorden.

"Held der Russischen Föderation"

Bis heute stellen Angehörige der russischen Armee ihre Abzeichen gern zur Schau, aber 2019 wies die Armeeführung alle Soldaten an, sich bei Paraden wie zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland am 9. Mai nur höchstens zehn Orden in zwei Fünfer-Reihen ans Revers zu heften. Der Anblick mit Abzeichen überladener Offiziere und Veteranen sei dem Ansehen der Truppe nicht zuträglich, hieß es zur Begründung. Verteidigungsminister Sergeij Schoigu ging mit gutem Beispiel voran und hielt sich – mit einigen Ausnahmen – an die Vorgabe.

Dieses Foto zeigt Schoigu bei der diesjährigen Parade am 9. Mai:

Bei dem doppelköpfigen Adler auf dem roten Kreuz an Schoigus Hals handelt es sich um den "Verdienstorden für das Vaterland 2. Klasse", auf Schoigus linker Schulter ist der "Held der Russischen Föderation" zu erkennen, unter den Orden und Medaillen darunter ist der "Alexander-Newski-Orden" – eine Medaille für den "Verteidiger des freien Russland" und eine Medaille "in Andenken an die 850-Jahrfeier Moskaus". Schoigu war selbst nie Soldat und hat keinen militärischen Rang, aber er ist ein großer Fan von Ehrungen.

Schoigus Vorliebe für Uniform-Deko

So hat er in seinen elf Jahren als Verteidigungsminister nicht nur Dutzende Orden erhalten, sondern auch etliche erfunden, wie der Militärexperte und Russlandkenner Chris Owen schreibt: "Das russische Verteidigungsministerium verleiht 113 verschiedene Medaillen, 66 davon hat Schoigu etabliert, 15 weitere hat er wieder zugelassen", so Owens. "Außerdem gibt es mehr als 400 Bänder und Abzeichen, von denen Schoigu mehr als zwei Drittel erfunden hat." Selbst für die Teilnahme an einer Parade verleiht die russische Armee eine Medaille.

Seine Vorliebe für dekorative Uniformelemente hat Schoigu offenbar schon im Amt des Katastrophenschutzministers entdeckt, das er von 1994 bis 2012 innehatte. Auch für dieses Ministerium ließ Schoigu mehr als 40 Medaillen und andere Abzeichen entwickeln. Seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 dürfte Schoigu allerdings andere Sorgen haben.

Wegen des für Russland schlechten Kriegsverlaufs ist der Verteidigungsminister massiv in die Kritik geraten, vor allem durch den Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Dieser hatte Ende Juni einen Aufstand begonnen und steuerte in einer Fahrzeugkolonne mit Tausenden Kämpfern auf Moskau zu, mutmaßlich in der Absicht, den Rücktritt Schoigus zu erzwingen. Kurz vor der Hautpstadt lenkte Schoigu ein und befindet sich nun offenbar in Mali im Exil. Schoigu dagegen scheint weiter das Vertrauen von Kremlchef Putin zu genießen und jetzt zum Gegenschlag gegen Prigoschin anzusetzen.

Verwendete Quellen
  • twitter.com: Tweets von @chrisO_wiki vom 28. Mai (englisch)
  • nationalinterest.org: Why Russia Put Limits On How Many Military Medals Soldiers Could Wear (englisch)
  • russianlife.com: 10 Things (And 5 Jokes) You Didn't Know About Brezhnev (englisch)
  • tass.com: Order of Courage awarded to Darya Dugina posthumously — presidential decree
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