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Israel: Zwei US-Geiseln frei – Bodenoffensive wegen Verhandlungen verschoben?


Geheimgespräche
Deshalb soll Israel bei der Offensive zögern

Von t-online, wan

Aktualisiert am 21.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Panzer der israelischen Armee an der Grenze zum Libanon (Archivbild): Die geplante Offensive könnte verschoben werden.Vergrößern des BildesPanzer der israelischen Armee an der Grenze zum Libanon (Archivbild): Die geplante Offensive könnte verschoben werden. (Quelle: AMMAR AWAD/Reuters)
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Zwei amerikanische Geiseln sind von der Hamas freigelassen worden. Verhandlungen mit Katar könnten Israels Offensive verzögern.

Israel hat die erste Freilassung von zwei Geiseln der islamistischen Hamas im Gazastreifen bestätigt. Judith Tai Raanan und ihre Tochter Natalie Shoshana Raanan seien am Freitag "aus den Händen der Terrororganisation Hamas entlassen" worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit. Der militärische Arm der Hamas hatte zuvor die Freilassung der zwei amerikanischen Staatsbürgerinnen als "Reaktion auf die Bemühungen Katars" angekündigt. Die Freilassung der beiden US-Amerikanerinnen wurde durch Vermittlung der Regierung von Katar ermöglicht, wie US-Außenminister Antony Blinken sagte.

Auf der Plattform X teilte Netanjahu mit, dass die beiden im Kibbuz Nahal Oz als Gäste gewohnt hätten, als sie beim Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober entführt wurden. Sie seien nach ihrer Freilassung vom zuständigen Kommandeur Brigadegeneral Gal Hirsch an der Grenze in Empfang genommen und zu einem Militärstützpunkt gebracht worden, schrieb er.

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Die beiden Geiseln waren mithilfe des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) nach Israel gebracht worden. "Die Freilassung der beiden Geiseln ist ein Hoffnungsschimmer", teilte IKRK-Chefin Mirjana Spoljaric am Freitagabend in Genf mit.

Bericht: Diplomatischer Druck auf Israel

US-Präsident Joe Biden bedankte sich nach der Befreiung der zwei Geiseln sowohl bei der katarischen als auch bei der israelischen Regierung für die Zusammenarbeit, berichtet die BBC. Demnach erklärte Biden, dass er "überglücklich" sei, dass die beiden Frauen "bald mit ihren Familien wieder vereint sein werden" und schloss an, dass die US-Bürger "in den vergangenen 14 Tagen eine schreckliche Tortur durchgemacht" haben.

Nach Angaben des US-Senders CNN fordert Präsident Biden eine Verzögerung der Bodenoffensive Israels. Auf die Frage, ob sie verschoben werden soll, um mehr Geiselfreilassungen zu ermöglichen, habe er mit "Ja" geantwortet. Später revidierte das Weiße Haus die Aussage. Biden hätte die beim Besteigen seines Flugzeugs die Frage nicht richtig gehört, er sei weit weg von den Reportern gewesen, sagte Sprecher Ben LaBolt,

Die Zeitung "The Times of Israel" berichtet, dass europäische Diplomaten Israel zum Warten aufgefordert hätten. Die Regierungen seien sich bewusst, dass eine Bodeninvasion sehr wahrscheinlich sei, und forderten Israel nicht auf, überhaupt keine Invasion zu starten. Sie würden aber lieber noch abwarten und prüfen, ob weitere diplomatische Bemühungen erfolgreich sein könnten, sagte ein hochrangiger Diplomat der Zeitung.

Das amerikanische Wirtschaftsmagazin "Bloomberg" meldete ebenfalls unter Berufung auf Regierungsquellen, dass aus den USA und Europa Druck auf Israel gemacht wird, die Bodenoffensive zu verschieben. Man wolle Zeit für laufende Geheimgespräche mit Katar gewinnen, um die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Die Verhandlungen mit der Hamas seien heikel und könnten scheitern, sagten die Quellen, die anonym bleiben wollen.

Golfstaat koordiniert die Geheimverhandlungen

Katar spielt eine wichtige Rolle im Nahost-Konflikt, weil die Hamas dort ein Büro unterhält. Es war 2012 eröffnet worden, um einen Kommunikationskanal mit den USA zu öffnen, berichtet der französische TV-Sender France24. "Das politische Büro der Hamas wurde häufig bei wichtigen Vermittlungsbemühungen genutzt, die von mehreren US-Regierungen koordiniert wurden, um die Lage in Gaza und Israel zu stabilisieren", sagte ein Regierungsbeamter demnach der Nachrichtenagentur AFP.

Katar leistet seit Jahren finanzielle Hilfe für den Gazastreifen, die nach Angaben von Beamten in Doha "vollständig mit Israel, den Vereinten Nationen und den USA koordiniert" wird. Katars Premierminister Mohammed bin Abdulrahman Al-Thani verteidigte das Hamas-Büro und sagte, es sei eine Möglichkeit, "zu kommunizieren und Frieden und Ruhe in die Region zu bringen".

Baerbock bei Friedenskonferenz in Kairo

In Kairo sollen bei einer Friedenskonferenz Lösungen erörtert werden. Auch der stellvertretende russische Außenminister Michail Bogdanow wird teilnehmen. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das russische Außenministerium. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat für Samstag eine Konfernz einberufen, an der neben Staats- und Regierungschefs aus der Region auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und weitere EU-Außenminister teilnehmen sollen.

Terroristen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel mindestens 203 Menschen nach Gaza verschleppt. Darunter sind auch mehrere Deutsche. Die Armee geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass die meisten der Geiseln noch am Leben sind. Bei dem Großangriff der Hamas und in den darauffolgenden Tage kamen in Israel 1.400 Menschen ums Leben.

Seither greift Israel Hamas-Stellungen im Gazastreifen an, wo Hunderttausende Palästinenser in den Süden geflüchtet sind. Nach Angaben der Terrororganisation sollen durch die israelischen Angriffe bislang mehr als 4.000 Menschen getötet worden sein. Die Angaben ließen sich jedoch nicht unabhängig prüfen.

Verwendete Quellen
  • bloomberg.com: "US Presses Israel to Delay Gaza Invasion to Get Hostages Out" (englisch, kostenpflichtig)
  • france24.com: "Hamas Qatar office in spotlight as Gaza war intensifies" (englisch)
  • x.com: Profil von Steve Herman
  • cnn.com: "Israel-Hamas war rages as Gaza awaits aid in worsening conditions" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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