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"Pussy Riot" macht Kampfansage: "Wir werden das System ändern"


"Pussy Riot" kämpft weiter
"Wir werden das System ändern"

t-online, afp, mab

Aktualisiert am 27.12.2013Lesedauer: 3 Min.
Maria Aljochina (links) und Nadeschda Tolokonnikowa wollen sich auch künftig für Menschenrechte einsetzenVergrößern des BildesMaria Aljochina (links) und Nadeschda Tolokonnikowa wollen sich auch künftig für Menschenrechte einsetzen (Quelle: dpa-bilder)
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"Das System muss geändert werden, und das werden wir tun." Mit diesem Signal der Entschlossenheit haben die gerade erst freigelassenen "Pussy-Riot"-Aktivistinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina eine klare Kampfansage an Russlands Präsident Wladimir Putin formuliert. Auf einer Pressekonferenz in Moskau kündigten sie an, sich weiter für Menschenrechte und bessere Haftbedingungen einsetzen zu wollen.

"Was Wladimir Putin betrifft, hat sich unsere Haltung zu ihm nicht geändert", erklärte die 24-jährige Tolokonnikowa und fügte hinzu: "Wir wollen ihn weiterhin vertreiben." Außerdem sei sie dafür, dass der vergangene Woche freigelassene Putin-Feind Michail Chodorkowski für die Präsidentschaft kandidiere.

Ex-Oligarch lehnt politisches Engagement ab

Der frühere Oligarch und Öl-Milliardär ist allerdings nach seiner Freilassung zuerst nach Deutschland gereist und möchte absehbar nicht in die Heimat zurückkehren und sich erst recht nicht politisch engagieren.

Chodorkowski agierte im Gegensatz zu den jungen Frauen bei seiner Pressekonferenz nicht angriffslustig. Seine einzige Spitze kann wohlbedacht oder einer Unkonzentriertheit entsprungen sein. Er nannte Putin einen "schwierigen Menschen". Der "Kampf um die Macht" interessiere ihn aber nicht. Politische Gefangene wolle er jedoch unterstützen.

Letzteres ist auch der entscheidende Ansatz von "Pussy Riot": Ihre ehemaligen Mitgefangenen fürchteten, dass sie nach der Freilassung der prominenten Häftlinge in Vergessenheit geraten. "Wir werden für sie kämpfen. Aber es geht nicht nur um unser Lager. Wir wollen, dass Tausende Menschen aus den Gefängnissen befreit werden."

Sie wollen in Russland bleiben

Auswanderungsgedanken hegen die jungen Frauen nach eigenen Angaben "in den nächsten Jahren nicht. Wir haben viel zu tun - hier in Russland". Im Zuge einer Generalamnestie waren beide von Putin begnadigt worden.

Schon in einer ersten Stellungnahme sofort nach ihrer Freilassung machten die Regime-Gegnerinnen deutlich, dass sie nicht um einen solchen Gnadenakt gebeten hätten. Es gebe viele andere Menschen, die dringender freigelassen werden müssten.

Aufruf zum Boykott

Aljochina kritisierte die Amnestie, von der sie und ihre Mitstreiterin ebenso wie Chodorkowski profitierten, als einen "PR-Trick" Putins vor den Olympischen Winterspielen 2014 in der russischen Schwarzmeer-Stadt Sotschi. Tolokonnikowa rief dazu auf, das Sportereignis zu boykottieren, und kritisierte, ganz Russland sei ein "einziges Straflager"

Sie sprachen von Lagerinsassen, "die zwischen Leben und Tod stehen". Aljochina fürchtet, dass Menschen in den Strafkolonien Russlands sterben könnten. Wer sehr lange in Haft bleibe, könne sich darüber selbst verlieren und nie mehr frei sein.

Kein Interesse an Häftlingen

Das Schlimmste, so Aljochina, sei, dass der Staat und die meisten Bürger sich nicht um das Schicksal der Häftlinge scherten. "Der Staat interessiert sich nur dafür, möglichst viele Menschen in Polizeiuniformen zu stecken. Das System ist völlig korrumpiert."

Die Aktivistinnen traten wie immer sehr forsch auf, erweckten aber auch den Eindruck, dass die Haft ihnen zugesetzt hat.

Gerechtigkeit und Mitgefühl

Der Kampf sei für sie auch im Lager immer weiter gegangen. Tolokonnikowa berichtete davon, dass ihr Hungerstreik dazu geführt habe, dass die Insassen nun beispielsweise nicht mehr 16 Stunden am Stück arbeiten müssten.

Nach ihren Prioritäten gefragt, nannte Tolokonnikowa die Losungen Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Solidarität und Mitgefühl. Eine mögliche Zusammenarbeit mit Chodorkowski empfänden sie als Ehre.

Vermarktung kein Thema

Es würde dabei aber um ideelle, nicht um finanzielle Dinge gehen. Geld erhalte "Pussy Riot" nur aus Spenden. Eine Vermarktung ihres Namens komme nicht in Frage, um sich nicht angreifbar zu machen.

Die beiden Musikerinnen und Aktivistinnen waren im Februar 2012 nach einer Protestaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale verurteilt worden. Ihr an einem der heiligsten Orte des Landes aufgenommenes Video richtete sich gegen Putin und die orthodoxe Kirche.

Wegen "Rowdytums" sollten die Frauen zwei Jahre in Lagerhaft. Nach rund 20 Monaten kamen sie nun frei. Ihre ebenfalls wegen der Aktion verurteilte Mitstreiterin Jekaterina Samuzewitsch kam auf Bewährung frei. Die Urteile hatten weltweit Proteste ausgelöst. In Russland ist die Band aber weit weniger populär.

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