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"Charlie Hebdo"-Gründer: Chefredakteur trieb sein Team in den Tod


Schwere Vorwürfe gegen "Charlie-Hebdo"-Chefredakteur
"Das halte ich dir wirklich vor"

Von t-online, ap
Aktualisiert am 15.01.2015Lesedauer: 2 Min.
Der getötete ''Charlie-Hebdo''-Chefredakteur Stéphane Charbonnier alias CharbVergrößern des BildesDer getötete "Charlie-Hebdo"-Chefredakteur Stéphane Charbonnier alias Charb (Quelle: AFP-bilder)
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Ein Gründungsmitglied der Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" erhebt nach dem Terrorangriff auf die Redaktion in Paris schwere Vorwürfe gegen den getöteten Chefredakteur Stéphane Charbonnier. Dieser habe sein "Team in den Tod getrieben".

"Das halte ich dir wirklich vor", klagt Henri Rousell in einem Beitrag für das französische Magazin "Nouvel Obs", über den unter anderem der britische "Telegraph" berichtet, an. Der 80-jährige Rousell arbeitete 1970 an den ersten Ausgaben von "Charlie Hebdo" mit.

Er wirft Charbonnier, besser bekannt als Charb, vor, ein "sturer Dickkopf" gewesen zu sein, der immer mehr gewollt und es mit den Mohammed-Karikaturen zu weit getrieben habe.

"Er hätte das nicht tun sollen"

"Was hat ihn dazu gebracht, zu denken, das Team dazu bringen zu müssen, es zu übertreiben?", fragt sich Roussel. Er publiziert unter dem Namen "Delfeil de Ton" für das Magazin.

2011 gab es schon einmal einen Brandanschlag auf "Charlie Hebdo". "Er hätte das nicht tun sollen, aber 'Charb' wiederholte es ein Jahr später, im September 2012", erinnert sich Roussel. Der Anschlag sei für Charbonnier keineswegs ein Grund gewesen, in Sachen Karikaturen auf die Bremse zu treten.

"Charlie-Hebdo"-Anwalt empört

Richard Malka, langjähriger Anwalt von "Charlie Hebdo" reagierte empört auf den Beitrag von Roussel: "'Charb' wurde noch nicht einmal beerdigt und Obs fällt nichts Besseres ein, als ein polemisches und boshaftes Stück über ihn zu veröffentlichen."

Es sei nicht das erste Mal, dass Roussel die Ausrichtung des Blattes kritisiere. Bereits in der Vergangenheit habe er Charbonnier vorgeworfen, "Charlie Hebdo" in ein zionistisches und islamfeindliches Organ zu verwandeln.

Charb im Visier der Terroristen

Frankreich war im Vorfeld der Pariser Attentate als bevorzugtes Anschlagsziel genannt worden. "Charlie-Hebdo"-Chefredakteur Charb galt als eine der "meistgesuchten Personen". Er wurde bei dem Angriff in Paris vor einer Woche ebenso wie drei weitere Karikaturisten ermordet.

Bei Redaktionsschluss am Montagabend sollen die überlebenden Redaktionsmitglieder "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben. Das war der Kampfruf des getöteten Redaktionsleiters Charb.

"Mohammed ist mir nicht heilig"

2006 druckte das Blatt die zwölf dänischen Mohammed-Karikaturen nach, die Muslime weltweit zu bisweilen tödlichen Zornesausbrüchen hingerissen hatten. Fünf Jahre später kam "Charlie Hebdo" mit einer Ausgabe heraus, die den Propheten Mohammed als Gastautor nannte. Diverse Muslim-Organisationen in Frankreich verklagten die Zeitung wegen Rassismus, doch das Blatt kam jedesmal mit einem Freispruch davon.

Charbonnier hatte überhaupt kein Problem damit, grobe oder schlüpfrige Darstellungen Mohammeds ins Blatt zu heben. "Ich werfe es Muslimen nicht vor, wenn sie nicht über unsere Zeichnungen lachen", sagte Charb 2012. Aber er lebe nach französischem und nicht nach islamischem Recht. Auch nach Brandschlägen, Hackerangriffen und einer Drohung mit Enthauptung blieb er dabei: "Mohammed ist mir nicht heilig."

Unheimliche Vorahnung

Redaktionsleiter Charb sagte zudem einmal im Interview: "Ich ziehe es vor, mit erhobenem Haupt zu sterben, als auf den Knien zu leben."

Eine von Charbs letzten Karikaturen, die in der aktuellen Ausgabe von "Charlie Hebdo" veröffentlicht wurde (Tweet unten), scheint in Anbetracht der Anschläge wie eine unheimliche Vorahnung. "Noch immer keine Anschläge in Frankreich", sagte ein Extremisten-Kämpfer darin. "Warte - wir haben bis Ende Januar, um unsere Neujahrswünsche vorzubringen."

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