Verpflichtungserklärung gefunden Polens Ex-Präsident soll für Geheimdienst gearbeitet haben
Der polnische Ex-Präsident Lech Walesa hat nach Erkenntnissen des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) in Warschau für den Geheimdienst gearbeitet.
Im Haus des im November verstorbenen Ex-Generals Czeslaw Jan Kiszczak seien Walesas Personalakte und seine Verpflichtungserklärung zur Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst gefunden worden, sagte der IPN-Direktor Lukasz Kaminski der Agentur PAP zufolge. Die Unterschrift Walesas sei authentisch.
"In der Personalakte findet sich ein Umschlag und darin eine handschriftliche Verpflichtungserklärung zur Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit: Lech Walesa +Bolek+", sagte Kaminski. Nach Angaben des Instituts war "Bolek" der Deckname Walesas. Die Unterlagen stammten aus den Jahren 1970 bis 1976.
Walesa, der sich derzeit im Ausland aufhält, wies die Anschuldigungen umgehend zurück. "Es kann keine derartigen Materialien von mir geben. Wenn es sie gäbe, wäre es nicht nötig, sie zu fälschen", betonte der Friedensnobelpreisträger von 1983. Er werde sich juristisch gegen die neuerlich erhobenen Vorwürfe wehren.
Walesa war in kommunistischer Zeit Anführer der Gewerkschaft Solidarnosc und wurde 1990 (bis 1995) der erste demokratisch gewählte Präsident Polens. Walesa war im Jahr 2000 von einem Gericht vom Vorwurf der Spitzeltätigkeit freigesprochen worden.
Kritiker der neuen nationalkonservativen Regierung
Das Institut für Nationales Gedenken ist das polnische Pendant der deutschen Stasi-Unterlagen-Behörde. Walesa gilt als Kritiker der seit Oktober regierenden neuen nationalkonservativen Regierung und des Chefs der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski.
Im Dezember warnte Walesa angesichts der gesellschaftlichen Spannungen vor einem "Bürgerkrieg" in Polen.