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Ukraine-Krieg | t-online-Reporter aus Charkiw: So läuft die Gegenoffensive


t-online-Reporter aus Charkiw
"Militärkonvois im Minutentakt": So läuft die ukrainische Gegenoffensive

  • Daniel Mützel
Von Daniel Mützel, Charkiw

08.05.2022Lesedauer: 3 Min.
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Unweit der Frontlinie berichtet t-online-Reporter Daniel Mützel aus der Nähe von Charkiw. (Quelle: t-online)

Ein Tag vor dem gefürchteten 9. Mai geht die ukrainische Armee in der Ostukraine weiter in die Offensive. Nördlich von Charkiw gibt es schwere Kämpfe. Ein Soldat sagt t-online: "Die Russen laufen nicht weg."

Die ukrainischen Streitkräfte sind derzeit in mehreren Regionen in der Gegenoffensive: Neben einem am Sonntag verkündeten Vorstoß in Saporischschja im Süden des Landes erobern Truppen der ukrainischen Armee seit Tagen immer mehr Dörfer im Nordosten Charkiws. Zuletzt wurde Zyrkuny am nördlichen Rand der Millionenstadt befreit.

An manchen Stellen der Front sind es mittlerweile nur noch 30 Kilometer Luftlinie zur russischen Grenze. Vollkommen "befreit" und damit sicher scheint das Dorf aber nicht: Rund fünf Kilometer vor Zyrkuny war am Sonntag heftiger Artilleriebeschuss zu hören. Am Nachmittag gab es zudem offenbar mehrere Brände und Explosionen. Über Zyrkuny stiegen fast im Minutentakt dicke Rauchschwaden in die Luft.

Laut einem ukrainischen Offizier der berüchtigten "Kraken"-Spezialeinheit haben die Russen den Ort offenbar noch nicht aufgegeben. "Sie rennen nicht weg. Sie kämpfen", so der Soldat zu t-online.

Wie heftig der Widerstand der russischen Truppen in der Gegend um Zyrkuny ist, zeigt das viele Militärgerät, das Richtung Front gefahren wird oder von dort zurückkommt. Auf einer wichtigen Nachschubstraße im Norden der Großstadt fahren am Sonntagnachmittag immer wieder Militärkonvois Richtung Front, darunter gepanzerte Fahrzeuge mit aufmontierten Maschinengewehren und Sanitätswagen.

Auch in entgegengesetzter Richtung gibt es Bewegung auf der Straße: Neben wenigen Zivilisten kehren zwei Kampfpanzer der ukrainischen Armee am Sonntagnachmittag von der Front zurück. Einem T-72 wurde die Kette kaputt geschossen, er wird von einem zweiten abgeschleppt.

Deutsche Waffen kommen in der Gegend um Zyrkuny auch zum Einsatz: Ein Soldat der dort kämpfenden Einheit bestätigt gegenüber t-online, dass seine Einheit mit Maschinengewehren vom Typ MG 42 ausgestattet ist. Auch anderes Weltkriegsgerät wird verwendet, unter anderem ein Jeep mit aufmontiertem Maxim-Maschinengewehr.

Warum die ukrainische Gegenoffensive erfolgreich ist

Laut eines Offiziers der "Kraken"-Einheit sind die Erfolge der ukrainischen Armee auch der taktischen Schwäche der Kreml-Truppen geschuldet. "Die Russen haben keine Taktik. Sie schicken einfach Panzer und Infanteristen an die Schlacht und versuchen so zu gewinnen. Sie verlieren massenhaft Soldaten, was sie nicht zu kümmern scheint."

Die ukrainischen Streitkräfte hätten dabei erfolgreich Aufklärungstruppen eingesetzt, die hinter den feindlichen Linien Informationen über die russischen Stellungen sammelten. Anhand dessen hätten ukrainische Artilleriegeschütze und Raketenwerfer auf die Positionen gefeuert, bis die Gegenwehr ausgeschaltet war, so der Offizier zu t-online.

Angst vor russischen "Provokationen" am 9. Mai

Doch auch die russische Armee konnte Erfolge vermelden: Am Wochenende konnten die Kreml-Truppen mehrere Dörfer in den Regionen Donezk und Luhansk erobern. Allerdings ist die russische Armee weit entfernt von ihrem selbsterklärten Ziel, in kurzer Zeit den kompletten Donbass unter Kontrolle zu bekommen.

Aus diesem Grund wächst in der Ukraine die Angst vor russischen "Provokationen" am 9. Mai: Am "Tag des Sieges" befürchten ukrainische Behörden Raketenangriffe auch auf Städte jenseits der Front. Ein Berater von Präsident Selenskyj warnte vor einem "panischen Russland", das sich wegen ausbleibender militärischer Erfolge an der Ukraine rächen wolle.

Bereits seit Tagen ist in Kiew und anderen Städten verstärkt Luftalarm zu hören. Viele Städte an der Front haben eine Ausgangssperre vom 8. Mai abends bis 10. Mai morgens verordnet. Auch in Charkiw waren in der Nacht immer wieder dumpfe Artillerieschläge zu hören. Eine Ausgangssperre soll es – Stand jetzt – aber nicht geben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen in Charkiw
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