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Finnland und die Nato-Mitgliedschaft: Das hatte sich Putin anders vorgestellt


Nato-Norderweiterung
Das hatte sich Putin anders vorgestellt

  • David Schafbuch
MeinungEin Kommentar von David Schafbuch

Aktualisiert am 12.05.2022Lesedauer: 2 Min.
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Russische Soldaten proben im Finnischen Meerbusen ein Landungsmanöver (Archivbild): Die Drohgebärden des Kreml sollten Finnland und Schweden nicht von einem Nato-Beitritt abhalten, findet unser Autor.Vergrößern des Bildes
Russische Soldaten proben im Finnischen Meerbusen ein Landungsmanöver (Archivbild): Die Drohgebärden des Kreml sollten Finnland und Schweden nicht von einem Nato-Beitritt abhalten, findet unser Autor. (Quelle: Peter Kovalev/TASS/imago-images-bilder)

Die Nato-Beitritte von Finnland und Schweden werden Russland nicht passen. Doch von den Drohungen sollte man sich nicht beeindrucken lassen. Der Beitritt beider Staaten könnte mehr Sicherheit in Europa bringen.

Das hatte sich Wladimir Putin wohl anders vorgestellt. Eigentlich wollte er doch mit seinem Angriff auf die Ukraine vermeiden, dass sich die Nato weiter ausbreitet. Doch nun sorgt er wohl für das genaue Gegenteil: Finnland will dem Bündnis beitreten, Schweden wird wohl bald nachziehen. Der Kreml wird jetzt eine neue Drohkulisse aufbauen. Davon sollte sich aber niemand blenden lassen: Der Beitritt beider Staaten wird die Sicherheit in Europa steigern.

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Ohne Putins Angriffskrieg wäre es zum Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands wohl nie gekommen. So endet bald für beide Staaten ein Weg, auf dem sie lange Jahre neutral und seit den 90ern in der EU, aber ohne militärische Bündnisse agierten. Eine Überraschung ist die historische Kursänderung trotzdem nicht. Seit dem russischen Überfall waren die Rufe nach einem Beitritt immer lauter geworden. Beide Staaten und die Nato profitieren gleichermaßen: Das Bündnis wird um zwei Mitglieder reicher, die stark ausgerüstet und ohnehin schon enge Partner sind.

Bessere Möglichkeiten in der Ostsee

Auch geostrategisch ergeben sich neue Möglichkeiten. Die Nato könnte etwa auf der schwedischen Insel Gotland in der Ostsee Truppen stationieren. Die liegt nicht nur in unmittelbarer Nähe der baltischen Staaten, sondern auch vor der russischen Enklave Kaliningrad. Beide Länder profitieren umgekehrt nicht mehr nur von der Beistandsklausel der EU, sondern schlüpfen auch unter einen Schutzschirm, der militärische Unterstützung der USA mitbringt.

Aus Russland kommen nun die erwartbaren Reaktionen. Einschüchtern lassen sollte sich die Nato davon nicht: Putin befindet sich bereits jetzt in einem Krieg, in dem ihm tagtäglich die Defizite seiner Armee aufgezeigt werden. Gut möglich, dass ihm für einen stärkeren Truppenaufmarsch an der finnischen Grenze allein schon das Personal fehlt.

Hinzu kommt: Sein Nachbarland mag bevölkerungstechnisch mit 5,5 Millionen Einwohnern klein sein, militärisch ist es das Gegenteil davon. Als Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg hat die Landesverteidigung dort bis heute eine hohe Bedeutung. Allein zahlenmäßig ist die Armee mit 280.000 aktiven Soldaten auch der Bundeswehr deutlich überlegen.

"Ein leerer Schuss in die Luft"

Erwartbar ist, dass Russland erneut auf seine Atomwaffen hinweisen wird. Zuletzt hatte schon Ex-Präsident Dmitri Medwedew gepoltert, man könne bei einem Nato-Beitritt beider Länder in der Ostsee nuklear aufrüsten. Wer davor zurückschreckt, macht es dem Kreml aber zu einfach. Denn bei genauer Betrachtung bleiben es hohle Phrasen. Litauens Präsident Gitanas Nausėda hatte schon die richtige Antwort für Medwedew parat: Weil Russland bereits Nuklearwaffen in Kaliningrad stationiert hat, seien seine Worte "ein leerer Schuss in die Luft." Die Bedrohung war also schon immer da, größer wird sie nicht.

Die nächsten Wochen und Monate werden trotzdem fordernd: Das Beitrittsverfahren sollte möglichst schnell abgeschlossen werden, damit beide Länder nicht zu lange in einem Zwischenstatus verharren. Ganz ohne Provokationen von Moskau wird das sicherlich nicht ablaufen. Der finnische Geheimdienstchef warnte bereits vor Hackerangriffen oder Versuchen von Einflussnahmen gegenüber Politikern. Es wäre ein kalkulierbares Risiko. Denn ob mit oder ohne Nato-Mitgliedschaft: Es sind Praktiken, die schon jetzt zum Standardrepertoire der russischen Führung gehören.

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