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Altkanzler Schmidt malt düsteres Zukunftsszenario


Die Welt von morgen
Altkanzler Schmidt malt düsteres Zukunftsszenario

t-online, Von Christian Kreutzer, München

01.02.2014Lesedauer: 3 Min.
Altkanzler Helmut Schmidt auf der Münchner Sicherheitskonferenz.Vergrößern des BildesMal ohne Zigarette: Altkanzler Helmut Schmidt auf der Münchner Sicherheitskonferenz. (Quelle: dpa-bilder)
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Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt hat auf der Münchner Sicherheitskonferenz das Bild einer gefährlichen Zukunft heraufbeschworen: Die Überbevölkerung stelle ein Sicherheitsproblem dar, das in Kreisen wie der Sicherheitskonferenz noch nicht verhandelt werde.

Der 95-jährige SPD-Politiker, der schon 1963 an der ersten Sicherheitskonferenz - damals noch "Wehrkundetagung" - teilgenommen hatte, trat in München bei einer eindrucksvollen Diskussionsrunde mit alten Weggefährten auf: Mit auf der Bühne saßen der frühere US-Außenminister Henry Kissinger, der frühere französische Präsident Valérie Giscard d’Estaing und SPD-Außenpolitiker Egon Bahr. Ebenfalls anwesend waren Polens Außenminister Radoslaw Sikorski und der frühere britische Außenminister David Miliband. Moderiert wurde die Runde vom "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe.

Leicht verführbar und übereinander wohnend

"1900 lebten auf der Welt zwei Milliarden Menschen, heute sieben Milliarden, in 50 Jahren werden es neun Milliarden sein - eine Explosion wie in keinem Jahrhundert zuvor", gibt Altkanzler Schmidt zu bedenken. Diese Massen würden vor allem in Städten wie Rio de Janeiro oder Kairo leben - übereinander, nicht nebeneinander wie früher in den Dörfern, aus denen sie gekommen seien.

"Außerdem haben sie Mobiltelefone", sagte Schmidt. "Diese großstädtischen Massen", so der Ex-Kanzler, "sind leicht zu verführen.“ Die Regierenden hätten noch nicht gelernt, mit diesen Massen umzugehen. Nur zu oft setzten sie Militärs ein, um die Menschen zu kontrollieren.

"Wenn man Sicherheit bewahren will, muss man lernen, zwischen Militär und Polizei zu unterscheiden", sagte Schmidt, der in München mit dem Ewald-von-Kleist-Preis der Münchner Sicherheitskonferenz ausgezeichnet wurde. Diese Unterscheidung fehle in vielen Großstädten.

"Der Krieg ist verschwunden, die Gewalt nimmt zu"

Kissinger wies in der Diskussion darauf hin, dass es heute in jeder Weltgegend eigene Probleme gebe, die eine eigene Strategie erforderten. Europa sei fern von der Möglichkeit von Kriegen und wolle vor allem seinen Wohlstand erhalten.

In Asien seien Kriege durchaus noch denkbar - eine Situation, die der Ex-Diplomat mit dem Europa des 19. Jahrhunderts verglich. Der Nahe Osten habe mit dem Kampf zwischen weltlichen und religiösen Gruppierungen zu kämpfen, wobei die staatlichen Strukturen als Problemlöser versagten.

Valérie Giscard d’Estaing brachte das Problem zielgerichtet auf den Punkt: "Der Krieg ist verschwunden, die Gewalt nimmt zu", so das frühere französische Staatsoberhaupt. "Wir haben heute neue Themen: Bürgerkriege und Terrorismus - wie gehen wir damit um?"

"Je kürzer die Reichweite, desto toter die Deutschen"

Gebannt verfolgten die Zuhörer - Regierungschefs, Minister, Politiker und Generäle - wie die "Elder Statesmen" viele Jahrzehnte Weltpolitik miteinander verglichen und sich doch in nichts einig waren.

So gab es einen Disput zwischen Kissinger (90) und Bahr (91) um die Stellung Deutschlands im Kalten Krieg: "Amerika wäre jederzeit für Deutschland in den Krieg gezogen", so Kissinger. Weitgefehlt, widersprach Bahr: Es sei immer vorgesehen gewesen, einen Atomkrieg mittels Kurzstreckenwaffen erst einmal auf deutschem Boden auszutragen. "Je kürzer die Reichweite, desto toter die Deutschen“, habe man damals gesagt.

Dazwischen erntete Schmidt noch einmal einen großen Lacher: Besteht die Nato in zehn Jahren noch, wurde er von Moderator Joffe gefragt. "Es ist mir gleichgültig, ob die Nato in zehn Jahren noch besteht“, gab der Politiker eine altersgemäße Antwort und lenkte die Frage um: Die Europäer überschätzten ihre Bedeutung. "Wenn Europa so weiterwurschtelt, kann es gut sein, dass es die Nato noch gibt, aber die Europäische Union nicht mehr.“

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