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25 Jahre Mauerfall: Der streng geheime Bunker der DDR-Marine


Hauptgefechtsstand im Kalten Krieg
Der streng geheime Bunker der DDR-Marine

Siegfried Wittenburg

16.10.2014Lesedauer: 3 Min.
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Der streng geheime Hauptgefechtsstand für 300 Angehörige des Stabs der Volksmarine in einem Wald bei Tessin in Mecklenburg-Vorpommern wurde ab 1969 geplant und 1974 in Betrieb genommen. Es war der zweite Bunker mit der höchsten Schutzklasse A nach der Hauptführungsstelle des Ministeriums für Nationale Verteidigung der DDR in Hennickendorf südlich von Berlin.

Bis zur friedlichen, freiheitlichen und demokratischen Revolution 1989 wurde er in drei Schichten von insgesamt 69 Mann Besatzung in Betrieb gehalten. Im Ernstfall wäre der 15 Meter tief in der Erde gelegene Bunker nach 16 bis 20 Tagen, abhängig von der Luftzufuhr, zum Grab geworden.

1993 wurde die zweistöckige, 3000 Quadratmeter große Anlage von der Bundeswehr versiegelt. Im Sommer 2011 hat ihn der Kampfmittelräumer Claus Funke geöffnet und für wenige Wochen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In dieser Zeit entstanden die Fotografien.

Eingang: Eine im Wald versteckte Treppe führt hinab in 12 Meter Tiefe zum Eingang des Bunkers des "Stab Kommando Volksmarine" der Nationalen Volksarmee der DDR, der im atomaren E-Fall als Hauptbefehlsstand dienen sollte. Die Eingangstür führt in ein umfangreiches Schleusensystem und hat ein Gewicht von 3,5 Tonnen.

Schleusenkommandant: Dem Schleusenkommandanten oblagen die Überwachung der Dekontamination und die Entscheidung über den Einlass in den Bunker. Die Geräte zur Kommunikation wie Telefon, Wechselsprech- und Kommandoanlage entsprachen dem Standard der Volksmarine der 1970er Jahre.

Technische Zentrale: Alle Daten zum technischen Betrieb der Bunkeranlage liefen beim Dispatcher zusammen. Störungen wurden protokolliert und vom Personal behoben. Der Dispatcher, vergleichbar mit dem "Leitenden Ingenieur" (LI) an Bord eines Schiffes, saß geschützt in einem Sessel mit Kopfstütze. Aus der aktiven Zeit stammt der Strauß roter Plastik-Rosen.

Kommandozentrale: Das Herzstück des Bunkers war die Zentrale des Oberkommandierenden und des Stabes. Mittels eines Projektors wurden die aufbereiteten Daten zur aktuellen Lage auf die entsprechenden Seekarten projiziert, um die Befehle die Befehle zu erteilen.

Telefonzentrale: Die Fernsprechzentrale des Bunkers hat Ausmaße, über die sich im zivilen Sektor sehr viele Menschen gefreut hätten. Während in der DDR die Versorgung mit Telefonen weitgehend auf Vorkriegsniveau verharrte, wurden im militärischen Bereich weder Mühen noch Kosten gescheut.

Rohrpostanlage: Wie auf Kriegsschiffen der Volksmarine üblich, erfolgte neben elektronischen Anlagen die Kommunikation im Innenbereich per Rohrpost. An der Wand sind die Rohrpostverbindungen zu sehen, die in fünf Linien unterteilt waren.

Dieselaggregat: Die Versorgung mit Strom mittels Dieselaggregaten, mit Luft über ein umfangreiches Filter- und Verdichtersystem sowie mit Trinkwasser aus einem Tiefenbrunnen reichte für 16 bis 20 Tage. Im Bunker herrschte aufgrund der Wärme erzeugenden Technik eine ständige Temperatur von 34°C.

Kombüse: Das Küchenpersonal war verantwortlich für die Verpflegung von 300 Leuten. In Lagerräumen waren Fleisch, Kartoffeln, Brot und weitere Nahrungsmittel bevorratet, ähnlich wie auf einem Schiff. Es standen eine Offiziersmesse und eine Mannschaftsmesse zur Verfügung.

Waschraum: Der Bunker war mit engen Schlafräumen, einem Med.-Punkt und umfangreichen Sanitärräumen in beiden Etagen des Objektes eingerichtet. Diese waren nach Männern und Frauen getrennt, wobei die Anzahl von Personen des schönen Geschlechts sehr gering ausfiel. Eine Fortpflanzung war nicht mehr vorgesehen.

Sterbezimmer: Der Letzte Zufluchtsort nach erfolgter atomarer Schlacht war ein besonders gefederter Raum mit Teppich, Tapete und Sitzecken. Auf einem Tisch steht heute noch eine leere Schnapsflasche und an der Wand hängt ein inzwischen verschimmeltes Bild des französischen Cartoonisten Jean Effel: Die Erschaffung der Welt.

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