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Trump-Talk bei Maybrit Illner: Merkel und Macron müssen Europa retten


Trump-Talk bei Maybrit Illner
Zicken-Krieg zwischen Kipping und von der Leyen

t-online, Marc L. Merten

02.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Zicken-Krieg zwischen Kipping und von der LeyenVergrößern des BildesLinken-Chefin Katja Kipping und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen lieferten sich im ZDF ein Rede-Duell. (Quelle: ZDF)
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Donald Trump dominiert die weltpolitische Debatte. Oder demontiert er sich und die USA als Weltmacht? Auch Maybrit Illner konnte sich dem Mann im Weißen Haus nicht entziehen.

Die Gäste

  • Ursula von der Leyen (CDU), Bundesverteidigungsministerin
  • Katja Kipping (Die Linke), Parteivorsitzende
  • Elmar Theveßen, stellvertretender ZDF-Chefredakteur
  • Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen
  • Ralph Freund, Republicans Overseas Germany

Das Thema

Nur, weil Donald Trump nicht in der Lage war, „press coverage“ unfallfrei in sein Smartphone zu tippen, liefen die Sozialen Netzwerke am Mittwoch über. „Despite the constant negative press covfefe...“ lautete Trumps bizarrer Tweet – und plötzlich fragte sich die im Internet aktive Welt: Was zur Hölle ist „covfefe“?

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Wenn es noch einen Beweis brauchte, dass aktuell jedes Schmatzen beim Essen und jedes Brabbeln im Schlaf des Donald Trump die Weltbevölkerung in Atem hält, wundert es nicht, dass Maybrit Illner am Donnerstag fragte: „Trump verändert die Welt – Stresstest für Europa?“

Die Fronten

Es gibt sie doch noch, die Spezies der Trump-Verteidiger. Rar waren sie geworden in den letzten Wochen, doch das ZDF fand mit Ralph Freund einen solchen. Einen Mann, der den Auftritt des US-Präsidenten bei der Nato lobte, als „wichtige Zäsur“ bezeichnete. Doch es gibt auch sie noch, die Wissenschaftler wie Nicole Deitelhoff, die in der Lage war zu erklären, warum Trump als Enfant Terrible eben keine Strategie vertritt, sondern für „Ahnungslosigkeit“ steht.

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Aussprechen wollte dies Ursula von der Leyen so nicht. Doch die Verteidigungsministerin schloss sich Angela Merkel und Sigmar Gabriel an, indem sie klare Worte gegen Trump fand und eine „historische Stunde“ für Europa gekommen sieht. Katja Kipping sah dies freilich anders, war sie doch als Linke per se Trumps Nähe zu Russland eher zugetan als einem starken Europa. Elmar Theveßen spielte dagegen je nach Notwendigkeit den Advocatus Diaboli und setzt für die Zukunft auf das neue Duo Europas: M&M, Merkel und Macron.

Aufreger des Abends

Handeln wir den kleinen Zicken-Krieg kurz und bündig ab: von der Leyen gegen Kipping. Sie saßen nebeneinander, manchmal dachte man, sie mögen sich, manchmal nicht. Wie in dem Moment, als sich die Verteidigungsministerin für jene Erhöhung der Bundeswehr-Ausgaben stark machte, die Trump von den Nato-Partnern gefordert hat.

Zum Hintergrund: Bis zu zwei Prozent des Bruttoinlandproduktes sollen es in wenigen Jahren sein. Diese zwei Prozent, sagte zumindest die CDU-Politikerin, will sie künftig erfüllt wissen. Schließlich seien Deutschlands Soldaten in einer Parlaments-Armee, da dieses über die Einsätze entscheide. „Dazu muss man stehen und den Soldaten die nötigen Investitionen geben. Man kann nicht verlangen, dass unsere Soldaten Missionen übernehmen, wir sie aber nicht ausrüsten.“

Kipping sah dies anders und erklärte, dass die durch die NATO-Vereinbarung nötigen Mehrausgaben für das Militär in Höhe von 35 Milliarden Euro (insgesamt 70 Millarden Euro pro Jahr) für Kinder und Bildung besser investiert wären. Eine alte Diskussion mit – verzeihen Sie den Ausdruck, liebe Leser – Totschlagargumenten auf beiden Seiten. Von der Leyen bezeichnete Kippings Einwurf als „rückwärtsgewandte Schule der Linken“, Kipping erklärte, „Demokratie lässt sich nicht mit Waffen exportieren“. Nun gut.

Moderatoren-Moment

Inhaltsvoll wurde auch diskutiert. Und zwar, als es um die Auseinandersetzung zwischen Trump und Europa ging. Illner fragte: „Gibt es einen Schulterschluss in Europa überhaupt schon? Können wir sagen: Donald Trump definiert ausschließlich amerikanische Interessen und wir sind gerade erst dabei, unsere Interessen zu formulieren?“

Nicole Deitelhoff nahm den Faden auf. „Das trifft es ganz gut“, befand die Professorin für Internationale Beziehungen. „Wir haben das Auseinanderbrechen und Hinterfragen der Interessen in Europa erlebt. Der Druck, den die USA jetzt aufbaut, führt tatsächlich zum Versuch wieder zusammen zu stehen und gemeinsame Interessen zu bilden.“ Trump also als Heilmittel für Europa? Oder eher als Krankmacher, gegen den man sich impfen muss?

Moderatoren-Frage des Abends

Illner wollte mehr wissen. Die Führungsfrage, wie so oft. „Wer in Europa soll dieses Schicksal in die Hand nehmen?“ Die Antwort versuchte Elmar Theveßen: „Macron und Merkel! Sie verstehen, dass Globalisierung anders gemacht werden muss.“ Von der Leyen hatte erst am Nachmittag ihren französischen Amtskollegen getroffen. „Man spürt, dass sehr klar ist, dass Frankreich und Deutschland das Thema gemeinsam voranbringen wollen.“ Eine allgemeine Aussage mit wichtigem Kern: Macron und Merkel, so machten auch die beiden Politiker in den letzten Tagen deutlich, wollen sich gegen Trump stellen und Europa hinter sich vereinen. Ob das gelingt?

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Kipping meinte, Deutschland müsse dafür „seine Oberlehrer-Rolle aufgeben“. Deitelhoff hielt dagegen: „Wenn sich die USA zurückzieht, müssen wir erst richtig einsteigen. Das ist Deutschlands Chance, sich in einer Vorreiterrolle zu präsentieren.“ Mit Frankreich an der Seite, befand auch Theveßen, könnte es gelingen, Europa wieder näher zusammenzubringen. So wäre Trump dann doch noch der Vereiner, der er in seinem eigenen Land eigentlich sein will. In Spaltung vereint. Auch eine Form der Politik.

Tiefpunkt des Abends

Das ZDF hätte sich übrigens sparen können, in einem Einspieler den US-Präsidenten zu einem mafiösen „Don Trump“ hochzustilisieren. Wie ein Mafia-Boss auf Sizilien sollte er erscheinen, der einen Familienaufstand durchstehen müsse. Das Bild des Beitrags war ebenso grotesk wie boulevardesk, dass es für die Sendung seltsam deplatziert wirkte.

Was offen bleibt

Ralph Freund befand, es sei richtig, dass Trump von einer Hexenjagd gegen sich spreche. Europa müsse sich in Erinnerung rufen, dass eine Debatte über die Sicherheit Europas ohne die USA naiv sei. Dies unterstützte Deitelhoff, die auch die Partnerschaft zwischen Europa und den USA längst nicht gefährdet sieht. Erst, wenn es dazu käme, müsste man sich in Europa über eine atomare Eigenbewaffnung unterhalten.

In Sachen nuklearer Bedrohung gebe es aber eine andere beunruhigende Entwicklung. „Eine der wesentlichen Errungenschaften der Obama-Regierung war das Atomabkommen mit dem Iran als kriegsverhindernde Maßnahme“, sagte die Professorin. „Der neue US-Präsident ist nun dabei, das wieder zu zerschießen. Das ist auf seiner Agenda als nächstes dran.“

Und damit ein Thema, das den gesamten Nahen Osten in seiner Stabilität noch einmal mehr ins Wanken bringen könnten. Europa als Brückenkopf zwischen den USA und der arabischen Welt wäre dann erneut eine der ersten betroffenen Regionen von neuerlichen Unruhen. Unruhig bleiben die Zeiten unter Donald Trump also weiterhin - despite the constant negative press covfefe...

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