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73-jähriger Deutscher seit August in türkischer Haft


Familie bittet um Hilfe
73-jähriger Deutscher seit August in türkischer Haft

Von dpa
Aktualisiert am 19.03.2018Lesedauer: 2 Min.
Der 73 Jahre alte Enver Altayli: Der Deutsch-Türke wirkte zuletzt als Publizist und kritisierte Präsident Recep Tayyip Erdogan.Vergrößern des BildesDer 73 Jahre alte Enver Altayli: Der Deutsch-Türke wirkte zuletzt als Publizist und kritisierte Präsident Recep Tayyip Erdogan. (Quelle: Familie/dpa-bilder)
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Die Familie ist verzweifelt:

Seit mehr als einem halben Jahr sitzt der 73-jährige Enver Altayli wegen Terrorvorwürfen in Ankara in Isolationshaft – ohne Anklage. Das berichtet seine Tochter Zehra Der. Die Familie wendet sich aus Verzweiflung nun erstmals an die Öffentlichkeit. Altayli, der die deutsche und die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, werden Verbindungen zur Gülen-Bewegung vorgeworfen.

"Wir würden uns wünschen, dass die Bundesregierung stärker auf seine Entlassung aus der Untersuchungshaft hinwirkt und darauf, dass der Prozess beschleunigt wird", sagte Zehra Der. Im Februar war "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel nach einem Jahr U-Haft freigelassen worden. Der damalige Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte vermittelt.

Familie betreibt Ferienanlage in Antalya

Altayli wurde am 20. August in Antalya festgenommen, wo die Familie eine Ferienanlage betreibt. Sechs Tage später wurde U-Haft wegen Terrorvorwürfen gegen ihn verhängt. Er sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Sincan in Ankara.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, der Fall sei bekannt. Die Botschaft stehe mit den türkischen Behörden und der Familie in Kontakt. Zehra Ders Schwester Dilara Yilmaz sagte, da ihr Vater Doppelstaatsbürger sei, genehmigten die türkischen Behörden aber keine konsularische Betreuung durch deutsche Diplomaten.

Vier Bundesbürger noch in Haft

Im vergangenen Jahr war es wegen der Inhaftierung mehrerer Deutscher zu einer schweren Krise zwischen Berlin und Ankara gekommen. Die Türkei bemüht sich seit einiger Zeit um eine Normalisierung der Beziehungen zu Deutschland. Nach Yücels Entlassung sind dem Auswärtigen Amt zufolge noch vier Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei inhaftiert: Altayli und drei weitere Bundesbürger, deren Identität nicht bekannt ist.

Den Worten von Zehra Der zufolge hat sich ihre Familie zuvor nicht an die Öffentlichkeit gewandt, weil sie befürchtete, die Lage des Vaters weiter zu verschlechtern. Da aber weiterhin keine Anklageschrift vorliege und ihr Vater unter der Einzelhaft leide, habe die Familie sich nun doch dazu durchgerungen. Altayli gehe es zwar den Umständen entsprechend gut. Er habe aber 2013 einen leichten Schlaganfall erlitten, in der Vergangenheit Magenblutungen gehabt und leide zudem unter hohem Blutdruck.

Altayli kritisierte Erdogan für Russland-Annäherung

Altayli war in der Vergangenheit als Zentralasien- und Außenpolitikexperte öffentlich in Erscheinung getreten. Kritisch stand er der vom türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan betriebenen Annäherung an Russland gegenüber. "Er war gegen eine Zunahme des Einflusses Russlands auf die Türkei", sagte seine Tochter Zehra Der. Womöglich hätten russlandfreundliche Kreise in Ankara auf die Inhaftierung ihres Vaters hingewirkt.

In den vergangenen Jahren hatte Altayli vor allem als Publizist gewirkt. Altayli ist Jurist und war nach eigener Aussage 1968 vom türkischen Geheimdienst MIT zur Forschung über Osteuropa-Recht nach Deutschland entsandt worden. Beim MIT blieb er demnach bis 1973. In den 80er-Jahren vertrat er die ultranationalistische Partei MHP in der Bundesrepublik. Ihr Vater gehöre der MHP aber seit Jahren nicht mehr an, sagte Zehra Der.

Nach dem Protokoll der Gerichtsverhandlung zur Untersuchungshaft wird Altayli verdächtigt, für die Bewegung des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen Straftaten begangen zu haben. Altayli weist alle Vorwürfe zurück. Die türkische Regierung macht Gülen für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich.

Verwendete Quellen
  • dpa
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