Urlaub in Thailand und Türkei: Russen "für schlechtes Benehmen bekannt"

Wo können russische Bürger noch Urlaub machen? Der Angriffskrieg hat die Möglichkeiten eingeschränkt, doch vor allem ein Land entwickelt sich zu einem neuen Hotspot.

In vielen europäischen Ländern sind russische Touristen seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine nicht mehr gerne gesehen: Ein Schengen-Visum, mit dem sich russische Urlauber für 90 Tage in zahlreichen EU-Ländern sowie Norwegen, Island, der Schweiz und Liechtenstein bewegen können, stellen viele Länder nicht mehr gerne aus. Osteuropäische Staaten wie Estland, Lettland oder Tschechien haben die Ausstellung der Visa faktisch eingestellt.

Laut dem russischen Reiseverband Ator sind die Reisen nach Europa im Jahr 2022 um insgesamt 84 Prozent zurückgegangen. Dagegen boomen aber Reisen in andere Regionen der Welt: 2022 war laut absoluten zahlen das mit Abstand beliebteste Reiseziel laut dem Verband die Türkei mit mehr als fünf Millionen russischen Touristen. Dahinter folgen mit einigem Abstand die Vereinigten Arabischen Emirate mit 1,2 Millionen Besuchern, was einem Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr von fast 100 Prozent entspricht.

"Wir brauchen das Geld"

Dicht dahinter liegt die georgische Region Abchasien: Die Region am Schwarzen Meer bezeichnet sich selbst als autonome Republik und steht unter der Kontrolle des russischen Regimes, ähnlich wie die in der Ukraine völkerrechtswidrig besetzten Regionen Donezk und Luhansk oder die Halbinsel Krim. Auf Rang fünf folgt Ägypten mit etwas weniger als einer Million Gäste. Beide Regionen melden aber im Vergleich zu 2021 Rückgänge.

In Thailand ist das dagegen anders: Dort wurden 2022 rund 435.000 Russen empfangen – ein Anstieg von mehr als 1.300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für 2023 dürfte die Zahl weitersteigen: Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, dass bereits bis Februar fast 390.000 Touristen den Staat in Südostasien besucht hatten.

In diesen Länder ist die Zahl der russischen Touristen laut Ator prozentual am meisten gewachsen:

• Thailand: + 1316 Prozent
• Bahrain: + 1149 Prozent
• Sri Lanka: + 440 Prozent
• Indien: +326 Prozent
• Israel: + 233 Prozent
• Vereinigte Arabische Emirate: + 97 Prozent
• Serbien: + 95 Prozent
• Venezuela: +64 Prozent
• Katar: + 63 Prozent
• Iran: + 48 Prozent

Die wachsenden Zahlen dürften viele in Thailand freuen: Denn nach Ende der Covid-Pandemie ist die Tourismusbranche dort weiter stark angeschlagen. Doch nicht jedem ist dort offenbar entgangen, dass das Land seit rund eineinhalb Jahren einen Angriffskrieg in Europa führt: "Die Menschen in Thailand bedauern den Krieg", sagte der Touristenführer Ta Wan der kanadischen Zeitung "Toronto Star", "aber wir brauchen das Geld."

"Sind für ihr schlechtes Benehmen bekannt"

Laut dem kanadischen Bericht sind aber auf der bei Touristen beliebten Insel Phuket längst nicht alle glücklich mit den vielen russischen Gästen: "Die Russen in Phuket sind für ihr schlechtes Benehmen bekannt", sagte Hotelbetreiber Stefan Zich der kanadischen Zeitung. Lokalen Medien zufolge seien Russen auch Spitzenreiter bei Verhaftungen in Phuket, unter anderem wegen Diebstahls, fahrlässiger Tötung und Drogenschmuggels.

Die Insel wird dem Bericht nach auch von vielen jungen Männern als Zufluchtsort genutzt, um dem Krieg zu entgehen: Einige würden sich dort verstecken und wüssten nicht, was sie bei einer Rückkehr erwarten könnte. "Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder meine Eltern sehen werde", zitiert die Zeitung einen jungen Russen am Strand von Patong.