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Schrille Alarmtöne in AirAsia-Cockpit kurz vor dem Absturz


Ermittler warnen vor Spekulationen
Schrille Alarmtöne in AirAsia-Cockpit kurz vor Absturz

Von afp, dpa
Aktualisiert am 21.01.2015Lesedauer: 3 Min.
Wrackteile des AirAsia-A320Vergrößern des BildesErmittler untersuchen eines der geborgenen Wrackteile des AirAsia-A320. Viele Wrackteile sind immer noch unter Wasser, schlechtes Wetter hat eine komplette Bergung bis heute verzögert (Quelle: Reuters-bilder)
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Schrille Alarmsignale im Cockpit haben die offenbar verzweifelt gegen die nahende Katastrophe ankämpfenden Piloten der AirAsia-Maschine vor einem Absturz gewarnt. In den Aufnahmen des Stimmrekorders seien mehrere Warnsignale zu hören, darunter auch die Warnung vor einem drohenden Strömungsabriss, sagte ein Ermittler, der das Unglück untersucht. Experten ziehen derweil Vergleiche zum Absturz der Air-France-Maschine 2009 über dem Atlantik.

"Die Alarmsignale haben gekreischt, können wir sagen, während die Piloten im Hintergrund alles zur Rettung versuchten", sagte der Ermittler vom Verkehrssicherheitskomitee über die dramatischen Ereignisse vom 28. Dezember. "Zeitweise" seien die Warntöne verstummt. Die Stimmen der Piloten des A320 seien in dem Getöse untergegangen.

Steigflug? "Vielleicht so, vielleicht anders"

Zugleich warnten die Experten der indonesischen Luftfahrtbehörde auch davor, voreilige Schlüsse zur Absturzursache zu ziehen. Dies war auch an die Adresse des indonesischen Verkehrsministers Ignasius Jonan gemeint, der schon am Dienstag im indonesischen Parlament verkündet hatte, der AirAsia-Airbus wäre vor dem Unglück in einen gefährlich rasanten Steigflug gegangen.

Wisnu Darjono, der Direktor für Sicherheit bei der Luftfahrtbehörde, erklärte dazu: Das sei eine Möglichkeit, es könne aber auch sein, dass ein defektes Messgerät Bewegungen angezeigt habe, die es womöglich gar nicht gegeben habe. "Vielleicht ist die Maschine zu schnell gestiegen, vielleicht auch nicht."

Erst die genaue Auswertung der Flugschreiber dürfte Aufschluss geben. Die Ermittler, die einen Terroranschlag als Ursache bereits ausgeschlossen haben, kündigten für den 28. Januar einen ersten Untersuchungsbericht an.

Schlechtes Wetter

Die Maschine mit der Flugnummer QZ8501 war am Sonntag nach Weihnachten auf halbem Weg zwischen Surabaya in Indonesien und Singapur abgestürzt. An Bord waren 162 Menschen, überwiegend Indonesier. Der Pilot hatte keinen Notruf abgesetzt. Mehrere Wrackteile wurden in etwa 30 Meter tiefem Wasser gefunden. Taucher arbeiten noch immer daran, sie zu heben.

Laut Verkehrsminister soll die Maschine vor dem Absturz 1800 Meter in einer Minute aufgestiegen sein - das wäre zwei- bis dreimal so schnell wie bei Passagiermaschinen üblich. Der Pilot hatte tatsächlich auch um eine Steiggenehmigung gebeten, weil er Gewitterwolken umfliegen wollte. Ehe die Genehmigung aus dem Tower kam, verschwand die Maschine aber vom Radar.

Zur Zeit des Absturzes der AirAsia-Maschine am 28. Dezember herrschte auf der Flugroute Sturm. Das schlechte Wetter wurde von der indonesischen Wetterbehörde als ein möglicher Faktor ins Feld geführt - obwohl andere Flugzeuge etwa zur gleichen Zeit die Region problemlos passierten.

Parallelen zu Atlantik-Katastrophe

Sollte sich die Maschine tatsächlich im rasanten Steigflug befunden haben, würde das an das Unglück der Air-France-Maschine, Flug AF447, erinnern. Experten spekulieren darüber jedenfalls trotz der Ermittlerwarnung schon kräftig. Der Airbus war nach dem Start in Rio de Janeiro 2009 in den Atlantik gestürzt. Defekte Instrumente hatten eine falsche Geschwindigkeit angezeigt. Die Piloten reagierten nach Überzeugung der Ermittler falsch, zogen das Flugzeug hoch und erzeugten einen Strömungsabriss, der die Maschine abstürzen ließ.

"Die Ähnlichkeiten sind ziemlich auffällig", findet Daniel Tsang, Gründer der in Hongkong ansässigen Beratungsfirma Aspire Aviation. Flug AF447 war am 1. Juni 2009 auf dem Flug nach Paris mit 228 Flugzeuginsassen, darunter auch 28 Deutsche, abgestürzt. Auch damals gab es keine Überlebenden.

Auch damals hatte zum Unglückszeitpunkt ein Unwetter geherrscht. Dem Abschlussbericht der Unfallermittler zufolge vereisten in 11.000 Metern Höhe die Geschwindigkeitssensoren des A330 und machten damit eine Geschwindigkeitsmessung unmöglich. Die beiden diensthabenden Ko-Piloten von Flug AF447 richteten sich deshalb nach den offenbar falschen Anweisungen der Bordgeräte. Das Ergebnis war: die Maschine schwankte um bis zu 40 Grad hin und her und stürzte dann praktisch wie ein Stein ins Meer.

"Beispiellose Gewitterzelle"

Tom Ballantyne vom Luftfahrtmagazin "Orient Aviation" nannte den möglichen rasanten Steigflug der AirAsia-Maschine "ganz einfach phänomenal". Er könne sich nicht erinnern, "etwas derart Bemerkenswertes schon einmal gehört zu haben". Ein Wetterphänomen - etwa eine "beispiellose Gewitterzelle" - als Ursache könne nicht ausgeschlossen werden, wenn es auch eher seltsam sei.

Es sei "möglich", dass das Flugzeug wie in einem Kaminzug von einem Luftstrom erfasst worden sei, der es "um tausende Fuß aufsteigen ließ". Zugleich wiesen die Experten aber darauf hin, dass es auch bei allen Ähnlichkeiten der Unfälle für eine endgültige Bewertung zu früh sei.

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