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Kettensägen gegen "Friedel54": Berliner "Party-Polizisten" räumen Kiezladen


Kettensägen gegen "Friedel54"
Berliner "Party-Polizisten" räumen linken Szenetreff

t-online, dpa, Patrick Diekmann

Aktualisiert am 29.06.2017Lesedauer: 3 Min.
Polizisten tragen Demonstranten auf der Friedelstraße in Neukölln weg.Vergrößern des BildesPolizisten tragen Demonstranten auf der Friedelstraße in Neukölln weg. (Quelle: dpa-bilder)
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Trotz Barrikaden und Blockadeversuchen hat die Berliner Polizei einen sogenannten Kiezladen linker Gruppen geräumt. Der Einsatz in der Friedelstraße 54 im Stadtteil Neukölln zog sich über Stunden hin. 500 Polizisten waren beteiligt. Auch die "Party-Polizisten", die zuletzt durch eine Feier im Vorfeld des G20-Gipfels in Hamburg auffielen, waren bei der Räumung im Einsatz.

Der Laden "Friedel 54" ist über die Jahre zu einem Symbolprojekt der linken Szene gegen eine Verdrängung aus dem Kiez geworden. Er wurde für Versammlungen, Diskussionen, Filmvorführungen und zum Feiern genutzt. "Die Friedel 54 ist ein Symbol für die linke Szene und für die fortschreitende Gentrifizierung in Berlin geworden", meint eine Aktivistin der "Linksjugend solid". "Mit der Zwangsräumung wird den Menschen der Wohnraum weggenommen und der Laden hat keine Probleme in der Nachbarschaft gemacht."

Neue Eigentümer des Hauses hatten den Gewerbemietvertrag gekündigt, der Kiezladen aber zog nicht aus. Deswegen rückte die Polizei an, um das Objekt zu räumen und Besitzer und Demonstranten aus dem Gebäude zu entfernen.

"Der eigentliche Eingang zum Laden war zubetoniert", sagte der Sprecher der Berliner Polizei, Thomas Neuendorf, t-online.de. "Deswegen war es nötig, Türen aufzusägen und Wände aufzubrechen." Im Laden hätten sich fünf Personen befunden, die aber, entgegen erster Meldungen, nicht angekettet oder einbetoniert gewesen seien. Die Polizei setzte Kettensägen, eine Motorflex und Vorschlaghammer ein.

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Die Polizei teilte mit, dass die Besetzer einen Türknauf unter Strom gesetzt hätten. "Lebensgefahr für unsere Kollegen. Zum Glück haben wir das vorher geprüft", schrieb sie auf Twitter. Auch Polizeisprecher Neuendorf sprach von einer "Stromspannung an einem Türknauf", aber bezeichnete die Räumung insgesamt als "problemlos". Der Szenetreff bestritt die Stromfalle noch während der Räumung. "Hinter der Tür warten, neben dem ominösen Strom, auch Plüsch-Steine", twitterte der Kiezladen "Friedel54".

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Möglicherweise musste die Polizei eine Wand aufstemmen, um in manche Räume zu gelangen. "Dahinter haben wir fünf Menschen angetroffen, die aber weder einbetoniert noch angekettet waren", sagte Neuendorf. Zuvor hatten Unterstützer Fotos von angeketteten und einbetonierten Armen im Internet veröffentlicht.

Mehrere Anwälte kritisierten, die Polizei sei übermäßig hart gegen die Blockierer auf der Straße und gegen etwa 80 Besetzer im Hinterhof vorgegangen. Auch viele Anwohner sahen die Räumung eher skeptisch. "Einige Anwohner fanden den Einsatz übertrieben und meinten, dass wir lieber nach Hamburg zum feiern fahren sollten", sagte Neuendorf t-online.de.

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Der Verweis ist nicht aus der Luft geholt, denn auch die Hundertschaft der Polizei, die in Hamburg durch eine Party mit Sex, Alkoholgelage und Rudel-Pinkeln auffiel, wurde bei der Räumung eingesetzt. Polizeisprecher Neuendorf stärkte im Gespräch mit t-online.de den Beamten den Rücken. "Dienstlich ist da alles absolut in Ordnung. Hinsichtlich ihrer Fähigkeiten gibt es bei den Kollegen, die aus Hamburg zurückgekehrt sind, überhaupt keine Bedenken." Die Beamten wurden zuvor von dem G20-Gipfel aus Hamburg abgezogen.

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In Berlin bekamen sie es mit rund 150 Demonstranten zu tun, die die Friedelstraße vor dem Haus blockierten. Sie wurden von Polizisten in Helm und Schutzausrüstung nach und nach weggedrängt und weggetragen. Bei der Räumung der Straße kam es auch zu heftigen Rangeleien und Handgreiflichkeiten. Die Stimmung war angespannt, es gab Sprechchöre und laute Proteste. Über Verletzte und Verhaftungen gehen die Aussagen bei Polizei und Aktivisten auseinander. Die Polizei sprach von einer Verhaftung und zwei leicht verletzten Polizisten. Der Kiezladen berichtete von 20 Festnahmen und viele, von der Polizei verprügelte Menschen.

Das Haus in der Friedelstraße wurde vom Gerichtsvollzieher an den neuen Besitzer, einem Investor aus Luxemburg, übergeben. "Der Eigentümer muss jetzt für die Sicherheit seines Objektes sorgen. Natürlich werden wir zunächst noch in diesem Bereich vor Ort sein und schauen, dass keine Gewaltaktionen stattfinden. Aber der Eigentümer ist verantwortlich für sein Eigentum", sagte Polizeisprecher Neuendorf t-online.de.

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