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Waldbrände in Griechenland: Löschflugzeug stürzt ab – Helfer geben Dorf auf


Löschflugzeug abgestürzt
Ferienort könnte Feuer zum Opfer fallen – Helfer geben auf

Von dpa, afp, lw

Aktualisiert am 26.07.2023Lesedauer: 6 Min.
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Ein Löschflugzeug mit zwei Piloten an Bord ist in Griechenland abgestürzt. (Quelle: t-online)
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Die Brände in Griechenland sind eskaliert – aber auch andernorts ächzen die Menschen unter Hitze und Feuer, mit teils verheerenden Folgen. Ein Überblick.

Das Wichtigste im Überblick


Die griechische Feuerwehr kämpft seit Tagen gegen Waldbrände auf den Inseln Rhodos, Korfu und Euböa, die schon Zehntausende Hektar Land zerstört haben. Tausende Touristen und Einheimische wurden von den Ferieninseln Rhodos und Korfu in Sicherheit gebracht. Auf Euböa ist ein Löschflugzeug abgestürzt. In vielen Teilen des Landes bestand am Dienstag weiterhin "extreme Gefahr" durch Waldbrände. So ist die Lage in den Brandgebieten.

Rhodos

Starke Winde erschweren den Kampf gegen die Waldbrände auf der griechischen Ferieninsel Rhodos. Sechs Dörfer nördlich und westlich der antiken Stätte von Lindos sind bedroht. Mit dem ersten Tageslicht wurden erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen in den Griff zu bekommen, wie die Feuerwehr mitteilte. "Die Löscharbeiten gestalten sich (auf Rhodos) wegen der drehenden Winde sehr schwierig", sagte ein Sprecher der Feuerwehr im staatlichen Rundfunk.

Am Dienstagmittag brach ein neuer Brand nahe der Ortschaft Vati im Südosten der Insel aus. Meterhohe Flammen breiteten sich in Richtung des bereits evakuierten Dorfes Gennada aus, wie Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichteten. "Wir brauchen dringend Hilfe, sonst brennt der Süden der Insel bis morgen komplett ab", sagte ein Feuerwehrmann. Alle Kräfte seien zu dem aktuellen Brand gezogen worden, es gebe starken Wind.

Freiwillige Helfer und Dorfbewohner gaben das Dorf Gennadi am Dienstagabend bis auf Weiteres auf. Aktuelle Bilder zeigten, wie die Flammen im Dorf loderten und gewaltige Rauchwolken aufstiegen. Die Feuerwehr kämpfte jedoch weiter gegen die Flammen, die bereits Lagerhallen und Häuser ergriffen hatten. "Kurz zuvor standen die Menschen noch mit Wasserschläuchen und Eimern auf den Dächern der Häuser, nun mussten sie sich zurückziehen", sagte ein Augenzeuge der dpa. Beobachter glauben, dass der Ferienort den Flammen vollständig zum Opfer fallen könnte.

Video | Satellitenbilder machen Ausmaß der Waldbrände deutlich
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Quelle: t-online

Reisekonzerne bringen Urlauber vorzeitig zurück

Deutsche Reisekonzerne haben inzwischen Tausende Urlauber wegen der Waldbrände auf Rhodos vorzeitig nach Hause zurückgebracht. Branchenprimus Tui sprach von mehreren Tausend Gästen aus verschiedenen Ländern. Am Dienstag gab es einen weiteren Sonderflug nach Deutschland, nach den bereits am Montag erfolgten vier Flügen, wie ein Tui-Sprecher auf Anfrage sagte.

Der Branchenzweite DER Touristik hat bis einschließlich Samstag alle Reisen in den Süden von Rhodos abgesagt. Für alle anderen Regionen auf der Insel bietet das Unternehmen kostenlose Stornierungen und Umbuchungen für Anreisen bis einschließlich Samstag an. Insgesamt sei eine niedrige vierstellige Zahl von Gästen des Veranstalters evakuiert worden, sie befänden sich derzeit in Unterkünften und Hotels, teilte das Unternehmen mit. Urlauber, die vorzeitig nach Hause reisen wollten, seien umgebucht worden und teilweise mit Sonderflügen bereits wieder nach Deutschland zurückgekehrt.

Nach ersten Schätzungen von Experten sind bei den jüngsten Bränden auf Rhodos etwa 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land zerstört worden. Zudem seien nach Schätzungen von Tierschützern zahlreiche Rehe, Schildkröten und andere Wild- und Nutztiere verendet.

Auf Rhodos lebt eine einheimische Art Damwild, das Dama-Dama genannt wird. Viele dieser Tiere verbrannten. Tiere, die überlebten, suchen nun nach Nahrung und Wasser in bewohnten Regionen, berichtete das Staatsfernsehen weiter. Tierschützer riefen im Rundfunk die Menschen auf Rhodos auf, Essen und Trinkwasser in ihren Gärten zu lassen, damit sich die Rehe stärken könnten. Die Dama-Dama leben auch in Mesopotamien. Es ist unklar, wann und wie sie nach Rhodos kamen.

Im Südosten von Rhodos brennt es bereits seit vergangener Woche – am Samstag mussten rund 19.000 Touristen und Einwohner aus Hotels und Dörfern vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Viele von ihnen sind mittlerweile abgereist, manche noch in Notunterkünften wie Turnhallen und Schulen untergebracht. Die Evakuierungen liefen teils chaotisch ab, wie Sie hier lesen können. In anderen Regionen der großen Mittelmeerinsel urlauben die Menschen hingegen weiter.

"Wir erleben die schwierigsten Tage dieses Sommers"

Die Brandgefahr in fast allen Regionen Griechenlands bleibt extrem hoch. Dies teilte am Dienstag der griechische Zivilschutz mit. "Wir erleben die schwierigsten Tage dieses Sommers", sagte ein Sprecher der Feuerwehr aus der Zentrale des Zivildienstes in Athen.

Feuerwehrleute aus elf europäischen Staaten unterstützen die Griechen. Auf Rhodos seien neun Löschflugzeuge und vier Löschhelikopter im Einsatz; auf Korfu sechs Flugzeuge und vier Hubschrauber, teilte der Sprecher mit.

Korfu

Auf Korfu geriet ein seit Tagen tobender Brand außer Kontrolle. Aus diesem Grund wurden den Angaben zufolge drei Ortschaften evakuiert. Es handelt sich um Dörfer in der Nähe der kleinen Hafenstadt Kassiopi.

Wegen starker Rauchbildung und einer Unterbrechung der Stromversorgung ist am Dienstag zudem das Dorf Loutses im Norden der Ferieninsel Korfu evakuiert worden. Die Einwohner erhielten per SMS einen entsprechenden Aufruf des griechischen Zivilschutzes.

Das griechische Fernsehen zeigte einige Touristen, die zu Fuß die Ortschaft verließen. Busse warteten auf sie am Rande des Dorfes, um sie in Sicherheit zu bringen. Der Brand auf Korfu ist deutlich kleiner als der auf der Insel Rhodos, wie die Feuerwehr mitteilte. Der griechische Zivilschutz ordnet bei kleinster Gefahr vorbeugend die Evakuierung von Dörfern an.

Euböa

Nahe der Stadt Karystos auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa waren mehr als 90 Feuerwehrleute im Einsatz. Die Zivilschutzbehörden ordneten die Evakuierung eines Ortes an.

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Auf der Insel stürzte ein Löschflugzeug während eines Einsatzes ab. Nach ersten Erkenntnissen der griechischen Behörden stürzte das Flugzeug in eine Schlucht. Wie der Feuerwehr-Sprecher Yannis Artopios sagte, verunglückte das Canadair-Flugzeug der griechischen Feuerwehr in der Nähe des Dorfs Platanisto.

Die beiden Luftwaffen-Piloten hätten das Unglück am Dienstag nicht überlebt, teilte das Verteidigungsministerium in Athen mit. Wegen ihres Todes "beim Ausüben ihres Dienstes" rief das Ministerium eine dreitägige Trauerzeit aus.

Von ERT ausgestrahlte Videoaufnahmen zeigen das abstürzende Flugzeug, das hinter Flammen und einer schwarzen Rauchwolke verschwindet. Aufnahmen des Absturzes sehen Sie oben im Video.

Temperaturen über 40 Grad

Nach Angaben des Wetteramts werden am Dienstag und vor allem am Mittwoch in weiten Teilen Griechenlands Temperaturen deutlich über 40 Grad herrschen. Im Westen des Landes soll es laut den Meteorologen am Mittwoch sogar mehr als 46 Grad heiß werden. Am Donnerstag wird dann eine Abkühlung auf etwa 35 Grad erwartet.

Unterdessen sind nach Angaben des Ministeriums für Bürgerschutz Untersuchungen eingeleitet worden, die klären sollen, wie diese Brände ausgebrochen sind. Auch die Justiz ermittle, ob die Feuerwehr richtig gehandelt habe, als der Brand im Südosten von Rhodos noch kleine Dimensionen hatte, berichtete das Staatsfernsehen.

Häufig Brandstiftung als Ursache

Vertreter der Gewerkschaft der Polizei und der Feuerwehr dämpften jedoch die Erwartungen, dass die Verantwortlichen überhaupt gefunden werden. Die Chancen seien erfahrungsgemäß gering, dass diejenigen ermittelt würden, die absichtlich und heimlich Feuer gelegt hätten, sagte die Gewerkschaften im Staatsrundfunk.

In den meisten Fällen wurde in der Vergangenheit festgestellt, dass es sich um fahrlässige Brandstiftung gehandelt habe. So war in Athen Anfang Juli ein Großbrand im Westen der Stadt ausgebrochen. Zwei Männer wurden letztlich dafür verantwortlich gemacht; sie hatten den Ermittlungen zufolge im Freien Schweißarbeiten vorgenommen.

34 Tote in Algerien

Auch andere Länder in Südeuropa und Nordafrika leiden unter extremer Hitze und Feuern, die nach Angaben des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA) ohne den menschengemachten Klimawandel "praktisch unmöglich" wären. In Algerien kamen bei Waldbränden mindestens 34 Menschen ums Leben (hier lesen Sie mehr dazu). Auf der Mittelmeerinsel Zypern, die schon seit Mitte Juli unter Temperaturen von 40 Grad und mehr ächzt, brachten mehr als hundert Feuerwehrleute am Dienstag einen Waldbrand unter Kontrolle, der innerhalb nur einer Nacht etwa 20 Hektar Wald zerstörte.

Auf Sizilien meldete der Zivilschutz am Montag eine Höchsttemperatur von 47,6 Grad in Catania. Die Feuerwehr kämpfte zudem gegen mehrere Waldbrände, von denen einer am Dienstag nah an den Flughafen von Palermo herankam. Der Flughafen wurde daher für mehrere Stunden geschlossen.

Bei schweren Unwettern in Norditalien kamen unterdessen mindestens zwei Menschen ums Leben. Wie Regierungschefin Giorgia Meloni mitteilte, wurde in einem Pfadfinderlager nahe der Stadt Brescia in der Nacht zum Dienstag ein 16-jähriges Mädchen getötet, als ein Baum auf ihr Zelt fiel. In der Stadt Lissone wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen. Sturmböen, Starkregen und Hagel sorgten unter anderem auch in Mailand für überschwemmte Straßen und umgestürzte Bäume (lesen Sie mehr dazu hier).

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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