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Evakuierungen werden ausgeweitet - Bundeswehr im Einsatz


Unglücke
Evakuierungen werden ausgeweitet - Bundeswehr im Einsatz

Von afp, dpa, t-online
Aktualisiert am 02.06.2013Lesedauer: 4 Min.
Die Zwickauer Mulde ist wie hier in Wilkau-Haßlau (Sachsen) zu einem reißenden Strom angeschwollenVergrößern des BildesDie Zwickauer Mulde ist wie hier in Wilkau-Haßlau (Sachsen) zu einem reißenden Strom angeschwollen (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)
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Die Hochwasserkatstrophe in Deutschland weitet sich aus: Zahlreiche Städte und Ort werden evakuiert. In Bayern, Sachsen und Thüringen drohen vielerorts neue Überschwemmungen. Die Bundeswehr schickt Soldaten und schweres Gerät in die betroffenen Gebiete. "Die Situation ist deutlich ernster als beim Hochwasser 2002", sagte der Leiter des Katastrophenschutzamtes für das Altenburger Land.

In Chemnitz (Sachsen) trat der gleichnamige Fluss über die Ufer. Teile des Stadtzentrums stehen unter Wasser. In Zwickau begann die Evakuierung eines Ortsteils. Das Wasser der Mulde war dort nur noch wenige Zentimeter von der Dammkrone entfernt.

Stadt Greiz wird evakuiert

Der thüringische Landkreis Greiz hat mit Evakuierungen in der Stadt Greiz und dem nahen Ort Berga begonnen. Der Pegel der Weißen Elster kletterte bereits auf 4,50 Meter.

Ab einem Wasserstand von fünf Metern könne eine Überflutung der Greizer Neustadt nicht mehr verhindert werden, teilte der Krisenstab des Landratsamtes mit.

Auch im Altenburger Land haben erste Evakuierungen rund um die Pleiße begonnen. Betroffen sind die Orte Gößnitz, Nobitz, Lehndorf, Saara, Windischleuba und Treben, wie das Landratsamt mitteilte. Im Trebener Ortsteil Serbitz droht ein Damm zu brechen, alle 150 Einwohner wurden in Sicherheit gebracht.

Im bayerischen Rosenheim wurden ebenfalls Stadtteile evakuiert. Der Pegel der Mangfall könnte bald einen neuen Rekord erreichen, befürchtete ein Sprecher der Stadt. Auch dort drohte ein Deich zu brechen.

Bundeswehr ist alarmiert

Jetzt hat das Bundesverteidigungsministerium Soldaten der Bundeswehr zur Hilfe abkommandiert: In Berchtesgaden (Bayern) würden 100 Soldaten im Kampf gegen das Hochwasser eingesetzt, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Dort brach die Schleuse eines Bergsees, die Wassermassen ergossen sich unkontrolliert in ein wenig bevölkerte Tal.

Im bayerischen Bischoffswiesen und in Straubing unterstützt die Bundeswehr die Einsatzkräfte durch Bereitstellung von Unterkünften und Verpflegung, und in Bad Reichenhall stellt sie warme und trockene Bekleidung für Evakuierte zur Verfügung.

Auf Anfrage des Landes Sachsen kommen Soldaten auch den Bewohnern in der Region Glauchau im Landkreis Zwickau zur Hilfe.

Notunterkünfte eingerichtet

Für die Menschen in den überschwemmungsgefährdeten Gebieten in Ostthüringen wurden am Sonntagnachmittag Notunterkünfte eingerichtet. Alle anderen Einwohner wurden vom Krisenstab gebeten, in ihren Wohnungen zu bleiben, um die Wege für Hilfsdienste freizuhalten.

In Thüringen verlagert sich das Hochwasserproblem vom Westen in den Osten. Wegen kräftiger Regenfälle schwellen nun die Weiße Elster und die Pleiße rapide an.

Neuer starker Regen

In Sachsen wurden vor allem im mittleren und westlichen Erzgebirge weiter starke Niederschläge erwartet. Mittlerweile seien die Rückhalteräume einiger Talsperren nahezu ausgelastet, teilte das Umweltministerium mit.

In Grimmas Altstadt stehen viele Straßen unter Wasser. "Rund 2000 Menschen müssen in Sicherheit gebracht werden", sagte eine Stadtsprecherin.

Bis zu 300 Liter Regen pro Quadratmeter waren mancherorts von Donnerstagmittag bis Sonntagmorgen gefallen. "Das entspricht 30 großen Putzeimern voller Wasser auf einem Quadratmeter", sagte Meteorologe Andreas Wagner von der Meteomedia Unwetterzentrale im Gespräch mit wetter.info.

Passauer Altstadt überflutet

Nach tagelangem Dauerregen drohe der Dreiflüssestadt Passau ein Jahrhunderthochwasser, sagte Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Erwartet werde ein Pegelstand von etwa elf Metern. Bereits jetzt sind große Teile der Altstadt überflutet.

Das Jahrhunderthochwasser von 2002 hatte einen Pegelstand von 10,81 Metern erreicht. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer berief ein Krisentreffen ein, um über mögliche Hilfen zu beraten.

Die Autobahn 8 München-Salzburg wurde nahe dem Chiemsee in beiden Richtungen voll gesperrt. Die Bahnstrecken zwischen München und Salzburg über Freilassing sowie über Kufstein nach Österreich sind wegen Unterspülungen oder nach Murenabgängen unterbrochen.

In Oberbayern schwoll die Tiroler Achen bedrohlich an. Alle über den Fluss führenden Brücken wurden gesperrt. Die Ortschaften Unterwössen und Schleching waren von der Außenwelt abgeschlossen.

Zwei Menschen in Reutlingen vermisst

Nach Angaben von Rettungskräften und Polizei in Baden-Württemberg trat auch der Neckar bei Tübingen über die Ufer. In Reutlingen werden zwei Menschen vermisst - sie könnten in die Echaz, einen Neckarzufluss, gefallen sein. Im Nachbarort Gönningen trat die Wiezaz über die Ufer und überschwemmte die Produktionsanlagen einer Firma, eine Schule und eine Turnhalle.

Auch in Sachsen-Anhalt blieb die Hochwasserlage kritisch. An den Pegeln Camburg und Naumburg an der Saale sowie Oberthau an der Weißen Elster gilt weiter die höchste Warnstufe 4. "Die Wasserstände werden eher noch weiter steigen, weil die Wassermassen aus Sachsen und Thüringen zu uns hereindrücken", sagte Lutz Blech vom Katastrophenschutz in Naumburg.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte den vom Hochwasser am stärksten betroffenen Ländern die volle Unterstützung der Bundesregierung zu.

Erdrutsche in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg waren Helfer im Südwesten des Landes nach Überflutungen und Erdrutschen am Wochenende zu mehr als 3000 Einsätzen ausgerückt. Gut 6000 Helfer etwa von der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks seien landesweit im Einsatz gewesen, bilanzierte Innenminister Reinhold Gall (SPD).

Dramatische Szenen spielten sich in Steinmauern bei Rastatt ab: Eine 29-Jährige war laut Polizei mit ihrem voll besetzten Auto trotz Straßensperre ins Hochwasser von Murg und Rhein gefahren.

Der Wagen wurde von der Fahrbahn gespült, verfing sich aber in Bäumen. Die vier Insassen retteten sich aufs Dach. Beim Rettungsversuch kenterte ein Boot der Feuerwehr. Alle zehn beteiligten Personen fielen ins Wasser, konnten aber gerettet werden.

Auf weiten Strecken von Rhein, Main und Neckar wurde die Schifffahrt wegen des Hochwassers gestoppt. Am Mittelrhein wurden weitere Überschwemmungen erwartet.

Bedrohliche Wetterlage

"Die Wetterlage bleibt gefährlich", so Wagner. In Sachsen fällt am Montag weiter kräftiger Regen, später auch wieder in Bayern. Im Südosten Brandenburgs und in den östlichen Landesteilen von Baden-Württemberg sind ebenfalls noch Schauer und Gewitter möglich.

An den kleinen Bächen in Niedersachsen, Thüringen, und Baden-Württemberg sowie in Franken entspannt sich die Hochwasserlage. An den größeren Flüssen wie Rhein, Weser, Elbe, Donau und Oder ist dagegen noch mit weiteren starken Anstiegen zu rechnen.

In Sachsen wird die Hochwassersituation wahrscheinlich erst noch ihren Höhepunkt finden. Doch spätestens am Dienstag könne man in den Hochwassergebieten von Bayern und Sachsen definitiv von einer Entspannung sprechen.

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