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Abi-Randale in Köln: Zwei Schwerverletzte am Humboldt-Gymnasium


Kampfszenen am Humboldt-Gymnasium
Zwei Schwerverletzte bei Abitur-Randale in Köln

Von dpa
Aktualisiert am 16.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Das Humboldt-Gymnasium in Köln am Tag nach den Krawallen.Vergrößern des BildesDas Humboldt-Gymnasium in Köln am Tag nach den Krawallen. (Quelle: dpa-bilder)
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Was einst als Tradition von Streichen kurz vor den Abitur-Prüfungen begann, ist in Köln völlig entgleist. Zwei 18-Jährige liegen im Krankenhaus. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung, die schon länger läuft.

Die zwei Jugendlichen wurden in der Nacht zu Dienstag schwer am Kopf verletzt, sagte ein Polizeisprecher. Ein 18-Jähriger erlitt eine Schädelfraktur, ein weiterer eine Verletzung an den Gesichtsknochen. Rund 200 Schüler sollen an den Auseinandersetzungen beteiligt gewesen sein, die sich am Humboldt-Gymnasium in der Südstadt abspielten.

Nach ersten Erkenntnissen bewarfen sich die Schüler mit Gegenständen. Die Polizei stellte einen "speerähnlichen" Stock sicher. Außerdem wurde Pyrotechnik gezündet. Ein Polizeisprecher sprach außerdem von Wasserbomben, Farbbeuteln und Eiern.

Ein weiterer Jugendlicher verletzte sich zudem leicht. Die Polizei ermittelt wegen Verstößen gegen das Waffengesetz, wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs.

Manchen Schülern wird es zu viel

Auf Facebook distanzierten sich Nutzer von der Gewalt: "Wir, die 12. Klasse des Humboldt Gymnasiums, beenden hiermit den 'Abikrieg'", wurde auf der Seite "Schweinerei 2016" am Dienstagmorgen geschrieben. "Es ist deutlich zu weit gegangen. Wir wurden mit Glasflaschen, Böllern, Eiern und Steinen abgeworfen. Wurfgeschosse, von denen sich jeder gesunde Mensch distanziert!" Dass mit Glasflaschen, Böllern und Steinen geworfen wurde, konnte die Polizei zunächst nicht bestätigen.

In einem Schreiben wandte sich ein Vater eines Abiturienten an die Deutsche Presse-Agentur. Der Abi-Jahrgang des Humboldt-Gymnasiums hatte demnach beschlossen, nur die eigene Schule zu "verteidigen" - und das ausschließlich mit Wasserpistolen. Andere Schulen hatten sich ihm zufolge dagegen offenbar verständigt, die Schule gemeinsam anzugreifen. Der "Angriff" sei fortgesetzt worden, als sich die Schüler des Gymnasiums schon zurückgezogen hätten. Die Polizei sei von Anfang an dabei gewesen, habe aber erst "relativ spät" eingegriffen.

Auch die Mutter einer anderen Humboldt-Schülerin berichtete der dpa, ihre Tochter habe erzählt, von den anderen Gruppen eingekesselt worden zu sein. Es seien Steine und gefüllte Glasflaschen geflogen.

Schuldezernentin sieht auch Eltern in der Pflicht

Polizei, Staatsanwaltschaft, Bezirksregierung und Stadt Köln wandten sich mit Appellen an die Öffentlichkeit. Man wolle "eine weitere Eskalation der Auseinandersetzungen" verhindern und "die Schüler zur Mäßigung" bewegen. "Jugendliche nehmen hier das Abitur als Vorwand, um in ihrer Freizeit Gewalt gegen Mitschüler, Polizisten und Gebäude auszuüben", sagte Kölns Schuldezernentin Agnes Klein. Jetzt seien die Eltern und die Jugendlichen gefordert. Die Leiterin der Schulabteilung, Gertrud Bergkemper-Marks, sagte: "Dies hat nichts mehr mit den üblichen Abiturstreichen zu tun."

Bereits in der Nacht zu Montag hatten mehrere Hundert Abiturienten insgesamt 15 Einsätze der Polizei ausgelöst und Sachbeschädigungen an sieben Gymnasien verursacht. Laut Polizei waren auch Anzeigen wegen teils gefährlicher Körperverletzung sowie Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz geschrieben worden. Man habe Drogen beschlagnahmt, außerdem Baseballschläger und eine zur Schlagwaffe umgebaute Fahrradkette.

Am Freitag hatte es ebenfalls Krawalle gegeben. Polizeipräsident Jürgen Mathies teilte mit, die Polizei habe bereits weitere Einsatzkräfte angefordert.

Nicht die erste Eskalation an Kölner Gymnasien

Auch in den vergangenen Jahren waren Feiereien angehender Abiturienten rivalisierender Gymnasien in der Stadt eskaliert. 2013 etwa waren Bengalos und Knallkörper gezündet worden. Schon damals schritt die Polizei ein, es entstand hoher Sachschaden. Damals soll das "Kölsch Kraat Kommando" - wie sich die Abiturjahrgänge des Humboldt-Gymnasiums nannten - verantwortlich dafür gewesen sein, dass der "Schulkrieg" eskalierte, wie etwa der "Kölner Stadt-Anzeiger" und die "Westdeutsche Zeitung" berichtet hatten.

Das "KKK" habe einmal "als ehrlicher Wettstreit unter einigen wenigen Schulen Kölns" begonnen, heißt es auf der gleichnamigen Facebook-Seite. Die Gruppe verbreitete im Internet satirisch gemeinte Kampfansagen gegen andere Schulen. Auf Facebook gab sie allerdings im Oktober 2015 bekannt, alle Aktivitäten in der sogenannten Mottowoche einzustellen. "Wir wollen verhindern, dass es zum Modephänomen wird und künftigen Generationen nicht mehr bedeutet als eine Woche Action und ein bisschen Internetpöbelei."

Die letzten Tage vor den Osterferien - für die angehenden Abiturienten die letzten Unterrichtstage überhaupt vor ihren Abi-Prüfungen - nutzen die Gymnasiasten der zwölften Klasse vielerorts zu einer Mottowoche. In die Schule kommen sie dann in einer abgesprochenen Verkleidung und richten manchmal besondere Aktionen für alle Schüler aus, bevor dann für sie der Lern-Endspurt vor den Abschlussprüfungen beginnt.

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