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Auf Facebook zeigte sich Dean L. romantisch


Vergewaltigungen im Ruhrgebiet
Wie der Gesuchte sich auf Facebook zeigte

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 15.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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Der im Zusammenhang mit mehreren Vergewaltigungen von Schülerinnen gesuchte Dean L. hat sich der Polizei gestellt.Vergrößern des Bildes
Der im Zusammenhang mit mehreren Vergewaltigungen von Schülerinnen gesuchte Dean L. hat sich der Polizei gestellt. (Quelle: Polizei Essen)

Er wird gesucht, weil er bei Gruppenvergewaltigungen in Essen und Gelsenkirchen beteiligt gewesen sein soll. Auf Facebook ergießt sich Hass über Dean L. Er selbst hat sich dort romantisch gegeben.

Das Burger-Restaurant einen Kilometer vom Schalker Stadion entfernt wird zum virtuellen Schauplatz der Abrechnung. Hier checkte Dean Martin L. am 17. Juli 2017 im Internet ein und schrieb auf Facebook, dass er einen Pulled Pork Burger gegessen habe. Es ist das letzte öffentliche Posting, das Besucher in seinem Facebook-Profil sehen, und in den Kommentaren schreiben Nutzer ungeschminkt ihre Meinung. Sie reichen bis zu Aufrufen zur Selbstjustiz: Der Mann mit dem blauen Fußballtrikot im Profilfoto wird deutschlandweit gesucht, weil er mit Freunden Mädchen vergewaltigt haben soll.

Stundenlanges Martyrium für die Mädchen

Der Verdacht der Polizei: Der 18-Jährige soll mit Kumpels zwischen 16 und 23 Jahren wiederholt junge Frauen unter falschen Versprechen im Auto mitgenommen und dann auf einem Feld und im Wald bei Essen und bei Gelsenkirchen vergewaltigt haben. Die Gruppe schickte sich Chatnachrichten hin und her, die die jungen Männer schwer belasten, so die Ermittler.

Für die Mädchen soll das Martyrium mehrere Stunden gedauert haben, nachdem ihnen erst einmal die Handys abgenommen worden seien. Vier Männer aus der Gruppe hat die Polizei gefasst, drei mussten in Haft, nur Dean L. ist verschwunden. Deshalb wird mit dem Facebook-Foto nach ihm gefahndet.

Damit könnte das weitere Leben des 18-Jährigen für immer ruiniert sein, stellen manche Nutzer auf seiner Facebook-Seite fest und warnen vor Vorverurteilungen. Etwas Kontra für manche, die auf der Seite Abscheu und Hass ausdrücken. Dazu äußern manche noch ein weiteres Gefühl: Verwunderung. Der Mann sehe doch gut aus, schreiben sie – als müssten Menschen, die der vielfachen Vergewaltigung verdächtigt werden, hässlich und ungepflegt aussehen.

Dean Martin L. sieht gut aus, und er hatte im vergangenen Jahr eine Freundin. Es sieht so aus, dass Facebook durch die Beziehung wieder interessant wurde für ihn. Er, der seit seinem elften Lebensjahr auf der Plattform ist und mit elf auch ein Video „OMG: Vater erwischt Tochter beim strippen und vergewaltigt sie danach !!“ gepostet hatte, hat dort lange weniger geschrieben. Nach dem Aus der Beziehung wurde es dort wieder ruhiger.

Bislang nicht vorbestraft

In einem seiner letzten Kommentare schrieb er unter einem Motiv: „Ich bin kein perfekter Mensch. Ich habe manche Fehler, aber ich liebe die Menschen, die bei mir bleiben, obwohl sie wissen, wie ich bin.“ Es kam keine Erwiderung darauf. Kriminalhauptkommissar Ulrich Schmitz von der Polizei Essen sagt, dass L. bislang ein völlig unbeschriebenes Blatt war: Nichts lag vor gegen den 18-Jährigen.

Doch er soll mit Freunden eine der abscheulichsten Straftatenserien der vergangenen Jahre begangen haben. Es gibt Anzeigen von Mädchen für das, was am 29. Dezember 2017 und etwa drei Wochen später passiert ist: Gruppenvergewaltigungen. Dazu ist eine versuchte Vergewaltigung angezeigt.

Chatverlauf deutet auf weitere Taten hin

Als die Polizei den ersten Verdächtigen festnehmen konnte, soll das die anderen nicht abgeschreckt haben: Am Tag danach, so erklärten die Ermittler auf einer Pressekonferenz, soll die Gruppe noch einmal auf Tour gewesen sein und wieder ein Mädchen ausgeguckt haben. Die Polizei hatte da noch nicht die Chatverläufe ausgewertet, die nun die Gruppe laut Staatsanwaltschaft schwer belasten.

Nach dem, was dort zu lesen gewesen sei, fürchten Polizei und Staatsanwaltschaft, dass es noch mehr Vergewaltigungen gab, die nicht angezeigt wurden. Geschädigte sind aufgerufen, sich zu melden. Die Polizei hofft auch auf Hinweise zum Verbleib von L. – Telefon: 0201/829-0.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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