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Urlaubsregionen von Dürre bedroht | Klimaforscher: "Alarmglocken schrillen"


Dürre in Frankreich und Italien
"So etwas ist noch nie dagewesen"

Von t-online, mm

Aktualisiert am 06.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Dürre in Frankreich: In vielen Regionen Frankreichs, Österreichs und Italiens hat es seit Wochen nicht geregnet.Vergrößern des BildesDürre in Frankreich: In vielen Regionen Frankreichs, Österreichs und Italiens hat es seit Wochen nicht geregnet. (Quelle: VALENTINE CHAPUIS)
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In vielen Regionen Frankreichs und Italiens hat es wochenlang nicht geregnet. Im Sommer könnte in den Urlaubsregionen das Wasser knapp werden.

Wasser aus Tanklastern, vertrocknende Gärten, ein Bauverbot für Swimmingpools: Wegen der anhaltenden Trockenheit müssen die Einwohner mehrerer südfranzösischer Regionen ihren Wasserverbrauch erstmals bereits im Winter dramatisch einschränken. In vielen Teilen Frankreichs hat es seit mehr als einem Monat nicht mehr geregnet. Es ist die längste Dürreperiode im Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

"So etwas ist noch nie dagewesen", sagte Umweltminister Christophe Béchu. Die Regenfälle in den Monaten September bis März sind entscheidend, um die Grundwasserreserven der Region aufzufüllen. Aktuell befinde man sich dabei jedoch bereits zwei Monate im Verzug. Die Lage sei noch schlimmer als im Vorjahr, da Frankreich im vergangenen Sommer bereits eine historische Trockenheit mit zahlreichen schlimmen Waldbränden erlebt habe.

Angesichts der Winterdürre hat die Regierung in Paris die betroffenen Regionen aufgefordert, den Wasserverbrauch mit außerordentlichen Maßnahmen zu senken. In den Departements Pyrénées-Orientales, Var, Isère, Ain, Bouches-du-Rhône und Savoie wurden bereits Einschränkungen getroffen. So ist das Bewässern von Gärten und Sportstadien, das Auffüllen von Swimmingpools oder das Autowaschen verboten. Die Gemeinde Callian im südfranzösischen Departement Var ging noch weiter: Hier ist der Bau neuer Swimmingpools für die nächsten fünf Jahre verboten.

Touristen spazieren zu Insel im Gardasee

Grund für den ausbleibenden Regen sind blockierende Hochdruckgebiete über Westeuropa, die Regenfronten abdrängen. Der Klimawandel könnte das Phänomen Wissenschaftlern zufolge begünstigen. "Das CO2 in der Atmosphäre erhöht die Temperaturen", erklärte etwa der Klima- und Umweltforscher Davide Faranda gegenüber der Tagesschau. Dabei steige der Luftdruck und erzeuge intensivere Hochdruckgebiete.

Auch in Italien verschärft die anhaltende Trockenheit den Wassermangel – in vielen Regionen fiel im Februar kein Tropfen Regen. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gab zuletzt bekannt, einen Sonderkommissar zu ernennen und die Italiener mit einer Kampagne dafür sensibilisieren zu wollen, Wasser zu sparen. Im Sommer könnte in vielen südeuropäischen Urlaubsregionen das Wasser knapp werden.

Schon jetzt ist der Lago Maggiore laut Presseberichten nur noch zu 38 Prozent gefüllt, beim Comer See sieht es nicht besser aus. Am Gardasee können Touristen derzeit über einen schmalen Pfad zur sonst nur mit dem Boot erreichbaren Insel San Biagio spazieren. Der Wasserspiegel liegt hier bis zu 60 Zentimeter unter dem Durchschnittsniveau der vergangenen Jahrzehnte. In Rom macht sich die Winterdürre ebenfalls bemerkbar: Am Tiber sei der Wasserstand schon um 1,50 Meter gesunken, meldete die Hauptstadtzeitung "Il Messaggero".

Experten: Schneemangel könnte Lage verschärfen

Das aktuelle Schneedefizit in den Alpen könnte den Wassermangel in den kommenden Monaten noch verstärken. "Wenn im Frühjahr das Wetter so ähnlich ist wie 2022 wird sich die Trockenheit deutlich verschärfen", sagte Josef Eitzinger, Agrarmeteorologe an der Universität für Bodenkultur in Wien. In der Alpenregion liegt derzeit deutlich weniger Schnee als üblich. Es zeichne sich ab, dass die Flüsse viel weniger Schmelzwasser transportieren werden. "Damit fehlt die Frühjahrsspitze, die auch wichtig für das Auffüllen von Grundwasser wäre", so Eitzinger.

Frankreichs Umweltminister Béchu warnte zuletzt, dass dem Land sehr wahrscheinlich ein noch trockenerer Sommer bevorstehe als 2022. "Das Schneedefizit von heute ist die Trockenheit im nächsten Sommer und Herbst", sagte Manuela Brunner, Leiterin Hydrologie und Klimafolgen in Gebirgsregionen beim WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos. Brunner geht davon aus, dass die Zahl der durch Schneeschmelzdefizite ausgelösten Dürren in Zukunft noch zunehmen werden, wenn die Schneefallgrenzen weiter steigen.

"Die Alarmglocken schrillen"

Wenn sich die Klimakrise weiter verschärft, könnten Trockenperioden auch in Deutschland regelmäßiger werden. Der Klimaforscher Mojib Latif nannte die Winterdürre im Deutschlandfunk eine "Blaupause" dafür, was im Sommer in Deutschland drohen könnte. "Die Entwicklung wird weitergehen und auch uns betreffen, wenn es nicht endlich radikale Maßnahmen gibt im Hinblick auf den internationalen Klimaschutz", sagte Latif. Dabei gebe es auch immer ein Wechselspiel zwischen Trockenperioden und extremen Niederschlägen. Beide seien eine direkte Konsequenz der Klimakrise.

Laut dem Deutschen Wetterdienst war der diesjährige Winter zum zwölften Mal in Folge deutlich zu warm. Mit Blick auf den Trend sagt Latif: "Die Alarmglocken schrillen, wir hören sie aber eigentlich nicht."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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