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Kopfgeld: Privatermittler auf Absturz von Flug MH17 angesetzt


Privater Ermittler zu MH17
30 Millionen Dollar für die Wahrheit

von Benjamin Schulz

Aktualisiert am 17.09.2014Lesedauer: 4 Min.
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Ein Wrackstück des Fluges MH17 nahe Petropavlivka in der OstukraineVergrößern des Bildes
Ein Wrackstück des Fluges MH17 nahe Petropavlivka in der Ostukraine (Quelle: ap-bilder)

Noch immer ist unklar, wer für den Absturz von Flug MH17 in der Ostukraine verantwortlich ist. Jetzt soll der deutsche Privatermittler Josef Resch das herausfinden. Seine Auftraggeber kennt er nicht, sagt er.

Josef Resch hat viele Fragen. Wer hat Flug MH17 von Malaysia Airlines am 17. Juli über der Ostukraine abgeschossen? Wer gab den Auftrag, wer deckt die Täter, wer ist für den Tod von 298 Insassen der Maschine verantwortlich?

Resch ist Privatermittler, die Antworten auf die Fragen sind seinen Auftraggebern 30 Millionen Dollar wert. So steht es in einem Aufruf, der am Mittwoch auf der Website von Reschs Firma Wifka veröffentlicht wurde und über den zuerst die Zeitschrift "Capital" berichtete.

Angeber sind leicht herauszufiltern

Resch soll mit seinem Team Antworten finden, das Geld soll Informanten anlocken. "Erfahrungsgemäß melden sich viele Leute, auch viele, die sich profilieren möchten, mit dummem Zeug", sagt Resch "Spiegel Online". "Aber Angeber lassen sich leicht herausfiltern."

Mindestens ein finanziell offenbar gut gestellter Auftraggeber wendet sich an Resch, um eine politisch hochbrisante Sache aufzuklären - das hört sich an wie der Plot eines Politthrillers. Aber Resch verneint energisch, dass es sich um einen Scherz handeln könnte.

"Es könnte gefährlich werden"

Resch, 65, arbeitet seit Jahrzehnten in der Branche. So einen Auftrag hat er noch nicht erlebt. Er brauchte Bedenkzeit, sagte nicht sofort zu. "Ich musste mit meiner Familie sprechen." Die Sache sei schließlich "kein Pipifax, es könnte gefährlich werden, aber das hat man abgewogen".

Hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht, er habe aber keine Angst, so Resch. Er argumentiert, dass ein Angriff auf ihn ohnehin nichts ändern würde. "Wenn mir etwas zustößt, bleibt der Aufruf trotzdem im Internet." Und für alle Fälle hat er "Mossi", einen ehemaligen Marinetaucher, an seiner Seite.

Drei Treffen mit Mittelsmännern

Wem ist die Aufklärung des Absturzes 30 Millionen Dollar wert? "Manche unterstellen mir, dass ich die Auftraggeber kenne, sie aber nicht preisgebe, um mich zu schützen", sagt Resch. Tatsächlich wisse er nicht, um wen es sich handle. Es muss jemand sein, der in der Lage ist, Informanten notfalls eine neue Identität zu verschaffen - das wird in dem Aufruf zugesichert.

Wer kann so etwas? Das habe er auch gefragt, sagt Resch. Ihm sei mitgeteilt worden, das werde schon alles richtig geregelt.

Kontakt hatte er lediglich zu Mittelsmännern. Laut Resch gab es drei Treffen. Eines in einem Hotel in Lübeck, eines in einem Hotel in Hamburg, eines in der Schweiz. Die Zusammenkünfte fanden im August und September statt, genauer will Resch es nicht sagen. Sie hätten nicht viel länger als eine halbe Stunde gedauert. Small Talk sei bei solchen Anlässen nicht üblich.

"Man ist immer eine Marionette"

Auch die Identität der Mittelsmänner, mit denen er sprach, kennt Resch nicht. "Das ist auch besser so", sagt er. Wenn überhaupt, seien in seiner Branche gefälschte Namen üblich. Sein Gesprächspartner in Hamburg habe mit einem Schweizer Akzent gesprochen.

Resch weiß nicht, für wen er arbeitet - und welche Ziele der oder die Auftraggeber haben. Angesichts der politischen Dimension des Falles - prorussische Separatisten und die Ukraine schieben sich gegenseitig die Schuld für den Absturz zu - liegt der Gedanke nahe, dass Resch Teil eines Machtspiels mit unbekannten Teilnehmern ist.

"Man ist in dem Sinn immer eine Marionette", sagt er. "Dass man da benutzt wird, weiß ich - aber für was? Für die Aufklärung eines Unglücks, einer Straftat, eines Verbrechens."

Die Sache sei so schwerwiegend, "da hat jeder Interesse, das aufzuklären". Und Resch findet, dass jeder den Mumm haben sollte, bei der Aufklärung mitzumachen - ein Appell an potenzielle Informanten. Der 65-Jährige rechnet mit gezielt gestreuten Informationen, die ihn in ein gewisses Licht rücken sollen. "Man wird mich loben, man wird mich schlecht machen, um vom Wesentlichen abzulenken."

Jeder ist käuflich

Und nun? Macht sich Resch mit seinen Leuten an die Arbeit. Mit der Verbreitung des Aufrufs sollen die 30 Millionen den Personen bekannt werden, die über entscheidende Informationen verfügen. Reschs Erfahrung nach funktioniert das. "Bislang hat eine Belohnung immer zum Erfolg geführt", sagte er "Capital". "Jeder ist käuflich, es ist nur eine Frage der Summe. Ab einem gewissen Betrag neigen selbst die besten Freunde zum Verrat."

Wie hoch die Belohnung ist, zeigt ein Vergleich: Auf der aktuellen "Most Wanted"-Liste des FBI ist maximal eine Million Dollar als Belohnung ausgesetzt. Selbst bei den meistgesuchten Terroristen beträgt die höchste Belohnung 25 Millionen Dollar - für Hinweise zu al-Kaida-Anführer Aiman al-Sawahiri.

2012 setzte Resch im Namen anonymer Auftraggeber 1,5 Millionen Dollar aus, um den mit einem Millionenvermögen untergetauchten Fondsmanager Florian Homm zu fassen zu kriegen. Homm - inzwischen wieder aufgetaucht - bezeichnete das als "extrem menschenverachtend". Resch ficht das nicht an, sein Aufruf steht bis heute auf YouTube.

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