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Russische Vergeltung gegen die Ukraine – das wissen wir über die Raketenangriffe


Angriffe auf die Ukraine
"Tiefpunkt im russischen Terrorismus"

Von t-online, mk

Aktualisiert am 10.10.2022Lesedauer: 5 Min.
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Tote auf den Straßen, eine Frau mitten in der Detonation: Diese Aufnahmen zeigen die Raketeneinschläge in Kiew und deren Folgen. (Quelle: t-online)
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Seit dem Morgen schlagen überall in der Ukraine russische Raketen ein. Aus dem ganzen Land werden Tote und Verletzte gemeldet.

Am Montagmorgen schrillte in der gesamten Ukraine der Luftalarm, in mehreren Städten schlugen russische Raketen ein. Besonders schwer getroffen wurde die Hauptstadt Kiew. Die Behörden riefen die Menschen auf, in Bunkern Schutz zu suchen, es gibt viele Tote und Verletzte. Nach mehr als fünf Stunden wurde der Luftalarm in der Hauptstadt wieder aufgehoben, die Gefahr scheint dennoch nicht gebannt. Die Angriffe gelten als Reaktion des Kremls auf die Explosion an der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke. Was wir über die Lage wissen – eine Übersicht.

Welche Ziele hat Russland angegriffen?

Nach jüngsten ukrainischen Angaben sind allein in Kiew fünf Menschen getötet und zwölf verletzt worden. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko konzentrierten sich die Angriffe auf die Innenstadt und den Stadtteil Solomjanskyj.

Am Nachmittag veröffentlichte der Bürgermeister auf seinem Telegram-Kanal Fotos eines Einschlagkraters in der Innenstadt und machte konkrete Angaben zu den Zerstörungen in Kiew. Demnach seien bei den russischen Angriffen 45 Wohnhäuser, drei Schulen, ein Kindergarten, fünf Gebäude aus kritischer Infrastruktur und kommunalen Diensten sowie 17 weitere soziale und kulturelle Einrichtungen beschädigt worden.

Von mehreren Orten in der Hauptstadt stieg schwarzer Rauch auf. In Kiew hatte es seit Ende Juni keine russischen Luftangriffe mehr gegeben. Diese auf Twitter verbreiteten Bilder sollen einen am Morgen zerstörten Park in Kiew zeigen:

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Diese Aufnahmen sollen von einer Überwachungskamera stammen und den Moment des Einschlags einer russischen Rakete auf eine Fußgängerbrücke in Kiew zeigen:

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Dieses Video soll die Folgen eines Raketeneinschlags im Kiewer Berufsverkehr zeigen:

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Einschläge gab auch in den Städten Chmelnyzkyj, Ternopil, Schytomyr, Winnyzja und Lwiw im Westen der Ukraine, in Dnipro im Zentrum des Landes sowie in Saporischschja und Odessa im Süden an der Schwarzmeerküste. In der Region an der Grenze zu Polen gab es laut Regionalgouverneur Maxim Kosizky Angriffe auf die Energie-Infrastruktur. In Teilen der Großstadt Lwiw fiel infolge der Angriffe der Strom aus.

Angriffe gab es laut Präsident Wolodymyr Selenskyj auch in den Regionen Ivano-Frankiwsk, Sumy und Charkiw. In Kiew und acht Regionen seien insgesamt elf wichtige Infrastruktureinrichtungen getroffen worden, teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal auf Telegram mit. "Einige Gebiete sind nun von der Außenwelt abgeschnitten. Man muss sich auf zeitweilige Unterbrechungen von Licht, Wasserversorgung und Kommunikation einstellen".

Bei den Angriffen auf Kiew ist auch ein Gebäude getroffen worden, in dem sich das deutsche Konsulat befindet. Das bestätigt ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Der Betrieb in dem Konsulat ist seit Kriegsausbruch eingestellt worden.

Was wissen wir über die Opfer?

Bei den russischen Raketenangriffen auf mehrere Städte in der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens zehn Zivilisten ums Leben gekommen. Mindestens 60 Menschen seien verletzt worden, teilt die ukrainische Polizei mit. Bislang haben die ukrainischen Behörden keine Details zu den Opfern der Angriffe genannt.

Mit welchen Waffen hat Russland angegriffen?

Nach Angaben des ukrainischen Militärchefs Walerij Saluschnyj erfolgten die Angriffe mit Raketen und iranischen Kamikazedrohnen vom Typ Shahed-136. 43 von 83 einfliegenden Raketen und neun von zwölf Drohnen hätten die Streitkräfte abfangen können, hieß es von der ukrainischen Armee. Nach bislang unbestätigten Berichten sollen die Raketenangriffe auch von belarussischem Territorium aus gestartet worden sein.

Der Zeitung "Ukrainska pravda" zufolge verwendete Russland für die Angriffe verschiedene Raketentypen, darunter Marschflugkörper, die von Bombenflugzeugen und Schiffen abgefeuert werden, sowie Mittelstreckenraketen vom Typ Iskander, Flugabwehrraketen vom Typ S-300 sowie Marschflugkörper vom Typ Kalibr. Die Kalibr seien die modernsten Marschflugkörper der russischen Armee und könnten Ziele auf 30 Meter genau treffen, schrieb der Waffenexperte Chris Owens auf Twitter.

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Was sagen Konfliktforscher zu den Angriffen?

Einen "Akt des Terrors", nannte der Konfliktforscher Carlo Masala die russischen Angriffe vom Montagmorgen. "Da es wohl primär zivile Ziele betreffen wird, könnte man sicherlich von Kriegsverbrechen sprechen", schrieb Masala auf Twitter. "Die Ukraine braucht dringend mehr Luftverteidigungssysteme". Die Bundesregierung hatte der Ukraine schon Anfang Juni drei Flugabwehrsysteme vom Typ Iris-T zum Schutz vor russischen Luftangriffen zugesagt; das erste Iris-T solle im Laufe des Oktober in der Ukraine eintreffen.

"Hier zeigt sich traurigerweise, was der Mangel an moderner Luftverteidigung anrichtet", schreibt auf Twitter der frühere Bundeswehrsoldat und Flugabwehrexperte Markus Richter. "Städte sind sehr verwundbar. Ein Rundumschutz gegen Luftbedrohungen könnten zum Beispiel Patriot und das moderne Iris-T Flugabwehrsystem erbringen.", so Richter.

Militärexperte und Russlandkenner Rob Lee schreibt über den Angriff: "Russland hat nur einen begrenzten Vorrat an Marschflugkörpern und hat sich entschieden, diese massenweise auf symbolische, nicht-militärische Ziele in der Ukraine abzufeuern. Die Angriffe sind daher wohl eher für das heimische Publikum gedacht und zielen weniger darauf, die Ukraine zum Einlenken zu zwingen."

Wann befahl Putin die Raketenangriffe?

Russland hat den schweren Raketenbeschuss ukrainischer Städte nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes bereits seit Anfang Oktober geplant und damit schon vor der Explosion auf der Krim-Brücke vor wenigen Tagen. Die russischen Streitkräfte hätten am 2. und 3. Oktober vom Präsidialamt die Anweisung erhalten, massive Raketenangriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine vorzubereiten, teilte der Geheimdienst mit. Als Ziele seien Objekte der kritischen zivilen Infrastruktur und die zentralen Bereiche der dicht besiedelten ukrainischen Städte ausgemacht worden.

Wie reagiert die internationale Gemeinschaft auf die Angriffe?

Die Bundesregierung verurteilte die russischen Raketenangriffe auf die Ukraine, die zivile Infrastruktur zerstört sowie Tote und Verletzte gefordert hätten. Das sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe bereits mit dem ukrainischen Präsidenten telefoniert und Hilfe Deutschlands beim Wiederaufbau der zivilen Infrastruktur zugesagt.

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Außenministerin Annalena Baerbock äußert sich schockiert über die russischen Raketenangriffe auf ukrainische Städte. "Bewohner*innen von Kiew in Todesangst im Morgenverkehr. Ein Einschlagskrater neben einem Spielplatz", schreibt die Grünen-Politikerin auf Twitter. "Es ist niederträchtig (und) durch nichts zu rechtfertigen, dass Putin Großstädte und Zivilisten mit Raketen beschießt. Wir tun alles, um die (ukrainische) Luftverteidigung schnell zu verstärken."

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nannte die Raketenangriffe auf Twitter einen neuen "Tiefpunkt im russischen Terrorismus gegen die ukrainische Zivilbevölkerung". "Auf diese Bilder kann es nur eine Antwort geben: die entschlossene weitere Unterstützung der Ukraine, gerade durch Waffenlieferungen", fügte sie hinzu.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilte die russischen Angriffe ebenfalls. Diese seien "entsetzlich" und "rücksichtslos", schrieb Stoltenberg am Montag nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. Die Nato werde das tapfere ukrainische Volk weiterhin unterstützen, sich gegen die Aggression des Kremls zu wehren, so lange es nötig sei, so Stoltenberg weiter.

Der britische Außenminister James Cleverly bezeichnete die russischen Raketenangriffe als inakzeptabel. "Dies ist eine Demonstration der Schwäche von Putin, nicht der Stärke", schrieb Cleverly auf Twitter.

Polen hat die jüngsten Raketenangriffe auf die Ukraine verurteilt. "Es zeugt von unglaublicher Barbarei, wenn Russland bewusst und absichtlich die Schwächsten trifft: Zivilisten, Frauen und Kinder", sagte Außenminister Zbigniew Rau am Montag in Lodz. Dies sei ein Zeichen von moralischer und politischer Schwäche.

Ein Sprecher des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EEAS) hat die Attacken auf Kiew und andere ukrainische Städte als Kriegsverbrechen bezeichnet. "Diese Angriffe sind barbarische und feige Angriffe", sagte er am Montag in Brüssel. Sie zeigten nur, dass Russland sich für eine Taktik mit gezielten und wahllosen Bombardierungen der Zivilbevölkerung entschieden habe. "Dies verstößt gegen das humanitäre Völkerrecht, und diese wahllose Bombardierung von Zivilisten kommen einem Kriegsverbrechen gleich", sagte er. Die EU werde der Ukraine weiter in allen notwendigen Bereichen zur Seite stehen.

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich "zutiefst schockiert" von den russischen Vergeltungsangriffen in der Ukraine gezeigt. "Dies stellt eine weitere inakzeptable Eskalation des Krieges dar, und wie immer zahlen die Zivilisten den höchsten Preis", teilte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Montag mit.

Verwendete Quellen
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