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Prigoschin droht Putin mit Bachmut-Abzug – Experte entlarvt Strategie


Experte über bevorstehende Ukraine-Offensive
"Danach ist nichts mehr so, wie es war"


Aktualisiert am 06.05.2023Lesedauer: 1 Min.
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Bevorstehende Gegenoffensive: Ein Experte erklärt, was dahinter steckt. (Quelle: t-online)

Wagner-Chef Prigoschin droht, seine Kämpfer aus Bachmut abzuziehen, die Ukraine plant einen Gegenschlag. Was dahintersteckt, erklärt Militärexperte Ralph Thiele im Videointerview.

Der Chef der russischen Wagner-Truppe, Jewgeni Prigoschin, hat am Freitag die militärische Führung Russlands heftig kritisiert und sich über ausbleibende Munitionslieferungen beschwert. Er kündigte deshalb an, seine Truppen ab dem 10. Mai aus dem schwer umkämpften Bachmut abziehen zu wollen. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Die Ukraine rechnet bis zum 9. Mai mit einem letzten Versuch der Russen, Bachmut zu erobern. Die russische Militärführung sieht auch keinen Munitionsmangel, wie vom Wagner-Chef behauptet. Kiew soll wiederum einen Gegenangriff vorbereiten.

Militärexperte Ralph Thiele sieht in den Drohgebärden Prigoschins ein strategisches Vorgehen. Im Interview erklärt er, was hinter der Kritik des Chefs der Söldnertruppe stecken könnte und warum die Ukraine einen Gegenangriff ankündigt.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat angekündigt, seine Kämpfer aus Bachmut abziehen zu wollen. Als Grund hatte er erneut einen erheblichen Mangel an Munition angeführt, an dem die russische Militärführung um Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Oberbefehlshaber Waleri Gerassimow schuld sei.
Zuvor hatte sich der Chef der Söldnertruppe mit einer Drohbotschaft an die russische Führungsriege gewandt.
Dennoch bezweifelt Militärexperte Ralph Thiele, dass Prigoschin seinen Ankündigungen in Richtung Kreml Taten folgen lässt.
"Also ich rechne nicht damit, dass es tatsächlich einen Abzug geben wird. Prigoschin ist ja ein Gefangener des Systems. In diesem System herrscht der, der oben steht: Putin. Putin will den erfolgreichen Kampf, Wagner und seine Soldaten erfüllen darin eine Funktion. Und deswegen lässt er sie nicht gehen."

Es ist nicht das erste Mal, dass Wagner-Chef Prigoschin sich mit drastischen Worten an den Machtapparat des Kreml wendet. In seiner jüngsten Videobotschaft sind der aggressive Ton und die zahlreichen Beleidigungen gegenüber Schoigu und Gerassimow auffällig. Laut Thiele hat das Kalkül.

"Er ist schon länger unverschämt im Ton und Putin spielt mit ihnen teile und herrsche. Das ist sozusagen, dass keiner für sich zu stark wird."

"Jetzt sagt er im internen Powerplay, das ist mir zu wenig und führt jetzt die Leichen seiner eigenen Leute, die er ja hemmungslos in das Feuer der Ukrainer treibt, die führt er jetzt als Beleg an. Das ist es, also Schuldzuweisung. Vorwärts, rückwärts. Am Ende des Tages bleibt er da und kämpft weiter."

Trotz der drastischen Wortwahl und der Ankündigung des Truppenabzugs sieht Thiele darin keine ausgesprochene Drohung in Richtung des obersten Machthabers Wladimir Putin.

"Es ist keine Drohung, weil, ich sage mal, wir haben ja alles Mögliche schon erlebt. Wer droht, lebt nicht lange. Der fällt im Krankenhaus aus dem dritten Stock oder es passiert sonst irgendetwas. Also das heißt, der Prigoschin muss auch immer genau aufpassen, dass er Maß hält, dass er im Grunde die Etablierten, die von Putin gestützt werden, bis zum Knie nass macht, aber nicht höher. Das ist im Grunde das, was er tut. Das macht er plakativ, aber letztlich doch auch mit einer gewissen Vorsicht, weil auch er ist natürlich entbehrlich. Es wird andere geben, die seine Rolle einnehmen können als Chef der Wagner-Truppe."

Dass Prigoschin und seine Wagner-Söldner bereits seit Wochen über Munitionsmangel klagen und nach eigener Darstellung nicht mit ausreichend militärischem Gerät ausgestattet werden, sei laut Thiele ein gewolltes Instrument des Kreml, um die Macht der Wagnertruppe und deren Chef Prigoschin zu kontrollieren.

"Das mag durchaus schon ein Instrument sein, um die Wagner-Truppe also zu disziplinieren. Auch das mag schon auch teilweise abgestimmt sein. Also wie gesagt, von daher, das ist ein Schaukampf, der hier stattfindet, der aber in der Sache nichts ändert."

Unterdessen wird seit Wochen über den Beginn der angekündigten ukrainischen Gegenoffensive gemutmaßt. Laut Thiele wird die bevorstehende Offensive zwar ein informationstechnischer Wendepunkt für den Kriegsverlauf sein – eine militärische Großoffensive erwartet der Experte hingegen nicht.

"Wir werden also hier verschiedene kleinere Vorstöße sehen. Und nur wenn die Russen große Fehler machen, was in der Vergangenheit schon mal gemacht haben, wird das dann auch zu einer, ja operativen, also einem der größeren Erfolge der Ukraine führen können. Also schauen wir mal, danach ist dann nichts mehr so, wie es war. Da sind diese ganzen Informationskrieg-Luftblasen, -Ballons geplatzt. Weil dann Klarheit ist, kann die Ukraine noch siegen
Ob und wann die ukrainischen Truppen tatsächlich mit ihrer Offensive starten und wie erfolgversprechend diese dann sein wird, bleibt zunächst abzuwarten."

Ob und wann die ukrainischen Truppen tatsächlich mit ihrer Offensive starten und wie erfolgversprechend diese dann sein wird, bleibt abzuwarten.

Alle Aussagen sehen Sie im Videointerview hier oder direkt oben im Text.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Ralph Thiele
  • Eigene Recherche
  • Mit Informationen der dpa
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