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Neue Phase im Ukraine-Krieg: Leid und Kummer sind unvermeidliche Begleiter


Neue Phase im Ukraine-Krieg
Vorbereitung für das große Sterben

  • Gerhad Spörl
MeinungVon Gerhard Spörl

Aktualisiert am 08.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Russische Offensive an der Front: Auch die Ukraine plant eine großangelegte Offensive gegen den Angreifer. (Quelle: IMAGO/Russian Defence Ministry)

100.000 Soldaten will die Ukraine in die Offensive im Süden schicken. Indes plant Putin die jährliche Parade zum Sieg der Sowjetunion über Deutschland im Zweiten Weltkrieg: Die Feierlichkeiten sollen in diesem Jahr mit weniger Pomp stattfinden.

Vielleicht wird man später einmal sagen, dass dieser Krieg in der Ukraine Anfang Mai 2023 in einer ungewöhnlichen Phase steckte. Dazu tragen ein paar Ereignisse bei, die sich in Russland abspielen.

Drohnen wurden auf den Kreml abgefeuert – genauer gesagt, sollen auf Wladimir Putins Heiligtum abgefeuert worden sein, denn die Quelle der Behauptung ist russisch. Wilde Flüche spien daraufhin die Propagandisten im Fernsehen und forderten mal wieder dazu auf, Selenskyj umzubringen. Na ja, das wollen sie schon lange, eigentlich von Anfang an, ist also nichts Neues und gelingt ihnen hoffentlich auch nicht. Was aber am Echo auf diesen seltsamen Vorfall auffällt, ist eine merkwürdige Nervosität, die bis in höchste Ränge hineinzureichen scheint. Und dazu wird die Ukraine neuerdings ernst genommen, so ernst, dass man ihr das Beschießen des Kreml mit Drohnen zutraut.

Jewgeni Prigoschin ist ein russischer Oligarch, der die Gruppe Wagner finanziert und steuert. Bemerkenswert häufig meldet er sich mit exzentrischen Kommentaren zu den Ereignissen des Krieges zu Wort. Weil der Blutzoll hoch ist und die Ausrüstung schlecht, drohte er damit, seine Soldateska aus Bachmut herauszuziehen. Davon ist er jedoch wieder abgerückt, da ihm Nachschub an Munition und Gerät samt Flankenschutz zugesagt worden sei, wie er behauptet. Erwähnenswert ist das Geplänkel, weil Prigoschin militärische Probleme unverblümt anspricht. Er nimmt sich Freimut heraus und kritisiert die russische Militärführung. Was sagt eigentlich Putin dazu?

Leid und Kummer sind unvermeidliche Begleiter

Indes bereitet das ukrainische Militär die Offensive im Süden und Südosten vor, von der schon seit geraumer Zeit die Rede ist. Es dauert, weil der April verregnet war und die Wege daher verschlammt sind. Erst wenn die Frühlingssonne für Trockenheit gesorgt hat, kann es losgehen. Bis zu 100.000 Soldaten sollen in die Gefechte ziehen. Die westlichen Partner haben, wie es heißt, so ziemlich alle versprochenen Waffen und Munition geliefert. Dazu gehören, so sagt es der US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, 230 Panzer und 1.550 gepanzerte Fahrzeuge. Darunter sind auch 18 Leopard-2-Panzer aus Deutschland.

So viel man weiß, hat die russische Armee an möglichen Angriffspunkten Panzergräben und Schützengräben ausgehoben und Artilleriestellungen aufgebaut. Vor allem die Landbrücke auf die Krim ist eminent geschützt. Für die Vorsichtsmaßnahme gibt es Gründe. Ukrainische Drohnen hatten Treibstofftanks auf der Halbinsel in Brand gesetzt und angeblich einen Raketentransport auf Bahngleisen teilweise zerstört. Die Befreiung der Krim gehört zu den ukrainischen Kriegszielen.

Es ist alles gerichtet für den Start der Offensive, die ein großes Sterben auslösen wird. Leid und Kummer sind die unvermeidlichen Begleiter auch gerechter Kriege, denn in diese Kategorie gehört der Kampf der Ukraine um ihre Existenz als Staat. Wie viele Soldaten auf beiden Seiten schon gestorben sind, weiß niemand im Westen ganz genau. Die Zahlen sind manipuliert und damit entweder übertrieben oder untertrieben. Vermutlich werden die Toten in der Ukraine auch nach dem Krieg in ehrenvoller Erinnerung bleiben. Und die Toten in Russland?

Das große Sterben geht weiter

Heute ist es 78 Jahre her, dass der Zweite Weltkrieg mit der deutschen Kapitulation gegenüber England und Amerika endete. Tags darauf holte die Sowjetunion die Unterzeichnung in Karlshorst nach. Die Siegesparade in Moskau findet morgen wiederum ohne ausländische Gäste statt und anscheinend mit weniger militärischem Gepränge als sonst üblich. Natürlich wird Wladimir Putin eine Rede halten und überall auf der Welt aufmerksame Zuhörer finden.

Am Ende dieser Woche will Wolodymyr Selenskyj in Deutschland sein. Ein schwatzhafter Berliner Polizist hat es jedoch der "B.Z." verraten; nach ihm wird nun intern gefahndet. Der ukrainische Präsident möchte kurz in Berlin vorbeischauen und dann in Aachen den Karlspreis entgegennehmen. Der Bundeskanzler hat ihn eingeladen. Ich nehme an, er wird kommen, sonst wäre es ein Treppenwitz, dass ein Berliner Polizist die Reise sabotieren konnte.

Der Krieg geht weiter. Das große Sterben geht weiter. Die Unsicherheit nimmt zu, sogar in Moskau, das offenbart sich in diesem Mai, in dem die Ukraine eine Offensive vorbereitet, von der sie sich viel erhofft.

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