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Prigoschin und Schoigu streiten: Wo die Eskalation ihr Ende findet


Streit zwischen Söldnerboss und Schoigu
"Dann endet es mit dem Tod Prigoschins"


Aktualisiert am 14.06.2023Lesedauer: 1 Min.
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"Dann endet es mit dem Tod": Ein Experte ordnet ein, wie weit der Streit zwischen Prigoschin und Shoigu gehen kann und was dahinter steckt. (Quelle: t-online)

Der Zoff zwischen Wagner-Chef Prigoschin und der russischen Militärführung geht weiter. Ein Experte erklärt, wo die Eskalation ein Ende findet.

"Die Söldnergruppe Wagner wird keine Verträge mit [Verteidigungsminister] Shoigu unterzeichnen. [...] Leider haben die meisten Militäreinheiten nicht solch eine Effizienz [wie Wagner]. Und zwar genau genommen, weil Shoigu keine Militärformationen organisieren kann."

Söldnerboss Jewgeni Prigoschin nahm wie immer kein Blatt vor den Mund, als er auf den Vorstoß des russischen Verteidigungsministeriums reagierte, der Freiwilligenverbände im Kriegsgebiet unter die Kontrolle des Ministeriums stellen sollte.

Es ist das nächste Kapitel im Machtkampf zwischen Prigoschin und der russischen Militärführung. Im Gespräch mit t-online erklärt Experte Ralph Thiele die Spielregeln des Streits und stellt fest: "Wenn es maßlos wird, endet es mit dem Tod Prigoschins."

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Dass der Chef der Wagners ldner Jewgeni Prigoschin und die russische Militärführung nicht immer einer Meinung sind, ist bekannt. Nachdem das Verteidigungsministerium nun vor wenigen Tagen alle Freiwilligenverbünde dazu aufgerufen hatte, Verträge mit der regulären Armee zu unterzeichnen, ließ die Antwort von Prigoschin nicht lange auf sich warten.

"Die Söldnergruppe Wagner wird keine Verträge mit [Verteidigungsminister] Schoigu unterzeichnen."

"Leider haben die meisten Militäreinheiten nicht solch eine Effizienz [wie Wagner]. Und zwar genau genommen, weil Schoigu keine Militärformationen organisieren kann."

Den erneuten Zoff zwischen Prigoschin und Schoigu will Militärexperte Ralph Thiele allerdings nicht zu hoch hängen. Dem mächtigen Mann im Kreml, Präsident Wladimir Putin, könnte der Konflikt sogar nützen.

"Bei Wagner haben wir das übliche Spiel. Putin macht teile und herrsche . Solange Wagner und die regulären Streitkräfte sich miteinander zoffen, kann er als Schlichter im Grunde agieren. Aber auch die Nützlichkeit für sich eincashen."
"Also er spielt mit den beiden und lässt die beiden spielen. Das wird wie immer unentschieden ausgehen, das heißt: Keine Seite wird hier einen Sieg erringen."

Und beide Seiten bewegen sich offenbar innerhalb gewisser Spielregeln. Dass der Streit in naher Zukunft so eskaliert, dass es den russischen Bemühungen aktiv schaden könnte, glaubt Ralph Thiele nicht.

"Ich sehe das nicht. Wir dürfen ja nie außer Acht lassen, dass Putins Herkunft der Geheimdienst ist und der Geheimdienst ist tatsächlich in der Argumentationshilfe auch mit dem Loch im Kopf sozusagen ausgestattet. Wir haben das ja gesehen: große Wirtschaftsführer, die aus dem Krankenhausfenster fallen. Also dieser Fall wird, wenn er maßlos wird, mit dem Tod Prigoschins enden. Und deswegen wird Prigoschin aus Eigeninteresse darauf achten, dass es dazu nicht kommt."

Gleichzeitig weiß Verteidigungsminister Schoigu auch, dass Prigoschin sich ihm nicht unterordnen wird. Der Minister dürfte bei seinem Vorstoß wohl andere Gruppen im Sinn gehabt haben.

"Ich würde jetzt im Wesentlichen auf die kleineren Verbünde gucken, die überall rumlaufen und wo man eben nicht möchte, dass sie freundliches Feuer verursachen. Das heißt, da laufen dann eben Bewaffnete rum und schießen und die reguläre Armee trifft drauf und weiß nicht: Ist das jetzt ein Gegner? Sind das Spezialkräfte der Ukraine oder was auch immer? Also man möchte die einfach im Grunde mehr bündeln. Ich würde den Fokus tatsächlich eher auf die kleineren Verbünde richten. Natürlich würde sich Schoigu auch freuen, wenn Herr Wagner gleich mit einordnen kann. Aber ich glaube, der Zug ist abgefahren. Schon vor Jahren."

Doch auch ohne Wagner könnte sich die Bündelung der Freiwilligenverbünde unter der Führung des russischen Verteidigungsministeriums auszahlen.

"Diese östlichen Systeme das sind ja viele, das ist ja nicht nur in Russland so leben auch von Korruption. Das heißt, viele Dinge werden geschafft, bezahlt, aber nicht gemacht. Sie sind real nicht da. Und so lassen sich auch große Ausrüstungsmängel der Russen erklären, weil die Dinge einfach nicht da sind. Da ist es eben nützlich, diese Freiwilligenverbünde, die zumindest auf die Ausstattung ihrer Leute achten, die aber eben auch einen regionalen oder sogar einen lokalen Fokus haben, in dem, was sie machen, mit hineinzubringen und einzubinden. Darüber hinaus lernen die Russen, gerade auch in der Verteidigung, auch die Organisation insgesamt effizienter zu gestalten. Sie haben auch in der Logistik viel dazugelernt. Also dieses Aufräumen, das dürfte der Hintergrund sein. Er hat aber eben mehr eine Art passive Rolle, nämlich Verwirrung sozusagen zu vermindern. Es ist nicht eine aktive Rolle im Sinne wie kann ich meine Kampfverbünde jetzt auf eine neue Schlagkraft bringen? Das ist es nicht."

Was hinter dem jüngsten Konflikt steckt, warum der Streit bei einer Eskalation gefährlich für Prigoschin wird und was der Vorstoß von Schoigu eigentlich für einen Zweck hatte, erfahren sie Sie im Video direkt hier oder oben.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Militärexperte Ralph Thiele vom 12.06.2023
  • Aussagen von Jewgeni Prigoschin via Nachrichtenagentur Reuters
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