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Russe bittet um Todesstrafe – wegen des gemalten Bildes seiner Tochter


Tochter hatte es gemalt
Wegen eines Kinderbilds – Russe bittet um Todesstrafe

Von t-online, cc

Aktualisiert am 07.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Alexej Moskaljow bei seinem Prozess Ende März 2023. Danach wurde er sofort in eine Strafkolonie gebracht.Vergrößern des BildesAlexej Moskaljow bei seinem Prozess Ende März 2023: Danach wurde er sofort in eine Strafkolonie gebracht. (Quelle: AP Photo)
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Ein russisches Gericht hat Alexej Moskaljow zu einer Haftstrafe verurteilt, weil seine Tochter sich für die Ukraine einsetzte. Nun stellt der Angeklagte eine besondere Forderung.

Weil seine Tochter ein Antikriegsbild gemalt hatte, wurde der Russe Alexej Moskaljow von einem Gericht Ende März zu zwei Jahren Haft verurteilt. Dagegen legte der alleinerziehende Familienvater Berufung ein, doch diese wurde nun abgelehnt. Stattdessen forderte der zuständige Staatsanwalt in der Stadt Jefremow sogar eine Haftverschärfung für den Mann, wie die Zeitung "Novaja Gazeta" berichtet.

Dem Antrag kam der Richter nach. Somit erhielt Moskaljow zudem auch noch ein Internetverbot für die Zeit seiner Haft. Er sitzt bereits seit März in einem Straflager ein und kann ab sofort nur noch durch Besuche von Angehörigen und Anwälten mit der Außenwelt kommunizieren.

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Seine Tochter Mascha Moskaljow hatte 2022 im Kunstunterricht ein Antikriegsbild gezeichnet. Dieses war in der Schule einer Lehrerin aufgefallen, die es den Behörden meldete. Gegen den Vater als Erziehungsberechtigten wurde daraufhin ein Haftbefehl ausgestellt. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB nahm ihn fest, verhörte ihn und soll ihn nach Angaben Moskaljows auch geschlagen haben.

Zunächst stand der 54-Jährige unter Hausarrest, floh aber vor Prozessbeginn nach Weißrussland. Dort nahmen ihn die Behörden des Lukaschenko-Regimes fest und lieferten ihn nach Russland aus.

"Dabei blutet mein Herz"

Seitdem er im Gefängnis sitzt, hatte er keinen Kontakt zu seiner Tochter, berichtet das Internetportal Mediazona. Das Kind ist den Berichten zufolge nach der Verhaftung des Vaters zunächst in die Obhut einer Pflegeeinrichtung gekommen, bevor es zu seiner leiblichen Mutter gebracht wurde.

Moskaljow zeigte sich angesichts des Richterspruchs und der Ablehnung seiner Berufung verzweifelt und bittet das Gericht um die Todesstrafe. "Ich bitte um die möglichst schnelle Umsetzung des Urteils, denn jeden Tag blutet mein Herz, während ich all das hier durchmache", sagte er laut Mediazona.

Der Fall kam ins Rollen, nachdem Moskaljows 13-jährige Tochter ein Antikriegsbild in der Schule gemalt hatte. Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sollte die Sechstklässlerin ein Bild zur Unterstützung der russischen Soldaten anfertigen.

Stattdessen zeichnete sie eine ukrainische Mutter, die ihr Kind vor Raketen schützt. Dazu schrieb sie: "Nein zum Krieg" und "Ruhm der Ukraine". Offenbar meldete die Kunstlehrerin den Vorfall der Schulleitung. Moskaljow selbst soll in sozialen Netzwerken ebenfalls Antikriegsbotschaften verbreitet haben. Darauf stehen in Russland seit einer Gesetzesverschärfung harte Strafen.

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Die Todesstrafe ist in Russland jedoch ausgesetzt. Zuletzt wurde im Jahr 1996 ein Verurteilter hingerichtet. Moskaljow wurde vom Gericht wegen Diskreditierung der Armee verurteilt.

"Ich bitte dich: Gib nicht auf!"

Der russische Diktator fürchtet den Protest aus der Bevölkerung, seit er seine Armee im Februar 2022 in einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen das Nachbarland schickte. Jeglichen Widerstand will das Putin-Regime durch umfassende Propaganda, strenge Sicherheitsmaßnahmen und mithilfe der Justiz im Keim ersticken.

Dabei misst der Kreml offenbar jedoch mit zweierlei Maß. Während der Putin-Vertraute Jewgeni Prigoschin jüngst sogar einen Putschversuch auf Moskau unternehmen konnte und bislang ungeschoren davonkam, landen regierungskritische Bürger und Oppositionelle regelmäßig hinter Gittern oder werden in Schauprozessen zu langen Haftstrafen verurteilt. Auch Putin-kritische Militärblogger dürfen nach wie vor unbestraft ihrem Geschäft nachgehen.

Moskaljow las während der Berufungsverhandlung, an der er durch eine Videoschalte aus dem Straflager teilnahm, einen Brief seiner Tochter Mascha vor. Darin bat sie ihren Vater, durchzuhalten. "Ich bitte dich um eines: Gib nicht auf! Du bist der beste Papa!"

Verwendete Quellen
  • novayagazeta.eu: "Tula court bans Alexey Moskalyov from using Internet for 2 years" (englisch)
  • zona.media: "Два года за посты в "Одноклассниках". Апелляция на приговор тульскому отцу‑одиночке Алексею Москалеву" (russisch)
  • rnd.de: "Wegen Antikriegsbild seiner Tochter verurteilt: Russe bittet um Todesstrafe"
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