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Putins Auftritt: Ist die Frau an seiner Seite ein Zeichen an Prigoschin?


Zeichen an Prigoschin?
Darum hat Putin plötzlich diese Frau an seiner Seite

Von t-online, cc

Aktualisiert am 28.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Staat und Kirche bilden in Russland eine unverbrüchliche Allianz: Der orthodoxe Patriarch Kyrill I. (l.) gilt als einer der treuesten Unterstützer Putins.Vergrößern des BildesPutin mit Unterstützern in St. Petersburg: Links der orthodoxe Patriarch Kyrill I., rechts Ksenia Schoigu, die Tochter von Putins umstrittenem Verteidigungsminister. (Quelle: Sputnik/Alexander Demyanchuk/Pool via REUTERS)
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Russlands Alleinherrscher zeigt sich in St. Petersburg volksnah. In seinem Tross ist auch eine Frau mit einem prominenten Vater. Ein Signal an Putins Feinde?

Russlands Präsident Wladimir Putin hat ein ausgeprägtes Faible für Zahlen. Vor allem solche mit historischem Hintergrund. Putin liebt Jahrestage, und sein politisches Handeln steht oft in Zusammenhang mit Daten, die für ihn von besonderer Bedeutung sind (mehr darüber lesen Sie hier).

Nun bot der Kremlherrscher offenbar erneut eine Kostprobe seines symbolischen Regierungshandelns. In St. Petersburg traf er am Sonntag den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko zum gemeinsamen Austausch.

Bemerkenswert daran war nicht nur, was Putin dort sagte, sondern auch, unter welchen Umständen er es tat. Da wäre alleine schon der Ort. St. Petersburg, Putins Heimatstadt. Hier griff er als stellvertretender Bürgermeister in den Neunzigerjahren erstmals nach politischer Macht.

Lässt er sich von Prigoschin auf der Nase herumtanzen?

Hier lernte Putin auch Jewgeni Prigoschin kennen. Der millionenschwere Oligarch und Chef der Söldnertruppe Wagner erlebte in St. Petersburg seinen Aufstieg vom kriminellen Taugenichts (er saß wegen diverser Gewaltdelikte insgesamt neun Jahre in Haft) zum einflussreichen Unternehmer.

Erst vor wenigen Tagen berichtete der russische Oppositionelle Ilja Ponomarew davon, wie Prigoschin damals zwischen dem Kommunalpolitiker Putin und einflussreichen Mafiagrößen St. Petersburgs vermittelt haben soll. Eine Allianz, von der laut Ponomarew offenbar alle Beteiligten profitierten.

Seit dem gescheiterten Aufstand der Wagner-Söldner Ende Juni 2023 rätseln nicht nur in Russland viele Beobachter, wie es nun um das Verhältnis Putins zu seinem ehemaligen Protegé Prigoschin steht. Nicht wenige vermuten, dass die anderthalb Tage dauernde Meuterei im Juni nur der Auftakt für weitere Versuche gewesen sein könnte, Putins Macht herauszufordern. Einer der prominentesten Vertreter dieser These ist der Militärblogger und verurteilte Kriegsverbrecher Igor Girkin. Ihn ließ Putin vor wenigen Tagen festnehmen.

Ist Putin also angeschlagen? Lässt er sich von jemandem wie Prigoschin auf der Nase herumtanzen? Diesen Spekulationen versuchte der 70-jährige Kremlchef mit seinem Auftritt in St. Petersburg wohl eine Absage zu erteilen. So deutet es unter anderen die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in ihrem neuesten Lagebericht.

Dass Putin sein belarussisches Pendant Alexander Lukaschenko auf eine Führung der Festung Kronstadt bei St. Petersburg mitnahm, lesen die Politikexperten des ISW als eindeutige Geste von Putins Machtwillen. Schließlich schlugen hier die Bolschewiki unter Führung Lenins den berühmten Kronstädter Matrosenaufstand nieder und sicherten sich damit die Macht in dem eskalierenden Bürgerkrieg, den die Sowjetunion im Nachgang des Ersten Weltkriegs erlebte. 1921 war das, also vor rund hundert Jahren.

Interessante Begleitung an Putins Seite

Putin liebt solche historischen Parallelen – und er sieht sich und sein Land in dieser Tradition. Der Autokrat tut viel dafür, dass die Russen das Andenken an den kommunistischen Repressionsstaat und vor allem an seinen grausamsten Herrscher, Josef Stalin, in bester Erinnerung zu behalten. Nun sendet er mit dem Auftritt in St. Petersburg offenbar ein Zeichen an alle mutmaßlichen Widersacher, dass er ebenso gewillt ist, die Zügel der Macht fest in der Hand zu halten. Wie einst Stalin.

Darüber hinaus lässt sich ein weiterer Umstand des Treffens mit Lukaschenko als symbolische Geste lesen. Denn an Putins Seite war neben dem Gouverneur von St. Petersburg, Alexander Beglow, auch Ksenia Schoigu, die Tochter des umstrittenen Verteidigungsministers Sergej Schoigu. Der steht seit Beginn des Ukraine-Krieges nicht nur im Zentrum der Kritik zahlreicher Militärblogger, die ihm schwere militärstrategische Versäumnisse vorwerfen. Auch zählt Schoigu zu den größten Widersachern Prigoschins.

Prigoschin soll den "Marsch auf Moskau", also den Aufstand der Wagner-Söldner, vor allem deshalb begonnen haben, weil er Putin zum Austausch der militärischen Führung habe zwingen wollen. In den Monaten zuvor hatte der Oligarch in beinahe täglich veröffentlichten Videobotschaften Schoigu aufs Schärfste attackiert.

Politische Beobachter gehen davon aus, dass Prigoschin seinen Einfluss auf Putin überschätzt hat. Der autoritäre Kremlchef ließ zwar bereits mehrere hochrangige Armeekommandeure von ihren Posten entfernen, an Schoigu hält er aber nach wie vor fest. Auch das sollte der Auftritt in St. Petersburg wohl einmal mehr unterstreichen.

"Diese symbolischen Gesten legen nahe, dass Putin besorgt um seine öffentliche Wahrnehmung ist, und um die Absicherung seines Regimes angesichts eines Machtkampfes zwischen verschiedenen Fraktionen innerhalb der russischen Regierung", schreibt das ISW.

Verwendete Quellen
  • understandingwar.org: "RUSSIAN OFFENSIVE CAMPAIGN ASSESSMENT, JULY 23, 2023" (englisch)
  • warontherocks.com: "IMPOSING THE PAST: PUTIN’S WAR FOR HISTORY" (englisch)
  • theins.ru: "Russian Defense Minister’s daughter Ksenia Shoigu spends New Year's vacation in Dubai" (englisch)
  • spectator.co.uk: "Putin’s unholy alliance and the sins of the Russian Orthodox church" (englisch, kostenpflichtig)
  • dlf.de: "Der Matrosenaufstand von Kronstadt"
  • kyivindependeant.com: "Lukashenko arrives in St. Petersburg to meet with Putin" (englisch)
  • economist.com. "Abominable showman: the rise of Wagner’s Yevgeny Prigozhin" (englisch)
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