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Ukraine: Trotz Putins Drohungen – Schiffe kreuzen ungestört vor der Küste


Drei Schiffe trotzen Kreml-Drohung
Hat Putin nur geblufft?

Von t-online, sje

Aktualisiert am 01.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Der Hafen von Ismail (Archivbild): Am anderen Flussufer liegt Rumänien.Vergrößern des BildesDer Hafen von Ismajil (Archivbild): Am anderen Flussufer liegt Rumänien. (Quelle: Martin Fejer/estost.net/imago-images-bilder)
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Russland drohte Schiffen mit Kurs auf die Ukraine mit Angriffen. Nun aber kreuzen mehrere Frachter vor der ukrainischen Schwarzmeerküste – bislang ungestört.

Die russischen Drohungen waren deutlich: Nach dem Ende des Getreideabkommen werde man alle Schiffe, die Kurs auf die Ukraine nehmen, als "potenzielle Träger militärischer Fracht" betrachten – und damit als mögliche Angriffsziele. Drei Frachter scheinen sich davon jedoch nicht beeindrucken zu lassen. Sie nahmen in den vergangenen Tagen Kurs auf den ukrainischen Hafen Ismajil – unter Geleit der Nato.

Per Online-Schiffstracker ließ sich nachvollziehen, wie die drei Schiffe auf das Donaudelta an der rumänisch-ukrainischen Grenze zusteuern, wo sie aktuell vor Anker liegen. Von dort könnten sie über den Fluss den kleinen Hafen der Grenzstadt Ismajil erreichen und so Odessa umgehen. Die Stadt mit dem für die Getreideexporte in der Vergangenheit wichtigen Hafen war in den letzten Wochen immer wieder das Ziel heftiger russischer Angriffe gewesen.

Wie das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin "Forbes" berichtete, verschleierten die Frachter trotz der russischen Drohungen ihre Absichten nicht – ihre Transponder seien während der gesamten Fahrt durch das Schwarze Meer eingeschaltet gewesen, die Positionsdaten für jedermann einsehbar.

Schiffe von Nato-Fliegern begleitet

Der Frachter "AMS1" stammt demnach aus Israel und fährt laut Tracker unter Flagge Sierra Leones. Die "Sahin 2" stammt aus Griechenland und ist ebenso wie die "Yilmaz Kaptan" unter türkisch-georgischer Registrierung mit der Flagge Vanuatus unterwegs. Die "AMS1" und die "Sahin 2" kamen über den Bosporus ins Schwarze Meer, die "Yilmaz Kaptan" begann ihre Fahrt an der Nordküste der Türkei.

Alle drei Schiffe wurden "Forbes" zufolge von Flugzeugen der Nato begleitet – womöglich zur Abschreckung der russischen Armee. Luftverkehrs-Trackern zufolge waren während der Passage der Frachter ein Aufklärungsflugzeug vom Typ P-8 Poseidon, ein Challenger-Spionageflugzeug und eine Aufklärungsdrohne vom Typ RQ-4, alle von den US-Streitkräften, sowie ein E-3-Flieger der Nato in der Luft.

Keine der Maschinen ist standardmäßig bewaffnet. Allerdings sind auf Militärbasen in Rumänien – ein Nato-Partner – italienische und rumänische Kampfflugzeuge stationiert.

Kreml lässt Kriegsschiff im Schwarzen Meer kreuzen

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, die Militärallianz werde die Überwachungsaktivitäten im Schwarzen Meer nach den russischen Drohungen erhöhen. Nachdem der Kreml das Getreideabkommen einseitig hatte auslaufen lassen, entsandte Russland die Korvette "Sergej Kotow" in die Region. Die Reichweite des Kriegsschiffs erstreckt sich vom Bosporus bis nach Odessa.

Die drei Frachter griff die russische Armee dennoch nicht an. Am Dienstag berichtete der "Kyiv Independent" sogar, dass mindestens sechs Schiffe derzeit über das Schwarze Meer Kurs auf die Ukraine nähmen.

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Diese Bewegungen verwundern selbst Experten: "Die russischen Streitkräfte scheinen nicht willens oder in der Lage zu sein, neutrale Schiffe, die über das Schwarze Meer in die Ukraine fahren, gewaltsam anzuhalten und zu durchsuchen, obwohl sie angeblich die Voraussetzungen dafür schaffen", schreibt das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) in seinem Lagebericht vom Sonntag.

Russische Drohnen griffen Donauhafen an

Russische Angriffe auf die ukrainischen Donauhäfen galten lange als unwahrscheinlich – schließlich liegt das Nato-Land Rumänien nur wenige Hundert Meter entfernt. In der vergangenen Woche berichteten örtliche Behörden dann aber von russischen Drohnenangriffe auf den Hafen in Reni, der weiter flussaufwärts liegt als Ismajil.

Drei Getreidesilos, direkt gegenüber des rumänischen Flussufers, wurden demnach zerstört. Zuvor hatten ukrainische Nachrichtenagenturen über nächtliche Explosionen in der Gegend von Ismajil berichtet.

Seit der russischen Invasion im Februar 2022 hat die Ukraine ihre Getreideexporte auf dem Landweg über die EU auf etwa eine Million Tonnen pro Monat ausgeweitet. Große Mengen wurden über die Donau und rumänische Häfen zu ihren Bestimmungsorten transportiert.

Ukraine will Getreide über Kroatien exportieren

Am Dienstag gab das ukrainische Außenministerium bekannt, eine Einigung mit Kroatien über die Ausfuhr von Getreide über die Adria-Häfen des Landes erreicht zu haben. Die Agrargüter sollen über die Donau nach Kroatien verschifft und anschließend per Eisenbahn an die Adriaküste gebracht werden, hieß es. Welche Exportmengen damit erreicht werden können, wurde nicht mitgeteilt.

Die Ukraine ist einer der wichtigsten Agrarexporteure der Welt. Durch die Verringerung des ukrainischen Exports war ein Anstieg der Lebensmittelpreise besonders für ärmere Länder befürchtet worden. Allerdings haben die Preise für Weizen und Mais nur kurz auf das Ende des Getreidekorridors und den Beschuss ukrainischer Häfen reagiert und liegen unter dem Vorjahresniveau.

Verwendete Quellen
  • ntv.de: "Drei Frachter ignorieren russische Schwarzmeer-Blockade"
  • forbes.com: "NATO Planes Watched As Three Civilian Ships Ran Russia’s Naval Blockade Of Ukraine" (Englisch)
  • marinetraffic.com: Abfragen der Frachter "AMS1", "Sahin 2", "Yilmaz Kaptan"
  • understandingwar.com: "Russian Offensive Campaign Assessment, July 30, 2023" (Englisch)
  • kyivindependent.com: "OSINT: Civilian vessels break Russian Black Sea blockade en route to Ukrainian ports"
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