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Russland baut Kamikaze-Drohnen – und beutet Studenten aus: "Hol mich hier raus"


Studenten in russischer Waffenproduktion
"Hol mich hier raus oder ich sterbe"

Von Levent Constabel

Aktualisiert am 17.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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UKRAINE-CRISIS/KYIV-BLASTSVergrößern des Bildes
Zerstörung durch Angriffe von Drohnen des Typs Shahed-136 in Kiew: In Russland produzieren offenbar auch Studierende diese Waffe für den Krieg in der Ukraine. (Quelle: GLEB GARANICH)

Im Krieg gegen die Ukraine setzt Russland gezielt Kamikaze-Drohnen ein. Ein Bericht offenbart nun schockierende Details über die Produktion der Flugobjekte.

Russische Studenten werden offenbar für den Bau sogenannter Kamikaze-Drohnen in der russischen Sonderwirtschaftszone Jelabuga in Tatarstan östlich von Moskau verpflichtet. Dabei sollen die Studenten mitunter gedemütigt und ausgebeutet werden. Das berichtet das russische Nachrichtenportal "Idel.Realii" und beruft sich auf Audioaufnahmen zwischen Gesprächen betroffener Studierender und Interviews mit deren Eltern.

Das Programm zum Bau der Drohnen iranischer Bauart vom Typ "Shahed 136" soll dem Bericht zufolge an der Polytechnischen Universität von Jelabuga stattfinden. Auf der Website der Universität soll eine entsprechende Werbekampagne zu dem Drohnenprojekt "Dual-Programm" laufen. Diese verspricht den – meist sehr jungen – Studierenden nicht nur eine hochwertige Ausbildung, sondern stellt ihnen auch einen Arbeitsplatz mit einem Gehalt von umgerechnet etwa 650 Euro pro Monat in Aussicht.

Studenten geraten angeblich in "Knechtschaft"

Schanna etwa, eine Bewohnerin der benachbarten Region Nischni Nowgorod, habe ihren Sohn zum Studium nach Tatarstan geschickt, damit dieser an dem Drohnenprogramm mitwirken kann. Sie berichtet im Gespräch mit "Idel.Realii" von der verlockenden Reklame, die sie dazu veranlasst habe. Jedoch sei das ihrer Erfahrung nach nur ein attraktiver Köder – tatsächlich würden die Studenten, so auch ihr Sohn, in "Knechtschaft" geraten.

Ihr Kind, dessen Name im Gespräch nicht genannt wird, habe sie bereits zwei Monate nach dem Start des Programms wieder abgeholt. "Hol mich hier raus oder ich sterbe", soll ihr Kind gesagt haben, erinnert sich Schanna.

Schon seit Monaten setzt Russland sogenannte Kamikaze-Drohnen vom Typ "HESA Shahed 136" ein. Anfang Juni dieses Jahres sagte der ehemalige US-Admiral John Kirby, dass der Iran Russland auch weiter mit Drohnen beliefere. Mehr dazu lesen Sie hier.

Bereits im Juli 2023 hatte der YouTube-Kanal "RZVRT" über die Produktion iranischer Drohen in Jelabuga berichtet. Die Untersuchung des russischen Kanals offenbare die Pläne der dortigen Universität, ausländische Studenten anzuwerben, um an der Produktion der Kamikaze-Drohnen mitzuwirken.

 
 
 
 
 
 
 

Im Gespräch mit "Idel.Realii" bezeichnet der Ermittler der Untersuchung, Sergej Podsytik, das Drohnenprogramm der Universität als "Ausbeutung". "Sie montieren Drohnen und das noch zulasten ihrer Bildung, für die sie eingeschrieben wurden", erklärt er.

"Hundertprozentig Ausbeutung"

Laut "Idel.Realii" schließen sich dieser Einschätzung mehrere Eltern an. "Ja, das ist es hundertprozentig [Ausbeutung]", bestätigt eine weitere Mutter. Auch eine ihrer Bekannten habe ihr Kind aus dem Programm gezogen – nun verlange die Universität 200.000 Rubel (etwa 1.800 Euro) für die Vertragsauflösung.

Eine andere Mutter, die auf ihren Wunsch hin nur Marina genannt wird, erklärt, dass im Arbeitsvertrag acht Stunden Arbeit pro Woche festgelegt seien. Jedoch habe die Realität für ihre Tochter ganz anders ausgesehen: "Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Kinder fünf Tage pro Woche arbeiteten. Meine Tochter kam um 7.45 Uhr zur Arbeit und wurde erst wieder um 15 Uhr freigelassen."

"Pädagogische" Gespräche mit Studenten

Außerdem sei es möglich, dass die Studierenden noch um zehn Uhr abends zu einer "Besprechung" einberufen würden. In Chat-Nachrichten hieß es: 'Wenn du nicht kommst, werden alle [anderen Studenten] die ganze Nacht hier sitzen und warten', erklärt eine andere befragte Mutter.

Zudem würden mit den Studenten "pädagogische" Gespräche geführt; einige Aufnahmen dieser Gespräche liegen "Idel.Realii" vor. Auf einem dieser Tonbänder erzähle eine männliche Stimme, dass die Nato bereits seit 2011 einen hybriden Krieg gegen Russland führe. Auch fordert der Mann in der Tonaufnahme die Studenten dazu auf, auf Feiertage zu verzichten, "selbst wenn Mama Geburtstag hat". Inzwischen habe die Staatsanwaltschaft von Jelabuga Ermittlungen wegen arbeitsrechtlicher Verstöße aufgenommen.

Verwendete Quellen
  • idelreal.org: "Дети на службе у войны. Родители студентов — о привлечении подростков к сборке дронов в татарстанской "Алабуге" (russisch)
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