t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

Russischer Kommandeur fordert Waffenstillstand: "Ukraine nicht zu schlagen"


Forderung nach Waffenruhe
Russischer Kommandeur: Ukraine nicht zu besiegen


Aktualisiert am 19.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Alexander Chodakowski fordert eine Waffenruhe. (Quelle: Glomex)

Russland solle den Krieg an der aktuellen Frontlinie "einfrieren", sagt ein russischer Kommandeur. Seine Kritik an der Armeeführung erinnert an den in Ungnade gefallenen Wagner-Chef.

Der russische Kommandeur Alexander Chodakowski hat erklärt, dass Russland die Ukraine "jetzt und in naher Zukunft" militärisch nicht schlagen könne. Vielmehr solle der Krieg entlang der derzeitigen Frontlinie "eingefroren" werden, schrieb er am Donnerstag auf Telegram. Der Kommandeur forderte eine Waffenruhe, um die Kampfhandlungen zu beenden.

Chodakowski ist gebürtiger Ukrainer aus dem ostukrainischen Donezk, der 2014 die Seiten wechselte und das prorussische Wostok-Bataillon gründete. Im russischen Angriffskrieg kämpft er aufseiten des Kreml. In seiner Telegram-Nachricht schreibt Chodakowski, die Russen sollten nicht wie die Ukrainer "vorankriechen" und die Front "in Bachmuts verwandeln". Damit spielt der Kommandeur offenbar auf die langsam verlaufende ukrainische Gegenoffensive an, die nur zum Preis hoher Verluste vorankommt.

Auch beim zehnmonatigen Kampf um die ostukrainische Stadt Bachmut hatten Ukrainer wie Russen viele Tote und Verletzte zu beklagen. Chodakowski meint offenbar, dass es ein Fehler sei, verbissen um einzelne Orte zu kämpfen, während man dafür viele Soldatenleben opfert.

Die Ukraine eroberte zuletzt das Dorf Uroschaine in der Südukraine nach wochenlangen Kämpfen. Chodakowski soll ein Bataillon in der Nähe von Uroschaine angeführt haben. Auch seine eigenen Truppen wurden laut "Kyiv Independent" von ukrainischen Soldaten geschlagen.

Video | Ukraine befreit weiteres Dorf – Russen fliehen "in Panik"
Player wird geladen
Quelle: t-online

ISW: Vertrauen in russische Verteidigung könnte fehlen

Zudem schlägt Chodakowski vor, statt der derzeitigen "militärischen Spezialoperation" – wie Russland den Krieg gegen die Ukraine offiziell nennt – die derzeit von Russland besetzten Gebiete anzuerkennen und unter russische Vormundschaft zu stellen. Chodakowski nennt das in seinem Telegram-Channel "eine völlig andere Wendung der Geschichte".

Die "Angelegenheit", wie Chodakowski den Krieg nennt, sollte in seinen Augen mit einem "Waffenstillstand" enden. Diese Situation, wenn weder Krieg noch Frieden herrsche, wäre ihm zufolge nicht für Russland, sondern für die Ukraine am ungünstigsten. Warum, führt er nicht aus.

Laut der US-Denkfabrik "Institute for the Study of War" (ISW) stehen Chodakowskis Äußerungen im Zusammenhang mit der ukrainischen Befreiung des Dorfes Uroschaine im Süden der Ukraine. Chodakowski führte als Kommandeur eine russische Einheit, die Uroschaine verteidigen sollte, die sich aber am 15. August zurückziehen musste.

Chodakowskis Warnung könnte darauf hindeuten, dass das Vertrauen der russischen Streitkräfte in ihre Verteidigungslinien entlang der Hunderte Kilometer breiten Front in der Südukraine gesunken ist, so das ISW.

Erinnerungen an Prigoschin werden wach

Chodakowski habe sich bereits zuvor kritisch über die russische Verteidigung im Grenzgebiet zwischen der ukrainischen Regionen Donezk und Saporischschja geäußert, schreibt das ISW. Dabei habe der Kommandeur die mangelnden Kapazitäten der russischen Truppen, die hohen Verluste, erschöpfte Kräfte sowie fehlende Reserven beklagt.

Am 13. August habe Chodakowski eine Operationspause gefordert, damit die russischen Streitkräfte Ressourcen für neue Operationen sammeln könnten.

Die Klagen eines Kriegskommandeurs über die Mängel der russischen Armee erinnert an Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, der vor Monaten ähnliche Missstände thematisiert hatte. Doch seit Prigoschins bewaffnetem Aufstand Ende Juni sei solche Kritik im russischen Informationsraum zurückgegangen, schreibt das ISW. Der Kreml greift nach dem Prigoschin-Aufstand härter gegen das Lager der Ultranationalisten durch, denen Moskaus Kriegsanstrengungen nicht weit genug gehen.

Ob Chodakowski mit seiner offenen Kritik an der russischen Armee gefährlich lebt, muss sich zeigen. Seinen Einfluss auf die russische Führung schätzt das ISW als gering ein.

Verwendete Quellen
  • t.me: Beitrag von Alexander Chodakowski (russisch)
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, August 17, 2023" (englisch)
  • kyivpost.com: "‘We Cannot Win’ Says Top Russian Commander" (englisch)
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website