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Ukraine: Angriff aus 700 Kilometern mit Drohne? Selenskyj löst Spekulation aus


Selenskyj löst Spekulationen aus
Angriff aus 700 Kilometern – mit neuer Drohne?

Von t-online, mk, RZ, awö

Aktualisiert am 02.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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"Pappdrohne" im Video: So wirkt der PPDS-Flugkörper. (Quelle: t-online)
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Die Ukraine hat inzwischen ein ganzes Arsenal selbst entwickelter Fernwaffen. Jetzt könnten Kiews Ingenieure eine neue Zielmarke geknackt haben.

Für die Ukraine wäre es ein neuer Reichweitenrekord: Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine im Land entwickelte Waffe ein Ziel 700 Kilometer entfernt auf russischem Territorium getroffen. Gemeint ist offenbar der Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt Pskow, bei dem vorige Woche vier russische Transportflugzeuge vom Typ Il-76 beschädigt oder gar zerstört wurden. Pskow liegt etwa 700 Kilometer Luftlinie von der ukrainischen Grenze entfernt. Um welche Art von Geschoss es sich handelte, ließ Selenskyj allerdings offen – und sorgt damit für Spekulationen.

Ein heißer Anwärter auf Selenskyjs geheimnisvolle Neuentwicklung ist die Kamikazedrohne "AQ 400 Scythe" – benannt nach dem frühmittelalterlichen Reitervolk der Skythen, die mit Pfeil und Bogen die Steppe unsicher machten. Das Fluggerät hat nach Angaben des Herstellers One Way Aerospace eine Reichweite von 750 Kilometern und kann eine Last von 43 Kilo tragen – genug Sprengstoff, um eine Iljuschin Il-76 in Brand zu setzen. Anfang August teilte die Firma mit, dass die neu entwickelte Drohne "Ende des Monats" erstmals zum Einsatz kommen sollte. Zeitlich passt die Ankündigung genau zum Angriff auf das Flugfeld Pskow in der Nacht zu Mittwoch.

Wurde Pskow gar nicht von Drohnen getroffen?

Die Distanz nach Pskow könnten aber womöglich auch andere ukrainische Kamikazedrohnen überwinden. Das Modell "Bober" (Biber) beispielsweise soll eine Reichweite von 1.000 Kilometern haben. Viel mehr ist über die vom Militärgeheimdienst HUR entwickelte Waffe nicht bekannt. Leicht an ihrem rückwärtig montierten Propeller zu erkennen, wurde die "Bober"-Drohne mehrfach bei den Angriffen auf Moskau Ende Juli und Anfang August gesichtet.

Zum Einsatz kam dabei auch das Modell "UJ-22" des ukrainischen Luftfahrtunternehmens Ukrjet mit angeblich 800 Kilometern Reichweite und 20 Kilo Nutzlast. Ob es "Bober" und "UJ-22" auch nach Pskow schaffen würden, ist aber unklar. Die russische Hauptstadt liegt etwa 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Denkbar erscheint auch, dass der Angriff auf Pskow gar nicht mit Drohnen erfolgte. Manche Kriegsbeobachter spekulieren, dass die Ukrainer dort mit dem selbst entwickelten Marschflugkörper "R-360 Neptun" zugeschlagen haben.

Angriff auf Pskow aus der Nähe?

Die nach dem römischen Gott des Meeres benannte Rakete ist eigentlich eine Antischiffswaffe. Mit ihr versenkten die Ukrainer voriges Jahr die "Moskwa", das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte. Inzwischen haben Ingenieure die "Neptun" so umgebaut, dass sie auch Ziele an Land treffen kann. Ende August soll eine modifizierte "Neptun" ein wertvolles russisches Flugabwehrsystem vom Typ S-400 auf der Halbinsel Krim zerstört haben. Fraglich ist allerdings, ob eine für Bodenangriffe umgebaute "Neptun"-Rakete die Distanz von 700 Kilometern schafft. Als Antischiffswaffe beträgt ihre Reichweite etwa 400 Kilometer.

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Möglich ist auch, dass die Transportflugzeuge in Pskow gar nicht aus der Distanz getroffen wurden. Nach jüngsten Angaben des ukrainischen Geheimdienstchefs Kyrylo Budanow wurde der Angriff auf das Flugfeld von russischem Territorium aus gestartet. Das legt einen Verdacht nahe, der schon vorige Woche nach einem angeblichen Angriff auf den russischen Luftwaffenstützpunkt Kursk kursierte.

Pappdrohnen gegen Iljuschins?

Aus ukrainischen Quellen hieß es, in Kursk seien mehrere Militärflugzeuge und ein Flugabwehrsystem vom Typ Pantsir zerstört worden – und zwar mit Drohnen aus Pappe. Das ließ sich allerdings nicht bestätigen. Auf Satellitenbildern, die nach dem angeblichen Angriff aufgenommen wurden, war an den Flugzeugen in Kursk kein Schaden zu erkennen. Bestätigt ist aber, dass die Ukraine die Pappdrohnen aus australischer Herstellung im Arsenal hat. Die Firma "Sypac Systems" hatte schon im März angekündigt, der Ukraine das Modell "Corvo PPDS" zu liefern. Ein Video davon sehen Sie oben.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

In der Ukraine sollen Drohnen aus Pappe zum Einsatz gekommen sein. Wie die neue Technik funktioniert, zeigt dieses Video, das jetzt viral geht.
Der Flugkörper ist unter dem Kürzel PPDS bekannt - also Precision Payload Delivery System. Die "kostengünstige Einwegdrohne" solle vor allem für die Lieferung von Versorgungsgütern und Ausrüstungen in Gebieten eingesetzt werden, die mit herkömmlichen Logistiksystemen nicht erreicht werden können, teilte der Hersteller mit. Tatsächlich scheint sie auch Angriffe durch feindliche Flugzeuge per Kamikaze-Flug abzuwehren.
Die ungewöhnliche Technik stammt aus Australien. Das in Melbourne ansässige Unternehmen Sypaq erklärt, die Drohnen, die vorwiegend aus Pappe und Gummibändern bestehen, würden flach verpackt geliefert, könnten selbständig starten und landen und bis zu 120 Kilometer weit fliegen. Das Material der Drohnen erschwert nach Herstellerangaben die Erkennung durch Radarsysteme.

Die Pappdrohne werde "flach verpackt geliefert, kann selbständig starten, bis zu 120 Kilometer weit fliegen und selbständig landen", so der Hersteller. Ihre Nutzlast soll bei bis zu fünf Kilo liegen – auch das genug Sprengstoff, um ein Flugzeug schwer zu beschädigen. Vorstellbar ist also, dass ukrainische Agenten oder russische Partisanen den Stützpunkt in Pskow aus der Nähe mit Pappdrohnen angegriffen haben. Auch diese Art der Kriegsführung mit Drohnen dürfte ihre psychologische Wirkung auf die russische Armee entfalten.

Verwendete Quellen
  • kyivindependent.com: Zelensky: Ukrainian-made weapon has proven 700 km range (englisch)
  • forbes.com: Scythes, Achilles And Buzz Bombs: A New Ukrainian Arsenal Takes Aim At Moscow (englisch)
  • onewayaerospace.com: AQ 400 Scythe
  • thedrive.com: Ukraine Using Land Attack Variant Of Neptune Anti-Ship Missile (englisch)
  • twitter.com: Tweets von @Aviation_Intel vom 28. August (englisch)
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