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Ukraine: Soldaten greifen Panzer an – in ihrer Freizeit mit dem Handy


Panzerschlacht
Bizarrer Zeitvertreib zwischen Artillerieattacken

Von t-online, wan

Aktualisiert am 03.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein ukrainischer Soldat schaut auf sein Handy (Symbolbild). Viele nutzen die Geräte zum Spielen, berichtet die "New York Times".Vergrößern des BildesEin ukrainischer Soldat schaut auf sein Handy (Symbolbild). Viele nutzen die Geräte zum Spielen, berichtet die "New York Times". (Quelle: IMAGO/Dmytro Smolienko)
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Ukrainische Soldaten habe eine eher ungewöhnliche Art der Entspannung: Sie bekämpfen auf dem Handy Panzer.

In den wenigen Pausen, die ukrainische Soldaten derzeit haben, greifen viele zum Handy – und vertreiben sich die Zeit mit Spielen. Dank der Starlink-Satelliten gibt es auf dem Schlachtfeld Internet, so können auch Online-Spiele benutzt werden. Die "New York Times" hat jetzt einen Trend beobachtet, der auf den ersten Blick verwunderlich scheint: zu den Game-Favoriten gehört die Panzerschlacht-Simulation "World of Tanks" (Welt der Panzer).

Wo eben noch Artilleriegeschosse eingeschlagen sind, versuchen Soldaten in einer Feuerpause, einander zu bekämpfen – auf dem Handy. Bei der Schlacht um Bachmut seien ebenso Soldaten gesehen worden, die daddelten, wie ein Kriegsheld an der Ostfront, der beklagte, dass er seinen Zugang zu seinem Konto verloren hatte, heißt es.

"Ich spiele von Zeit zu Zeit, wenn ich ein bisschen Freizeit habe", sagte Leutnant Nazar Vernyhora gegenüber der Zeitung. Er erlangte im vergangenen Jahr Aufmerksamkeit, als er als Panzerkommandeur außerhalb von Kiew mehrere russische Mannschaftstransporter zerstörte und einen Panzer schwer beschädigte.

Im Spiel stehen sich zwei Teams mit Panzern und anderen schweren Gerät gegenüber. Das Spiel "World of Tanks Blitz" kann auch auf Smartphones geladen werden. Zwar sind auch andere Spiele wie der Fifa-Fußballsimulator in den Schützengräben und Stellungen zu finden, die Panzerschlacht scheint aber besonders verbreitet zu sein. Laut Angaben der Zeitung sei man überall an der Front auf Soldaten gestoßen, die sich online messen. Ein Kommandeur hätte den Reportern sogar stolz ein Video gezeigt, das er beim Spielen aufgenommen hatte. "Ich liebe World of Tanks", sagte er. Ein Soldat mit dem Kampfnamen Silver warnte sogar, dass man dem Spiel verfallen könne und es abhängig mache.

Dass Soldaten, die eben noch selbst in einem Panzer unterwegs waren, diesen auch virtuell steuern, überrascht die Reporter nicht. Es ist ein Weg, mit der Realität umzugehen, schreibt die Zeitung. Sie könnten sich per Spiel von dieser frei machen.

Die Firma hinter dem Spiel, Wargaming Group, hatte nach Angaben der NYT einst die Hälfte seiner Server in Russland, jetzt sind sie über Europa, Australien, USA und China verteilt. Ironischerweise kämpften bei den "World of Tank"-Wettbewerben im E-Sport zwischen 2011 und 2021 die gleichen Länder wie jetzt auf dem Schlachtfeld. Zu den Bestverdienern zählten der Russe Kirill Ponomarew und der Ukrainer Dmytro Frishman. Mit einem Unterschied zur Realität: Sie gehörten sogar dem gleichen Team an.

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E-Sports-Star: "Sie spielen mit ihren Freunden"

Frishman lebt heute in Charkiw, wo er einen Spielklub leitet. Dort würden viele verwundete Soldaten einkehren, und unter anderem World of Tanks spielen. Es sei zunächst schwierig für ihn gewesen, das Verhalten zu verstehen. Dann leuchtete es ihm ein: "Sie entspannten sich, sie spielten mit ihren Freunden." Für andere bedeutet das Online-Erlebnis auch, sich weiterzubilden. "Du lernst ein wenig, im Team zu arbeiten und Taktiken zu entwickeln", sagte ein Soldat den US-Reportern.

Auch auf russischer Seite ist das Spiel offenbar beliebt. Ein Soldat, der von ukrainischen Truppen festgenommen wurde, nannte "World of Tanks" als Grund, in die Armee eingetreten zu sein. Er hatte eine angeblich gefundene Kreditkarte genutzt, um im Spiel Güter zu kaufen. Als er erwischt wurde, bekam er eine Geldstrafe, wie er in einem Youtube-Video erzählt. Da er diese nicht bezahlen konnte, zog er in den Krieg.

Verwendete Quellen
  • nytimes.com: "The Smartphone Game That Ukrainian Soldiers Play on the Front Line" (englisch, kostenpflichtig)
  • vice.com: "Russian Prisoner of War Says He Joined Army to Pay Off ‘World of Tanks’ Debt" (englisch)
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