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Großbritannien: Wegen Putin – Armeechef fordert Mobilisierung von Bürgern


"Unsere Gesellschaften auf Krieg vorbereiten"
Britischer Armeechef lässt mit düsterer Prognose aufhorchen

Von t-online, cc

Aktualisiert am 25.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Der britische Armeechef Sir Patrick Sanders (r.) warnt seine Landsleute vor einem großen Krieg (Archivbild).Vergrößern des BildesDie Forderungen von Sir Patrick Sanders stoßen bei Großbritanniens Regierung nicht gerade auf ein freundliches Echo (Archivbild). (Quelle: Emrah Gurel)
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Deutliche Warnung an alle Landsleute und auch an alle Europäer: Der britische General Sanders skizziert die Bedrohung durch Russland. Diese sei real.

Der britische Armeechef General Sir Patrick Sanders hat mit einem dramatischen Appell an seine Landsleute für Aufsehen gesorgt. Es müsse eine "nationale Mobilisierung" stattfinden, um die Herausforderungen, denen die Nato gegenübersteht, bewältigen zu können. Sanders forderte in diesem Zusammenhang die Schaffung einer "Bürgerarmee", die im Notfall in kürzester Zeit handlungsfähig sein und die regulären britischen Truppen bei der Landesverteidigung unterstützen könne.

Konkret bezog sich Sanders bei seiner Forderung auf einen möglichen Krieg mit Russland. "Für unsere Freunde in Ost- und Nordeuropa ist die Bedrohung durch Russland bereits sehr real, sie sind daher jetzt schon dabei, die Voraussetzungen für eine landesweite Mobilisierung zu schaffen", sagte der General laut der britischen Tageszeitung "The Independent" bei einer Konferenz von Verteidigungsexperten in London. Er forderte deshalb, auch über eine Wehrpflicht nachzudenken, um die regulären Truppen im Bedarfsfall schnell aufstocken zu können.

"Wie der Vorsitzende des Nato-Militärausschusses (Anm. d. Red.: der niederländische Admiral Rob Bauer) in der vergangenen Woche richtig gesagt hat, und wie es etwa die schwedische Regierung in Vorbereitung auf ihren angestrebten Nato-Beitritt bereits getan hat, müssen alle Schritte unternommen werden, um unsere Gesellschaften in die Lage zu versetzen, im Kriegsfall handlungsfähig zu sein, wenn es nötig ist. Das ist nicht mehr nur wünschenswert, sondern es ist essenziell", sagte Sanders.

Russland betrachtet Nato als Bedrohung

Die eindringliche Warnung des britischen Generalstabschefs kommt vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine, der sich im Februar bereits zum zweiten Mal jährt. Seit dem Beginn des Überfalls hat Russlands Machthaber Wladimir Putin dem Westen mehrfach mit Vergeltung gedroht, sollte die Allianz ihre Unterstützung für die Ukraine ausweiten und zudem ihre sicherheitspolitischen Bemühungen im Rahmen der Nato verstärken.

Genau dies ist aber unter anderem durch den Beitritt Finnlands und Schwedens passiert. Die beiden skandinavischen Länder sind bereits (Finnland) oder werden sehr wahrscheinlich bald (Schweden) der Nato beitreten und damit den geostrategischen Einfluss des Verteidigungsbündnisses an der Ostgrenze Europas deutlich ausweiten. Russland betrachtet dies als existenzielle Bedrohung.

Sanders verweist nun darauf, dass die aktuelle Situation durchaus in einen großen Krieg münden könnte. Der General warnte seine Landsleute, aber auch die anderen Nato-Mitglieder davor, sich angesichts der russischen Aggression in Sicherheit zu wiegen. "Wir sind noch nicht ausreichend geschützt und wir müssen uns entsprechend vorbereiten. Das ist eine Anstrengung, die die gesamte Nation betrifft."

Britische Regierung reagiert ablehnend

Er erinnerte im Ton seiner Ansprache an die großen Reden Winston Churchills. Der ehemalige britische Premier hatte seine Landsleute während des Zweiten Weltkriegs immer wieder auf die Bedeutung der gemeinsamen Landesverteidigung im Angesicht des nationalsozialistischen Überfalls auf Europa durch Hitler-Deutschland eingeschworen.

In der britischen Regierung stieß Sanders Appell jedoch auf Skepsis. "Das britische Militär hat eine lange Tradition als Freiwilligenarmee. Es gibt keine Pläne, daran etwas zu ändern", sagte ein Regierungssprecher. Weiterhin hieß es, dass man über die Ausführungen Sanders nicht glücklich sei. Premierminister Rishi Sunak stimme nicht mit Sanders überein, zudem halte man seine Warnung für "nicht hilfreich". Es handle sich lediglich um "hypothetische Szenarien".

Ein ähnliches Echo wie Sanders bekam auch der deutsche Verteidigungsminister zu hören, als er vor wenigen Monaten forderte, Deutschland müsse "kriegstüchtig" werden. Die Kritik an dieser Forderung von Boris Pistorius ließ nicht lange auf sich warten, auch aus den eigenen Reihen seiner Partei. Der Widerstand gegen eine umfassende Aufrüstung, wie sie von etlichen Militärs und Experten seit Längerem gefordert wird, ist in der SPD nach wie vor groß. Auch der von einigen Verteidigungspolitikern eingebrachte Vorschlag zur Wiedereinführung der Wehrpflicht stößt hierzulande auf breite Ablehnung.

"Nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen"

Rob Bauer, Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, mahnte die Regierungen Europas ebenfalls, mehr in Sachen Landes- und Bündnisverteidigung zu unternehmen. So sollten sich die Nato-Partner auf einen Konflikt mit Putins Russland einstellen. Die Bedrohung durch Putin könne schlimmstenfalls noch für die nächsten 20 Jahre anhalten, so der Niederländer.

Deshalb sei es notwendig, dass die Menschen in Europa ihren Beitrag in einer möglichen kriegerischen Auseinandersetzung leisten müssen. Eine große Anzahl von Bürgern könnte dann eingezogen werden, durch "Mobilisierung, in Form von Reservisten oder Vertragssoldaten". "Die Menschen müssen begreifen, dass in den kommenden zwei Jahrzehnten nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen sein könnte", so Bauer beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel.

Verwendete Quellen
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