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Martin Luther King: "I have a dream"-Rede war anders geplant


"I have a dream"
Vor 50 Jahren hielt Martin Luther King seine berühmte Rede

dpa, t-online, Gregor Waschinski

Aktualisiert am 28.08.2013Lesedauer: 3 Min.
Der friedliche Marsch auf Washington zählt zu den Sternstunden der US-BürgerrechtsbewegungVergrößern des BildesDer friedliche Marsch auf Washington zählt zu den Sternstunden der US-Bürgerrechtsbewegung (Quelle: dpa-bilder)
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"I have a dream" (Ich habe einen Traum): Der schwarze US-Bürgerrechtler Martin Luther King hat sich vor 50 Jahren allein mit diesen Hoffnung spendenden Worten unsterblich gemacht. Beinahe wären sie gar nicht gefallen, als King am 28. August 1963 beim Marsch auf Washington seine legendäre Rede hielt. Noch immer ist sein Traum von völliger Gleichheit nicht erfüllt. Aber die griffige Formulierung trug ihren Teil dazu bei, den Kampf fortzuführen.

Am Mittwoch gedenken die USA bei einer offiziellen Feier mit dem ersten farbigen Präsidenten der Geschichte, Barack Obama, dem 50. Jahrestag der Rede. Sie ist vor allem deshalb bis heute weltweit so präsent, weil Martin Luther King nicht auf einen seiner Berater hörte. Er riet dem Prediger davon ab, den heute historischen Satz zu benutzen - er fand ihn abgedroschen.

Der Traum von einer besseren Zukunft

So wie die Deutschen 1963 zur Zeit der Bedrohung durch die Sowjetunion Kraft aus der Rede von US-Präsident John F. Kennedy und seinem Bekenntnis "Ich bin ein Berliner" schöpften, so gab King den unter massiver Rassentrennung leidenden farbigen Amerikanern Mut. Der damals 34-Jährige war ein Vorbild, das von einer besseren Zukunft träumte, und er sprach zu Hunderttausenden: Betroffene und Menschen, die sich mit ihnen solidarisierten.

Die Formulierung "I have a dream" hatte der Bürgerrechtler bereits mehrfach verwendet, etwa bei einem Gottesdienst in Detroit zwei Monate zuvor. In dem Manuskript, das der Prediger in der Nacht vor der Großdemonstration in der US-Hauptstadt fertigstellte, fehlte der Ausspruch. Doch als der Bürgerrechtler den Geist spürte, den mindestens 250.000 Menschen am Lincoln Memorial erzeugten, sprach er nach seiner kurzen Rede frei weiter und griff dabei auf die Traum-Passage zurück.

Urplötzlich entschieden

Einige Jahre später erzählte King dem Doktoranden Donald Smith, der über die Rhetorik des Baptistenpredigers promovierte, dass er sich "urplötzlich" für den Satz entschieden habe. "Ich habe einfach gefühlt, dass ich ihn benutzen wollte", sagte King. "Ich weiß nicht warum. Ich hatte vor der Rede nicht daran gedacht." Möglicherweise inspirierte ihn auch der Zwischenruf der Gospelsängerin Mahalia Jackson, die forderte: "Erzähl' ihnen von dem Traum, Martin."

Kings 16-minütige Rede war der Höhepunkt des "Marschs auf Washington für Jobs und Freiheit". Die überwiegend schwarzen Teilnehmer der bis dahin größten Kundgebung in der US-Geschichte reisten mit Zügen und Bussen aus dem ganzen Land an, um die Diskriminierung und wirtschaftliche Benachteiligung der afroamerikanischen Bevölkerung anzuprangern.

Bürger zweiter Klasse

Hundert Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei unter Präsident Abraham Lincoln waren Schwarze insbesondere in den Südstaaten der USA noch immer Bürger zweiter Klasse, durften teils nicht die gleichen Schulen, Verkehrsmittel, Geschäfte oder Restaurants benutzen wie Weiße.

Millionen Menschen schauten live an den Fernsehern zu, als King mit seiner unnachahmlichen rhythmischen Sprechweise die in der US-Verfassung verankerte Gleichheit der Menschen beschwor. Dem Prediger gelang ein rhetorisches Meisterwerk, das sich an die Unabhängigkeitserklärung der USA ebenso anlehnte wie an Lincolns Reden und die Bibel. Immer wieder hämmerte er seinen Zuhörern das eindringliche "I have a dream" ein und rief dazu auf, in den Vereinigten Staaten endlich die "Glocken der Freiheit" erklingen zu lassen.

Alles blieb friedlich

"Ich freue mich, heute mit Euch zusammen an einem Ereignis teilzunehmen, das als die größte Demonstration für die Freiheit in die Geschichte unserer Nation eingehen wird", sagte King. Tatsächlich zählt der Marsch auf Washington zu den Sternstunden der Bürgerrechtsbewegung. Die Behörden hatten vor Ausschreitungen gewarnt und tausende Polizisten mobilisiert, doch die Stimmung glich eher einem Volksfest. Die friedliche Massenkundgebung erhöhte den Druck auf Präsident Kennedy und den Kongress, die Forderungen der Afroamerikaner nach Gleichbehandlung zu erfüllen.

Kennedy war gleich der Meinung, dass die Versammlung dem Streben der 20 Millionen Afroamerikaner gedient habe. "Ich habe einen Traum", sagte er lächelnd, als er King im Anschluss an die Versammlung im Weißen Haus begrüßte. Drei Monate später wurde Kennedy ermordet, erst sein Nachfolger Lyndon B. Johnson setzte 1964 ein umfassendes Bürgerrechtsgesetz in Kraft.

Gesetze gegen Diskriminierung

Der Civil Rights Act beendete die Rassentrennung in den Südstaaten und untersagte die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht oder Religion. Ein Jahr später folgte der Voting Rights Act, der den ungehinderten Zugang von Afroamerikanern zu Wahlen garantierte.

Martin Luther King wurde 1964 für sein Wirken mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Am 4. April 1968, im Alter von 39 Jahren, wurde die Bürgerrechtsikone in einem Motel in Memphis im Bundesstaat Tennessee von einem Attentäter erschossen.

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